Baden
Was hier wächst, verbindet bald Alt- und Neustadt

Nach über zehn Jahren Planung nimmt das neue Wohnhaus «Bärengraben» am Theaterplatz erstmals Form an. Im neuen Wohnhaus entstehen fünf Etagenwohnungen und eine Maisonettewohnung.

Elia Diehl
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neubau bärengraben.PNG

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EDI/zvg

Was lange währt, wird endlich gut. Zehn Jahre verstrichen zwischen dem Architekturwettbewerb für das neue Wohnhaus «Bärengraben» unterhalb des Theaterplatzes und dem Baubeginn vor einem Jahr. Noch müssen Passanten durch die Bauabsperrung linsen, um die optische Veränderung am Rand der Badener Altstadt erkennen zu können.

Derzeit wird das fünfte Stockwerk auf Niveau des Theaterplatzes vollendet. Hier wird dereinst auch der Haupteingang zum Haus sein. Mitte Dezember soll der Rohbau des siebenstöckigen Gebäudes schliesslich fertig sein.

«Geschwindigkeit ist aber nicht das höchste Kriterium», sagt Architekt Martin Leder. Im Fokus sei immer die sorgfältige Einpassung in die speziellen räumlichen Begebenheiten gestanden und dass das Haus die hohen Kriterien der kantonalen Denkmalpflege erfülle. «Es ist ein historischer Ort», betont Leder, «hier stand einst die Obere Mühle, die für das Bölsterli-Haus abgerissen wurde.»

Kaum Spielraum

Das Haus «Bärengraben» liegt im Übergang von Alt- zu Neustadt. Die historischen und neuzeitlichen Kontexte hier in einem Gebäude zu verbinden, sei die zentrale Herausforderung, erklärt der Architekt. «Es ist kein Alltagsprojekt», sagt Martin Leder. Grosse Probleme blieben bisher aus, doch viele kleine und knifflige Anpassungen fordern vorzu Kreativität und Zeit, sodass der Rohbau auch nach einem Jahr noch nicht fertig ist.

«Eine kleine Grundfläche bedeutet auch wenig Spielraum.» Nur rund hundert Quadratmeter misst diese und passt damit zur mittelalterlichen Bauweise in der Altstadt. Diese lässt der Architekt durch Form, Farben und Materialisierung einfliessen und verbindet diese mit dem 1950er-Stil des Bölsterli-Hauses. «Die Fassade streichen wir beispielsweise nicht», so Martin Leder, «sie wird auf rein mineralischer Basis verputzt – eine historische Anlehnung an die Altstadthauswände.»

Das Haus «Bärengraben» lehnt sich direkt an das Geschäftshaus von 1951 an und verdeckt die unschöne Brandmauer. Diese war jahrzehntelang sichtbar, da das einst geplante Bezirksgebäude am Zwingelhof nie realisiert wurde. «Der Neubau verleiht dem Bölsterli-Haus talseitig ein Gesicht und vervollständigt die Stadtansicht.»

Schwierig waren auch die Bedingungen am Ölrainhang für die Baugrubensicherung: Das Terrain befindet sich im Bereich des ehemaligen Stadtgrabens, der einst die Begrenzung zur Stadtmauer bildete. Da das Neubaufundament nach dem Aushub tiefer lag als die bestehenden Altstadthäuser, mussten für deren Wände und für die Überreste der Grabenmauer Unterfangungen gebaut werden. Das heisst, das Mauerwerk wurde verlängert und im Grund verankert.

Reduziertes Bauprojekt

Im Neubau gibt es fünf Etagenwohnungen und eine Maisonettewohnung – mit grossem Aussenbereich unterhalb der Theaterplatz-Mauer. Eine Gemeinschaftsterrasse zuoberst ersetzt die aus denkmalpflegerischen Gründen nicht möglichen Balkone. «In den Sockelgeschossen wirkt das Haus introvertiert», sagt Leder, obenhinaus öffne sich einem aber ein grosszügiger Weitblick in den Limmatraum.

Im Spätsommer 2015 soll der «Bärengraben» bezugsbereit sein. Ob und wie viele Wohnungen vermietet werden, ist unklar, sie gehören den drei privaten Investor-Parteien.

2012 hatten sie das Baurecht in der zweiten Ausschreibung von der Stadt Baden erlangt; ein erster Investor war zuvor kurzfristig abgesprungen. Dem war ein jahrelanges Beschwerdeverfahren vorausgegangen, das im heutigen, reduzierten Bauprojekt resultierte: 2003 war die Überbauung des gesamten Ferro-Areals am Ölrainhang, inklusive Mühlescheune, geplant.