Auf dem Cordulaplatz fand am Stefanstag die gemeinsame Weihnachtsfeier für Asylsuchende und die Bevölkerung statt.
Es ist kurz vor 17 Uhr am Stefanstag. Auf dem Cordulaplatz haben sich junge Männer, zwischen 20 und 30 Jahren versammelt, einige elegant mit Hemd, Krawatte und Blazer gekleidet, andere sportlich in Jeans und Kapuzenpullover. Sie stehen in Gruppen zusammen, unterhalten sich, einige telefonieren. Die Männer sind Asylsuchende und seit vier Monaten in den geschützten Operationsstellen (GOPS) beim Kantonsspital Baden in Dättwil untergebracht. Sie kommen aus Eritrea, Syrien oder Afghanistan. Immer mehr Menschen strömen auf den Cordulaplatz, auch Badenerinnen und Badener. Sie wollen gemeinsam mit den Asylsuchenden bei Apfelpunsch und Musik und später bei einem Nachtessen in der «Stanzerei» Weihnachten feiern. Mit Trompetenklängen wird der Anlass eröffnet, Fabian Schneider und Noah Eiermann sorgen mit ihrer Musik für eine besinnliche Stimmung.
Das Fest der Nächsenliebe
«Frohe Weihnachten, Merry Christmas», sagte Markus Graber, reformierter Pfarrer aus Baden. Er hoffe, dass es an diesem Abend so zu gehe, wie in der Weihnachtsnacht. Da verstünden sich sogar Mensch und Tier: «Hören wir einander zu, mit Herz, Mund und Hand.» Stadträtin Regula Dell’Anno überbrachte die Grüsse des Stadtratskollegiums auf deutsch und englisch. «Grüezi», sagte sie zu allen, die im Halbkreis um sie herum standen. Das sei ja das erste Wort, dass man hier höre und verstehe. «Hier kreuzen sich verschiedene Lebensgeschichten und ich hoffe, dass wir uns näher kennenlernen und aufeinander zu gehen», sagte Regula Dell’Anno. Sie sprach von der Schweizer Tradition des sozialen Friedens, der Demokratie und der Aufstiegsmöglichkeiten, als sozialer oder politischer Akteur. «Für viele von uns ist der soziale Frieden selbstverständlich, viele Leute, die hier sind, haben andere Tatsachen erlebt. Weihnachten ist das Fest der Nächstenliebe, es ist schön, dass wir den heutigen Abend gemeinsam erleben», sagte sie, bevor heisser Apfelpunsch ausgeschenkt wurde.
Es gibt noch Hemmschwellen
«Ich finde es eine tolle Idee, hier gemeinsam Weihnachten zu feiern», sagt eine Badenerin. Gesteht dann aber: «Diesen Apéro nutze ich gerne, um Menschen zu treffen. Für das gemeinsame Essen in der Stanzerei ist die Hemmschwelle aber zu gross.» Die gemeinsame Weihnachtsfeier wurde von der katholischen und reformierten Seelsorgestelle Dättwil Rütihof organisiert, die auch das samstägliche «Café Kontakt» im ökumenischen Zentrum Dättwil führt. «Jeden Samstag kommen 70 bis 80 Asylsuchende ins Café. Freiwillige lernen mit den Männern Deutsch oder spielen Puzzle», sagt Diakon Andreas Bossmeyer.