Baden
Wegen Schulhausplatz-Umbau: Im Stau mit einem Fremden

Fahrgemeinschaften sollen während des Umbaus des Schulhausplatzes Stau verringern. Die Badener Taxifahrer sind skeptisch, ob dieser Mitfahrdienst funktionieren wird.

Sabina Galbiati
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Badener Autofahrer sollen bald nur noch halb so viele Autos brauchen wie auf dem Bild – dank «Publiride Baden».

Badener Autofahrer sollen bald nur noch halb so viele Autos brauchen wie auf dem Bild – dank «Publiride Baden».

Dominik Golob

In der Schweiz brauchen 10 Personen im Schnitt 9 Autos, um von A nach B zu kommen. Würden sich diese Einzelfahrer zusammenschliessen, könnten die täglich 46 000 Fahrzeuge, die über den Schulhausplatz fahren, massiv reduziert werden. Das ist während des Umbaus des Schulhausplatzes unabdingbar. Deshalb wollen Badenmobil und die Postauto AG zusammen mit dem deutschen Betreiber des Mitfahrnetzwerkes Flinc Autofahrer animieren, sich zusammen zu schliessen.

Mit der App Flinc und jener der Postauto AG sowie auf der Website publiride.ch/baden können sich Autofahrer zusammenschliessen und eine Fahrgemeinschaft bilden. Die Nutzung der App ist gratis. Wer seine tägliche Autofahrt zum Arbeitsort anbietet, kann dafür aber einen Unkostenbeitrag verlangen, den die App auf Basis der vorausberechneten gemeinsamen Fahrzeit und des Umweges ermittelt.

Wer mag, kann seinen Fahrdienst gratis anbieten. «Publiride Baden» soll die erwähnten 9 Autos auf 5 reduzieren, will man der Illustration im Medienschreiben der beteiligten Unternehmen Glauben schenken.

Soziale Kontrolle statt Geschäft

Hat sich das Mitfahrnetzwerk etabliert, könnte er insbesondere für Taxifahrer und nicht zu letzt für den BilligFahrdienst Uber zur Konkurrenz werden: Roland Wunderli, Inhaber der Badener Taxi AG, sieht der neuen Konkurrenz überraschend gelassen entgegen.

So fahren die Busse während des Schulhausplatzumbaus

Um der höheren Zahl an Fahrgästen beizukommen, werden mehr Busse im Einsatz sein. Die Ersatz-Linienführung betrifft die RVBW-Linien 2 und 9 sowie die Postauto-Linien 352, 353 und 354. Während der Vollsperrung des Schlossbergtunnels (an zwei Wochenenden) werden alle Linien via Baden Bahnhof in zwei Linienäste geteilt.

Die RVBW-Linie 2 Richtung Spreitenbach wird ab der provisorischen Haltestelle vor dem Langhaus abfahren. Allerdings sind die Anschlüsse zwischen den Linien 1 und 2 sowie 2 und 3 nicht gewährleistet.


- RVBW-Linie 2 Abschnitt Untersiggenthal – Baden Bahnhof: ab Crand Casino via Haselstrasse nach Bahnhof West, Seite Langhaus (statt Bahnhof Ost).
- RVBW-Linie 2 Abschnitt Baden Bahnhof – Spreitenbach: ab Bahnhof West, Seite Langhaus via Bruggerstrasse – Haltestelle Lindenplatz nach Oberstadt (statt Bahnhof Ost- Schlossbergplatz – Weite Gasse – Oberstadt).
- RVBW Linie 9 Abschnitt Bahnhof – Kehl: Ab Bahnhof Ost via Stadtturmstrasse – Lindenplatz (ohne Haltestelle Weite Gasse)
- Postauto-Linie 352, 353 und 354 Abschnitt Postautostation – Hochbrücke – Ehrendingen: Taktkurse via Bahnhofstrasse – Weite Gasse (statt via Bruggerstrasse) ohne Halt am Schlossbergplatz und in der Weiten Gasse. Einzelne Zwischenkurse verkehren weiter via Schiefe Brücke. (gal)

«Ich bin skeptisch, ob der Mitfahrdienst wirklich funktionieren wird», sagt er. «Die wenigsten Menschen haben Lust mit einem Fremden 30 Minuten im Stau zustehen.»

Für den Taxiunternehmer gibt es einen weiteren wichtigen Unterschied zu einem bestellten Taxi: «Ein Taxi holt mich zur angegebenen Zeit vor der Haustür ab. Beim Fahrdienst muss man im Chat einen Treffpunkt und eine Zeit ausmachen und hoffen, dass es gerade eine passende Mitfahrgelegenheit gibt.» Zu bedenken gibt Wunderli, «dass unter der Hand plötzlich Geld fliessen könnte».

Letztlich kontrolliert niemand, wie viel Geld tatsächlich zwischen Fahrer und Mitfahrer fliesst». Der Einwand ist nicht unberechtigt, zumal «Flinc» auf seiner Website sogar darauf hinweist, man könne einen anderen Preis aushandeln. Patrick Zingg, Leiter der Postauto AG Nordschweiz, der die App «Flinc» und jene der Postauto AG an einer Medienorientierung vorstellte, weist die Bedenken zurück. «Wer bei ‹Publiride Baden› als Fahrer mitmacht, befindet sich in einer öffentlichen Gruppe.» Mitfahrer können den Fahrer in Kommentaren bewerten.

Schulhausplatz beim Falken-Aufgang
7 Bilder
Übersicht über den Schulhausplatz nach der Neugestaltung
Blick vom Cordulaplatz Richtung Fussgänger- und Veloebene.
«Untergeschoss» in der Übersicht
Fussgängerebene Richtung Hochbrücke
Schulhausplatz-Unterführung

Schulhausplatz beim Falken-Aufgang

zvg

«Würde jemand einen überhöhten Preis verlangen oder mit seinem Fahrangebot Geld verdienen wollen, würde niemand mehr mit dieser Person mitfahren», sagt Zingg. Zudem sei der deutsche Anbieter Flinc bereits in der Welschschweiz tätig und insofern seien die rechtlichen Grundlagen bereits geklärt worden. Zingg räumt aber ein: «Dass jemand einem Fahrer, der seien Dienst gratis anbietet, mal 20 Franken Trinkgeld gibt, wenn er mehrmals mitfahren konnte, lässt sich nicht verhindern.» Gegen solche Entschädigungen sei aber nichts einzuwenden.

An der Medienkonferenz zur Verkehrsstrategie informierten die RVBW und die Postauto AG zudem über die Führung des Liniennetzes während der Umbauphase des Schulhausplatzes.