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Baden
Auch dieses Jahr wurde «Weihnachten für Gassenleute» vom christlichen Sozialwerk «Hope» organisiert.
Die Badstrasse ist am Heiligabend praktisch menschenleer. Wo vor einigen Stunden die Menschen noch en masse unter der feierlichen Festtagsbeleuchtung ihre letzten Weihnachtseinkäufe erledigt haben, verlieren sich nur noch wenige Passanten. Lautstark ertönen die Glocken der reformierten Kirche. Der Bahnhofplatz hingegen ist belebter, in der Holzhütte finden sich nach und nach mehr Leute ein. Hier findet die «Gassenweihnacht» des christlichen Sozialwerks Hope statt. Wer sich zum gemeinsamen Fondue-Essen trifft, bewegt sich nicht auf der Sonnenseite des Lebens. Die Hope-Crew hat diesen Menschen für ein paar Stunden in der Holzhütte ein heimeliges Ambiente mit Lichtern und Kerzen hingezaubert. Hier lässt es sich in bunt durchmischten Gruppen gemütlich zusammensitzen und ein wenig Weihnachtsstimmung erleben.
Da ist zum Beispiel Luna aus Baden. Die kommunikative Frau im mittleren Alter hat einiges zum Thema Armut zu erzählen. «Ich wünsche mir, dass die Leute in der Schweiz wieder vermehrt aufeinander zugehen, egal ob arm oder reich. Wenn man offen ist, können schöne Begegnungen stattfinden. Es ist absolut nicht so, dass alle Leute durch Selbstverschulden in die Armut abgerutscht sind. Und», ergänzt Luna mit Überzeugung, «auch die Menschen, die jetzt noch obenauf schwimmen, sollten sich bewusst sein, dass sie sehr rasch weiter unten sein können.» Oder Hassan. Er ist Kurde, weilt seit gut sechs Jahren in der Schweiz, hat Familie und ist geschieden. «Viele Menschen sind geldgierig und glauben nicht an Gott. Ich bin gläubig, und das hilft mir. Der Glaube gibt mir Kraft, mich ohne meine Familie durchzukämpfen.»
Allmählich füllt sich die Hütte. Über 30 Person sind es, die vom Angebot einer warmen Mahlzeit Gebrauch machen. Stephan Grossenbacher, Leiter Soziale Arbeit bei Hope, ist zurecht stolz auf den gelungenen Anlass. «Ein privater Sponsor hat das Fondue bezahlt, was uns natürlich sehr freut! Wir sind halt immer wieder auf Spenden angewiesen.» Er begrüsst alle persönlich: «Schön, dass du gekommen bist!» Nun greift Grossenbacher zur Gitarre und begleitet einen Mundharmonikaspieler, der vor der Hütte spontan Weihnachtslieder angestimmt hat. Einige Passanten gesellen sich dazu, und ein leises Singen beginnt.