Obersiggenthal
Weil Ärzte fehlen: Projekt Gemeinschaftspraxis wird nach drei Jahren abgebrochen

Die Stiftung Gässliacker muss ihr Projekt nach drei Jahren Arbeit aufgeben. Geplant wurde einst eine Gemeinschaftspraxis, um die ärztliche Grundversorgung sicherzustellen. Trotz grossen Bemühungen blieb die Suche nach interessierten jungen ÄrztInnen und einem Praxisbetreiber allerdings erfolglos.

Stefanie Garcia Lainez
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Das Alterszentrum der Stiftung Gässliacker.

Das Alterszentrum der Stiftung Gässliacker.

Alex Spichale

Nur gerade mal eine Hausärztin gibt es heute in der 8600 Einwohner zählenden Gemeinde Obersiggenthal. Die Stiftung Gässliacker wollte deshalb in der Nähe des gleichnamigen Alterszentrums eine Gemeinschaftspraxis aufbauen und vermieten. «Leider blieb trotz grosser Bemühungen die Suche nach interessierten jungen Ärztinnen und Ärzten sowie einem Praxisbetreiber erfolglos», teilt die Stiftung jetzt mit. Sie bricht das Projekt deshalb nach drei Jahren wieder ab. Die Stiftung habe viel Zeit und Herzblut investiert, auch hohe Planungs- und Beratungskosten einsetzen müssen. «Weitere Investitionen sind nicht mehr verantwortbar.»

Die Stiftung plante, auf einer Parzelle der Gemeinde eine Gemeinschaftspraxis aufzubauen und diese an Hausärzte zu vermieten. So hätte die ärztliche Grundversorgung in Obersiggenthal und rund um den Siggenberg langfristig wieder sichergestellt werden können. Obwohl dies nicht zum Kerngeschäft eines Pflegeheims gehöre, sei dies dem Stiftungsrat ein grosses Anliegen.

Erfahrene Hausärzte seien bereit gewesen, für eine gewisse Zeit in eine Gemeinschaftspraxis einzusteigen, um mittelfristig ihre Patienten übergeben zu können. «Leider war es trotz externer Unterstützung und Nutzung des eigenen Netzwerks sowie einem konkreten Bauprojekt nicht möglich, zur Sicherstellung der Nachfolgen auch junge Ärzte gewinnen zu können.» Die Situation habe sich mit der Coronakrise noch verschärft. Eine Praxis selbst zu führen, dafür fehle die Fachkompetenz. Auch könne eine Stiftung ein solches wirtschaftliches Risiko nicht tragen.

Die Hoffnung war gross

Bei der Gemeinde war die Hoffnung gross, dass die Praxis zu Stande kommt. «Schliesslich wäre das Projekt fast fixfertig gewesen», sagt Frau Gemeindeammann Bettina Lutz Güttler (CVP). Die aktuelle Situation mit einer Hausärztin im Teilzeitpensum sei sehr unbefriedigend – insbesondere für die Bewohner des Alterszentrums. «Der Standort in Obersiggenthal wäre sehr interessant, und Patienten sind vorhanden.» Auch die Stiftung schreibt von einem grossen Potenzial und einer guten wirtschaftlichen Grundlage.

Der Gemeinde seien aber die Hände gebunden, sagt Lutz Güttler: «Wir können Investoren auf diese Situation hinweisen und Kontakte zwischen Interessierten herstellen. Eine eigene Praxis aufzubauen und zu führen, gehört aber nicht zu den direkten Aufgaben unserer Gemeinde.» Zudem hätten das neue Schulhaus sowie die Sanierung des Hallen- und Gartenbades Priorität.