Kantonsspital Baden
Warnung aus Baden: Wer eine Spitalbehandlung verschleppt, gefährdet seine Gesundheit massiv

Trotz teilweise schweren Erkrankungen gingen im Frühling viele Patienten nicht ins Spital - sie hatten Angst, sich dort mit dem Coronavirus zu infizieren. Dies sei unbegründet, hält das Kantonsspital Baden fest, und ruft Personen mit Krankheitssymptomen auf, einen Arzt oder das Spital aufzusuchen.

Fabian Hägler
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Kantonsspital Baden: Behandlung von Krankheiten nicht verschleppen

Kantonsspital Baden: Behandlung von Krankheiten nicht verschleppen

Wie im Herbst und Winter jeweils üblich, ist das Kantonsspital Baden (KSB) auch jetzt stark ausgelastet - auch ohne Covid-Patienten, von denen am Montag insgesamt 33 in Baden behandelt wurden. "In den letzten vier Jahren waren zwischen Januar und März jeweils sämtliche Betten belegt", sagt KSB-Sprecher Omar Gisler. Man habe aber Erfahrung mit solch hohen Auslastungen, die Prozesse und Abläufe seien darauf ausgerichtet, das Patientenaufkommen im KSB lasse sich derzeit bewältigen. Allenfalls sei im Notfall, wo ein Triage-Konzept angewendet wird, vermehrt mit Wartezeiten zu rechnen, gerade bei sogenannten «Bagatellfällen», erläutert Gisler.

Ansteckungsgefahr ist im Spital geringer als andernorts

Trotz hoher Auslastung ruft der Spitalsprecher die Bevölkerung auf, bei Krankheiten das Spital aufzusuchen und nicht aus Angst oder Zurückhaltung auf eine Behandlung oder Konsultation zu verzichten. Dies vor dem Hintergrund, dass im Frühling zahlreiche Patienten nicht ins Spital kamen, weil sie Angst hatten, sich dort mit dem Coronavirus zu infizieren. Gisler betont: "Covid- und Nicht-Covid-Patienten werden im KSB konsequent getrennt."

Zudem gebe es weitere Schutzmassnahmen, die strikte eingehalten würden. "Die Gefahr, im Spital mit dem Coronavirus in Kontakt zu kommen, ist daher nicht grösser als an anderen Orten – ganz im Gegenteil", hält er fest. Dass die Schutzmassnahmen wirken, habe sich bereits im Frühjahr gezeigt. Damals steckten sich im KSB ganz wenige an der «Front» tätige Mitarbeitende an, und zwar in der Anfangsphase der Krise.

Verschleppte Behandlungen haben gravierende Folgen

Gefährlich werden kann es hingegen, wenn die Behandlung von Krankheiten verschleppt wird. Gisler nennt einige konkrete Beispiele aus dem Frühjahr.

  • Ein Patient hatte einen Herzinfarkt, verzichtete aber aus Angst vor Corona darauf, sich in Spitalobhut zu begeben. Folge: Ein Teil des Herzmuskels starb ab.
  • Im März/April 2020 kam während vier Wochen kein einziges Kind wegen einer Blinddarmentzündung ins Spital, was es zuvor noch nie gegeben hatte. Dafür musste dann am 7. September innerhalb von 12 Stunden bei gleich vier Kindern eine Blinddarmoperation durchgeführt werden. Das ist ein Indiz, dass diverse Fälle von Blinddarmentzündungen bei Kindern offenbar verschleppt wurden.·
  • Mehrere Hirnschläge wurden von den Angehörigen nicht bemerkt, oder die Patienten wurden mit grosser zeitlicher Verzögerung ins Spital gebracht. Dadurch wurde das Zeitfenster der Lyse-Therapie verpasst, die dazu dient, durch Gerinnsel aufgetretene Verschlüsse von Blutgefässen aufzulösen.
  • Diverse onkologische Patienten unterbrachen ihre Krebstherapie, was zu entsprechenden Nachteilen führte.

Im Vergleich zum Vorjahr ist im Kantonsspital Baden der sogenannte Case-Mix-Index, der den Schweregrad einer Behandlung angibt, um 3,9 Prozent gestiegen. Das lässt laut Sprecher Gisler den Schluss zu, dass vermehrt Patienten mit schweren Erkrankungen ins KSB eingeliefert werden. "Der Lockdown vom Frühling respektive verschleppte Erkrankungen dürften mit ein Grund dafür sein", hält er fest. Vor diesem Hintergrund empfiehlt das Kantonsspital Baden der Bevölkerung, allfällige Erkrankungssymptome ernst zu nehmen und trotz der Covid-Situation einen Arzt oder das Spital aufzusuchen.