Pandemie
Wegen der Coronakrise: Die Handballer von Städtli Baden befinden sich seit Frühjahr im Krisenmodus

Die NLB-Handballer des STV Baden sind das sportliche Aushängeschild der Stadt – und zum zweiten Mal im Lockdown.

Andreas Fretz
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«Wir haben mit diesem Szenario gerechnet»: Christoph Blöchlinger, Präsident der STV-Handballer, in der leeren Sporthalle Aue.

«Wir haben mit diesem Szenario gerechnet»: Christoph Blöchlinger, Präsident der STV-Handballer, in der leeren Sporthalle Aue.

san/Archiv

Seit der Bundesrat Ende Oktober die Coronamassnahmen wieder verschärft hat, ruht in fast allen Sportvereinen der Spielbetrieb. Die Verordnungen treffen auch den STV Baden und dessen Aushängeschild, die ­Nationalliga-B-Mannschaft der Handballer.

Acht Meisterschaftsrunden absolvierte der erfolgreichste Verein der Stadt, ehe es – nach dem Abbruch der Vorsaison – in einen neuerlichen Lockdown ging. Nur in «Ligen mit überwiegend professionellem Spielbetrieb» wird in der Schweiz noch gespielt, so die Vorgabe des Bundesamts für Sport.

Keine einfache Situation für den Verein, auch wenn die Entwicklung nicht überraschend kommt. «Wir haben im Vorstand bereits vor Saisonbeginn mit diesem Szenario gerechnet», äussert sich Christoph Blöchlinger, STV-Präsident der Handballer, auf der Vereinswebsite.

Schwierig ist die Situation auch für Trainer Björn Navarin. Er sagt: «Wir haben immer gehofft, dass auch wir dem Profisport zugerechnet werden und so den Spielbetrieb aufrechterhalten können. Emotional ist dieser Unterbruch wieder sehr schwierig, da es kaum möglich ist, Vorhersagen für den weiteren Verlauf der Saison zu machen.» Noch gehe er davon aus, dass die Saison in irgendeiner Weise zu Ende gespielt werde.

Blöchlinger sagt, die Krise biete die Gelegenheit, inne­zuhalten, sich zu sammeln und Ziele zu überdenken. «Das gilt nicht nur für die sportlichen Ziele, sondern auch für die Finanzen und für Ziele im organisatorischen und gesellschaftlichen Bereich.» Blöchlinger sieht in der Krise auch eine Chance. «Denn sie macht uns bewusst, wie wertvoll der Sport und das Vereinsleben sind.»

«Hilfskonzept für Vereine schwer nachvollziehbar»

Klar ist aber auch, dass die Pandemie die Finanzen des Vereins trifft. Wie sehr, könne noch nicht abschliessend beurteilt werden, sagt Blöchlinger. Finanzielle Unterstützung von Bund oder Kanton konnte «Städtli» nicht beantragen. Diese sei für Vereine vorgesehen, deren Zahlungsfähigkeit bedroht ist. «Das ist ein schwer nachvollziehbares Hilfskonzept», sagt Blöchlinger, «es bestraft diejenigen, die mit aller Macht dafür sorgen, dass es nicht zur Zahlungsunfähigkeit kommt. Und genau zu denen gehören wir. Sponsoren, Mitglieder, Fans und Stadt Baden sei Dank.»

Jürg Kappeler, Geschäftsführer der STV-Handballer, kündigt aber an: «Bei einem erneuten Abbruch der Saison würden wir die rechtlichen Möglichkeiten für eine finanzielle Unterstützung ausschöpfen.»

Blöchlinger sagt, dass sich der Verein seit dem Frühjahr in einer Art Krisenmodus befinde, in dem es darum geht, von Woche zu Woche Entscheidungen zu treffen, die es ermöglichen, das Tagesgeschäft aufrechtzuerhalten. Eine Entscheidung war auch, den Trainingsbetrieb auf allen Stufen mit Ausnahme der NLB einzustellen.

Dies, obwohl etwa Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre eigentlich uneingeschränkt trainieren dürften. Der Vorstand war aber der Meinung, dass es sich auch in Krisensituationen lohnt, mit Bedacht und einer gewissen Weitsicht Entscheidungen zu tref-fen. Blöchlinger sagt: «Wir sind überzeugt davon, dass wir nicht nur die Vorschriften beachten müssen, sondern – wie alle anderen auch – Eigenverantwortung zu übernehmen haben.»

Das könne auch dazu führen, dass der Verein in gewissen Situationen die Entscheidungen des Bundesrates oder des Kantons übersteuert. «Wir haben eine Verantwortung gegenüber unseren Aktiven und Junioren, aber auch gegenüber deren Angehörigen», sagt Blöchlinger. Deshalb habe der Vorstand beschlossen, bis zum 15. November zuzuwarten und zu schauen, wie sich die epidemiologische Situation entwickelt.