Kommentar
Vorbildliche Arbeit: Der Wakkerpreis für die Stadt Baden ist überraschend, aber doch verdient

Auf den ersten Blick erstaunt die Vergabe des Wakkerpreises an die Bäderstadt. Doch er zeigt, dass die Stadt vorbildlich agiert. Der Kommentar von Martin Rupf.

Martin Rupf
Martin Rupf
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Der Theaterplatz: Wo einst Autos parkierten, flanieren heute Menschen über den Platz und geniessen die Aussicht über die Limmat.
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Der neue Freiraum am Theaterplatz am Rand der Innenstadt wurde durch den Bau eines Parkhauses im Untergrund ermöglicht, auf dessen Dach sich der Platz heute erstreckt.
Der alte Stadtfriedhof stand bei seiner Erstellung 1821 abseits des Stadtkerns. Heute liegt er inmitten der wachsenden Wohn- und Arbeitsgebiete.
Spielplatz auf dem alten Stadtfriedhof an der Bruggerstrasse.
2013 erhielt die geschützte Gartenanlage eine neue Bestimmung als ruhiger Erholungsort und Quartierspielplatz.
Auch der neu gestaltete Schlossbergplatz wird als gutes Beispiel städtischer Planung erwähnt.
Der Neubau Schlossberg, ein Gewerbe- und Wohnhaus, am Schlossbergplatz.
Der Stadtturm von der anderen Seite, der Weiten Gasse.
Blick auf die Altstadt von der Ruine Stein aus.
Fussgänger und Velofahrer teilen sich die Cordulapassage unter der Schulhausplatz-Kreuzung, einer der meistbefahrenen Kreuzungen der Schweiz.
Nur für den öffentlichen Verkehr: Unterhalb der Cordulapassage verläuft ein Bustunnel.
Blick auf die Schulhausplatz-Kreuzung mit dem Wohn- und Geschäftshaus Falken (rechts).
Die neu gestaltete Schulhausplatz-Kreuzung wurde im August 2018 nach aufwendiger Sanierung eröffnet.
Die Parkanlage des Kurparks ist im Stil eines englischen Landschaftsgartens angelegt.
Bäume spiegeln sich im Kurpark-Weiher.
Der Promenadenlift, ein öffentlicher Personenaufzug, der vom Bahnhofplatz hinunter zur Limmatpromenade führt, überwindet 27 Höhenmeter.
Der Lift (im Hintergrund) führt zum Limmatsteg.
Der Bahnhofplatz mit dem «Schwyzerhüsli».
Die Weite Gasse in der Altstadt.
Der Trafoplatz mit dem Kino Trafo im Hintergrund.
Die Parkanlage der Villa Boveri ist die bedeutendste private Gartenanlage der Stadt.
Die gedeckte Holzbrücke über der Limmat.
Der Kirchplatz mit der Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt in der Altstadt.
Neuer Geh- und Radweg in Richtung Bezirksgebäude und Schulhausplatz.
Der Vorplatz des Bezirksgebäudes mit dem Obeliskbrunnen von 1866.
Blick auf die Altstadt und Baden Nord.

Der Theaterplatz: Wo einst Autos parkierten, flanieren heute Menschen über den Platz und geniessen die Aussicht über die Limmat.

Keystone

Im ersten Moment mag es erstaunen, dass Baden den Wakkerpreis 2020 erhält. Wenn schon, hätten wohl nicht wenige diese Ehrung nach der Eröffnung des neuen Thermalbades oder des neuen Kurtheaters in rund zwei Jahren erwartet.

Doch auch die Begründung für die Ehrung löst vielleicht bei manchen Ortskundigen anfänglich Erstaunen aus, werden doch insbesondere die Freiräume, also die Plätze in der Stadt, lobend erwähnt. Wie kommt man darauf, etwa den Trafo- oder den Theaterplatz als gelungen zu bezeichnen?

Und bei der 2018 eröffneten neuen Schulhausplatzkreuzung fragen sich viele noch heute, weshalb die Fussgänger und Velofahrer in den Untergrund verbannt wurden.

Diese Badener Orte sind heute lebenswerter als früher

Früher präsentierte sich der Schlossbergplatz wenig attraktiv, «Blinddarm» wurde die unwirtliche Unterführung genannt.
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Auch der neu gestaltete Schlossbergplatz wird als gutes Beispiel städtischer Planung erwähnt.
Wo einst Autos parkierten, flanieren heute Menschen über den Theaterplatz und geniessen die Aussicht auf die Limmat.
Der Theaterplatz: Wo einst Autos parkierten, flanieren heute Menschen über den Platz und geniessen die Aussicht über die Limmat.
Vor der Eröffnung des Trafoplatzes 2003 präsentierte sich dieser trist und grau.
Heute ist er ein Treffpunkt und ein offener Veranstaltungsraum. Im Zuge der weiteren Entwicklungen im Gebiet wird der Trafoplatz in den kommenden Jahren um den benachbarten Brown-Boveri-Platz ergänzt.
Der umfassend neu gestaltete Schulhausplatz (links) wurde im Sommer 2018 eröffnet und ist ein starkes Stück Stadtreparatur. Eine grosszügige unterirdische Passage verbindet seither die Vorstadt wieder mit der Innenstadt, während darüber weiterhin täglich 50'000 Fahrten auf der Kreuzung gezählt werden.
Einst führte kein Weg durch Baden an der Weiten Gasse vorbei. Wo sich früher Autos, Busse und Menschen um den beschränkten Platz stritten, wird heute flaniert, in Cafés gesessen und eingekauft. Dank der Neugestaltung des Schulhausplatzes verschwand seit kurzem auch der regionale Busverkehr aus der Einkaufsstrasse.
Der Kurpark, der sich zwischen Bahnhof und Bäderquartier aufspannt, entstand zur Blütezeit des Kurbetriebes am Ende des 19. Jahrhunderts. Heute ist er ein gepflegter, grosszügiger Erholungsraum mit beachtlichem Baumbestand für die gesamte Bevölkerung. Ein Parkpflegewerk regelt den angemessenen und denkmalpflegerisch korrekten Unterhalt der Anlage.
Der «Alte Stadtfriedhof» stand bei seiner Erstellung 1821 weit abseits des Stadtkerns. Heute liegt er inmitten der wachsenden Wohn- und Arbeitsgebiete. Mit subtilen und feinfühligen Interventionen erhielt die geschützte Gartenanlage 2013 eine neue Bestimmung als ruhiger Erholungsort und Quartierspielplatz.

Früher präsentierte sich der Schlossbergplatz wenig attraktiv, «Blinddarm» wurde die unwirtliche Unterführung genannt.

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Doch diese Reaktion greift nicht nur zu kurz, sondern sie zeigt vor allem eines: Gerade weil Badenerinnen und Badener so an ihrer Stadt hängen, beäugen sie Entwicklungen und Neuerungen besonders kritisch. Offenbar kritischer, als dies die zweifelsohne kompetente Fachkommission des Schweizer Heimatschutzes getan hat.

Tatsächlich: Liest man die Begründung, leuchtet diese ein. Es geht nicht in erster Linie um die Qualität der Plätze, sondern um den Fakt, dass diese erhalten und geschaffen werden.

Nicht wenige realisieren nun vielleicht, dass es nicht selbstverständlich ist, dass sich eine Stadt für den Erhalt von Freiräumen und somit die Förderung der Lebensqualität einsetzt. Das hat die Stadt Baden vorbildlich getan – der Wakkerpreis ist der verdiente Lohn dafür!

Die schönsten Bilder aus der Badener Altstadt

Die Badener Altstadt von der rechten Limmatseite aus gesehen, v.l.n.r.: die Sebastianskapelle, die katholische Stadtpfarrkirche, die Ruine Stein und der Stadtturm.
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Rundgang durch die Badener Altstadt
1712 wurde die Festung von den Bernern und den Zürchern zerstört.
So präsentiert sich die Badener Altstadt von oben.
Eigentlich weht auf der Ruine des Turmes stets die Badener Fahne...
... doch zur Fasnachtszeit hat die Fasnachtsfahne Vorrang.
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: der Cordulaplatz.
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: die Cordulapassage.
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: die Cordulapassage.
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: Der markante Stadtturm ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Er entstand Mitte des 15. Jahrhunderts.
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: der Schlossbergplatz mit dem Stadtturm im Hintergrund.
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: die Badstrasse.
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: die Weite Gasse.
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: Auf dem Kirchplatz dominiert die katholische Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt.
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: Ebenfalls auf dem Kirchplatz steht die Sebastianskapelle, die früher als Beinhaus diente.
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: Davon zeugen noch heute die Schädel im Untergeschoss (Krypta) der Kapelle.
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: Zwischen Stadtturm und Kirchplatz liegt der Löwenplatz. Den Brunnen krönt eine Löwen-Figur von Hans Trudel.
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: Dieses Haus ist über 600 Jahre alt – ein Herzstück der Badener Altstadt.
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: Am Übergang von der oberen zur unteren Altstadt befindet sich das Stadthau.
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: Hier, im Rathaus, arbeitet die Badener Stadtverwaltung und der Stadtrat hält hier seine Sitzungen ab.
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: Im Rathaus befindet sich auch der Tagsatzungsaal mit seinen wertvollen Wappenscheiben.
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: Im Saal trafen sich die eidgenössischen Orte (Kantone) zwischen 1426 und 1712 regelmässig zur «Tagsatzung».
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: die untere Altstadt.
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: die untere Altstadt.
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: die untere Altstadt.
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: die alte Holzbrücke.
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: die untere Altstadt.
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: die untere Altstadt
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: der Verlag «Hier und Jetzt», der nach Zürich wechselt.
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: Blick auf die Häuserdächer.
Ein Rundgang durchs Badener Altstadtquartier: Spaziergang an der Limmat.

Die Badener Altstadt von der rechten Limmatseite aus gesehen, v.l.n.r.: die Sebastianskapelle, die katholische Stadtpfarrkirche, die Ruine Stein und der Stadtturm.

Alex Spichale