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Der neue OK-Präsident Oliver Eglin verrät, weshalb die nächste Badenfahrt 2023 und nicht ein Jahr früher stattfindet.
Kaum war die Badenfahrt 2017 Geschichte, stellte sich die Frage, wann die nächste Badenfahrt über die Bühne geht. 2022, weil traditionsgemäss fünf Jahre nach einer grossen Badenfahrt eine kleine Badenfahrt gefeiert wird? Oder doch erst 2023, um dann das 100-Jahr-Jubiläum zu feiern?
Nun wird das Geheimnis gelüftet: Die nächste Badenfahrt findet 2023 statt. Damit nicht genug: Das Badenfahrtkomitee erhält mit Oliver Eglin gleich auch einen neuen Präsidenten. Zusammen mit einem kleinen Kernteam und in Absprache mit der Stadt Baden habe man entschieden, das nächste Volksfest 2023 durchzuführen. Der 36-jährige Unternehmer Oliver Eglin übernimmt das Amt von Adi Hirzel, der 2012 als OK-Präsident des Stadtfestes amtete (zusammen mit Marc Périllard) und 2017 OK-Präsident der letzten Badenfahrt war. Nachdem die beiden Vereine «Stadtfest» und «Badenfahrtkomitee» zusammengelegt wurden, stand bald auch der Entscheid fest, das Präsidium in neue Hände zu geben.
Doch weshalb fiel der Entscheid auf 2023 und nicht auf 2022? Eglin führt verschiedene Gründe ins Feld. «Erstens sind wir nach Absprache mit der Stadt zum Schluss gekommen, dass wir dannzumal in Sachen Festgebiet wahrscheinlich mehr Möglichkeiten haben.» Zweitens müsse das 100-Jahr-Jubiläum einfach gefeiert werden. «Und drittens ist es fast schon Tradition, immer wieder aus dem 5- Jahresrhythmus auszubrechen», sagt Oliver Eglin mit einem Lachen.
«Als ich für das Amt angefragt wurde, musste ich das natürlich erst einmal setzen lassen», sagt der Vater zweier kleiner Kinder. Doch schnell war für ihn klar, dass er diese «ehrenvolle, aber auch verantwortungsvolle Aufgabe» gerne übernimmt. Er habe zwar schon verschiedentlich gehört, «Oli, Du unterschätzt das». Natürlich habe er grossen Respekt vor der Aufgabe und sei sich der Verantwortung und auch der Erwartungshaltung bewusst. «Aber weil ich schon bei der Badenfahrt 2017 Teil des OK’s war, weiss ich in etwa, was auf mich zukommen wird. Entscheidend ist, dass wir eine gute Truppe zusammenbringen, die mit Spass und Freude an die Sache geht», so Eglin.
Die schönsten Augenblicke der Badenfahrt 2017:
Als OK-Präsident werde er es in Sachen Führung gleich halten wie in seinem Unternehmen mit 250 Mitarbeitenden. «Es wird flache Hierarchien geben mit kompetenten Ressortzuständigen.» Als Präsident sei er – nebst der Zusammenstellung eines schlagfertigen Komitees – vor allem in der Öffentlichkeitsarbeit gefragt. Das sei letztlich auch der Grund gewesen, weshalb er sich gegen ein Co-Präsidium-Modell ausgesprochen habe. «Präsident zu sein, gibt mir als Solches überhaupt nichts; es geht mir hier nicht ums Prestige. Am Schluss braucht es einfach eine Person, die hinsteht und kommuniziert.»
Wo sieht der neue Präsident die grössten Herausforderungen für das kommende Fest? «Allzu sehr will ich jetzt noch nicht in die Details gehen.» Sicher werde man die Badenfahrt 2017 nochmals genau analysieren und die nötigen Lehren daraus ziehen. «Die zentrale Frage, die wir uns stellen müssen, lautet: Wollen und können wir ein solch grosses Fest mit über einer Million Festbesuchern noch stemmen?» Oliver Eglin liefert die Antwort zumindest im Ansatz: «Es wird nicht das Ziel sein, in Sachen Festbesucher noch grösser zu werden, vielleicht geht es 2023 sogar eher wieder in die gegenteilige Richtung.»
Bleibt zum Schluss die Frage, ob es sich 2023 um eine «kleine» oder «grosse» Badenfahrt handelt und ob die übernächste Badenfahrt wegen des Siebenerjahrerhyhtmus’ 2027 stattfindet? «Ob es eine grosse oder kleine Badenfahrt geben wird, steht noch nicht fest und ist letztlich auch gar nicht so entscheidend», sagt Eglin.
Hingegen sei es schon der Plan, im 2027 – also nur vier Jahre nach dem Fest 2023 – die nächste Badenfahrt stattfinden zu lassen. «Ja, das ist ehrgeizig. Wenn es uns aber gelingt, die beiden Feste mit mehrheitlich den gleichen Personen zu organisieren, dann sollte dies machbar sein.»
1923: Das erste Volksfest mit der Bezeichnung Badenfahrt erinnerte an den Friedenskongress von 1714. An diesem wurde der Friede von Baden ausgehandelt, der zum Ende des Spanischen Erbfolgekrieges beitrug. Entsprechend hiess das Fest «Der Europäische Friedenskongress».
1937: «Im Wandel der Zeiten». Die «Grosse Badenfahrt 1937» zog 60 000 Menschen am zweiten Festsonntag zum Umzug in die Stadt. Die Bevölkerung von Baden und Umgebung habe bewiesen, was sie unter Zurückstellung aller politischen und konfessionellen Spezialinteressen zum Wohle der Bäderstadt leisten könne, heisst es in der Chronik der Neujahrsblätter.
1947: 100 Jahre Spanischbrötli-bahn. «Tragen Schleppen Fahren» – so lautete das Umzugsmotto der Badenfahrt 1947.
1957: Wegen der Verkehrssanierung im Zentrum der Stadt wurde auf eine Badenfahrt verzichtet.
1965: Das «Tunnelfest» zu Ehren der fertig erstellten Tunnels der Verkehrssanierung half der Festbevölkerung etwas über die badenfahrtlose Zeit hinweg.
1967: «Räder machen Leute»: Entsprechend dem Motto dominierten an der grossen Badenfahrt Fahrzeuge den Festumzug – Oldtimer, Rennmaschinen, Pferdekutschen und Eselskarren. Auch Fahrrad-Star Ferdy Kübler fuhr auf dem Velo durch die Weite Gasse.
1972: «125 Jahre Spanischbrötlibahn» berechtigte dazu, den 10-Jahres-Rhythmus zu verlassen und alle fünf Jahre eine Badenfahrt durchzuführen, wenn es auch in den Jahren mit der Jahresendziffer 2 nur eine «kleine» sein sollte. Zum Feiern Anlass gab auch der umgestaltete Bahnhofplatz mit Fussgängerebene, Metro Shop und verkehrsfreier Badstrasse.
1975: «Musiläum» hiess das grosse 10-tägige Fest aus Anlass verschiedener Jubiläen, das ba-denfahrt-ähnliche Züge aufwies.
1977: Von der Badenfahrt unter dem Motto «Wasser» spricht man noch heute. Da waren das le-gendäre Festspiel «Siegawyn und Ethel-frieda» im Kurpark sowie der grandiose Festzug «Freut euch des Lebens» als gros-se Höhepunkte.
1982: Die «Kleine Badenfahrt» unter dem Motto «Illusionen» ist bis heute unvergessen: Das Franzosenhaus am Ende der Weiten Gasse wurde wieder aufgebaut. Zwei herrliche Festumzüge waren im Programm. Berühmter Gast: Der deutsche Bundespräsident Carl Carstens, begleitet von den Schweizer Bundesräten Hans Hürlimann und Fritz Honegger.
1985: «Bäderfest». Badener und Ennetbadener konnten das nächste Fest nicht erwarten und schoben ein Bäderfest dazwischen.
1987: «Bade fahrt ab, hebt ab, flügt ab, taucht ab». Ein eindrückliches «Spiel zum Fest» wurde auf die Limmatbühne gezaubert. Wenige Tage vor der Festeröffnung informierte die BBC über die geplante Fusion mit Asea.
1991: «Swiss made». Statt einer kleinen Badenfahrt schob sich 1991 der 700. Geburtstag der Eidgenossenschaft dazwischen – das Regionalfest geht als würdiger Badenfahrt-Ersatz in die Stadtgeschichte ein. Zum 100. Geburtstag von BBC/ABB gab es ein Licht-/Feuer-/Wasser-Spektakel mit Musik beim Stauwehr der Aue.
1997: «La Badenfahrt». Die Badenfahrt wurde moderner. Unvergessen die herrlichen Bauten, so die Schiffslandschaft im Graben. Die Festumzüge demonstrierten wiederum die Badener Weltoffenheit.
2002: Keine Badenfahrt, weil im 2003 der Kanton sein 200-Jahr-Jubiläum mit Badener Beteiligung feierte.
2007: «Welt statt Baden». Die Festbesucher tauchten ab in Unter- und Halbwelten, Götterwelten und Sagenwelten, Glamour- und
Glitzerwelten und allerlei Welten dazwischen. Napoleon, Freiheitsstatue,
Einstein sowie Dagobert Duck in Grossformat prägten das Festgebiet.
2012: «Geschichte schichten» lautete das Motto des «Stadtfests». Fast 1 Million Menschen feierten.
2017 besuchten 1,3 Millionen Menschen die Badenfahrt, Motto: «Versus». Die Hochbrücke war erstmals Teil des Festgebiets. Zu reden gaben grosse Bauten («Gigantismus»).
2023 findet die nächste Badenfahrt statt, in Erinnerung an das erste Fest hundert Jahre zuvor. (Pirmin Kramer)