Mit dem Brocki «Dies&Das» wollen drei Neuenhoferinnen ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft setzen.
Autos parken vor dem Gebäude, das neben der Avia-Tankstelle direkt an der Hauptstrasse in Neuenhof steht. Immer wieder ertönt eine Klingel, wenn jemand in das Gebäude läuft. Zwei Frauen in grünen Shirts und blauen Jeans begrüssen die Gäste freundlich. Um sie herum stehen und hängen allerlei Dinge. Manchmal nach Farbe sortiert, manchmal nach Funktion. Das Brocki «Dies&Das» hat vieles zu bieten: von Lesebüchern über Geschirr bis zu Vintage-Kinderwagen.
Für die Dekoration ist Lisa Zehnder zuständig: «Die Wirkung ist mir sehr wichtig. Wir stellen die Sachen nicht einfach hin, sondern stellen sie aus.» Die gelernte Arztgehilfin führt das Brocki mit ihrer Schwester Agnes Häfeli und Kollegin Betty Egloff. Vor über drei Jahren machte das Dreiergespann sein Hobby zum «Beruf». «Richtig Beruf kann man es nicht nennen, weil wir daran nichts verdienen. Es macht uns einfach Freude», erklärt Zehnder. Der Erlös der Secondhand-Verkäufe werde zirka alle drei Monate an Kinder- und Jugendstellen der Region gespendet. «Wir wechseln die Stiftung immer – damit es gerecht ist», sagt Häfeli.
Angefangen hat alles mit einer Hausräumung: «Wir wollten die Dinge nicht einfach wegwerfen», sagt Zehnder. Also habe sie gemeinsam mit ihrer Schwester und Betty Egloff ein Jahr lang ihre eigenen Sachen verkauft. «Irgendwann wurde es dann langweilig. Es war immer das Gleiche.» Sie stellten sich dann die Frage, ob sie weitermachen oder damit aufhören sollten. «Wir wollten unbedingt weiterhin Gutes tun, also musste ein Konzept her», erklärt Häfeli. So sei «Von mir zu dir» entstanden, ein Brocki-Haus, wo spezielle Dinge von speziellen Leuten gefunden werden sollten.
«Doch die Leute erkannten es nicht als Brocki. Sie dachten, es wäre eine Geschenk-Boutique. Darum wechselten wir den Namen auf Dies&Das», sagt Zehnder. So sollten die Kunden erkennen, um was es sich bei dem Laden handelt und die Scheu davor verlieren.
Als Brocki im herkömmlichen Sinne sehe Zehnder ihren Laden aber trotzdem nicht: «Wir sind speziell und arbeiten mit viel Liebe zum Detail. Ich kenne kein Brocki, das wie unseres ist.» Für ihre Kunden seien die drei Frauen nicht mehr nur Verkäuferinnen: «Das Brocki ist ein sozialer Ort für viele Menschen. Sie kommen zu uns und erzählen uns ihre Geschichten», sagt Zehnder. Sie hätten schon so manche amüsanten Dinge erlebt: Einmal sei eine ältere Dame gekommen, die einen mechanischen Schwingbesen entdeckte, den sie sofort kaufte, um ihrem Enkel zu zeigen, wie man früher Schlagrahm ohne einen Mixer geschlagen hat.
Dann gibt es einen anderen Kunden, der immer wieder das Brocki aufsucht, um alles zu kaufen, was orange und alt ist. «So etwas macht uns speziell, denn die Leute hoffen, dass sie hier das bekommen, was sie suchen», sagt Zehnder. Negative Erfahrungen würden die drei Frauen kaum machen. «Das einzig Nervige sind die, die meinen mit uns feilschen zu können.»
Das sei ein No-Go, sind sich die Schwestern einig. Die Sachen seien schon preiswert genug. «Aber wir verschenken nichts – wir wollen ja spenden.» Das würde der Grossteil der Kunden jedoch verstehen. Laut Zehnder sei der momentane Trend in Richtung Wiederverwertbarkeit der Grund für dieses Verständnis: «Wegwerfen ist out – das spüren wir hier auch. Darüber sind wir sehr glücklich.»