Während drei Tagen verwandelte sich die Spitaltrotte in Ennetbaden in ein Mekka für Weinliebhaber. Auffällig: Immer mehr junge Menschen interessieren sich für gute Weine. Überhaupt werde der Weinkonsum immer individueller, wie Winzer und Gastgeber Jürg Wetzel feststellt.
Ob Weiss oder Rot, Cabernet oder Blauburgunder – für jeden Weinliebhaber ist in der Spitaltrotte etwas dabei. Während dreier Tage konnten an diesem geschichtsträchtigen Ort verschiedenste Weine unter fachkundiger Beratung verköstigt werden.
Während es draussen regnet und stürmt, herrscht in der Trotte eine gemütliche Atmosphäre. Die Auswahl ist auch in diesem Jahr wieder riesig, rund fünfzig verschiedene Sorten des vergärten Traubensaftes stehen zum Degustieren bereit. «Uns ist es wichtig, die Gäste zu verwöhnen» sagt Jürg Wetzel, der zusammen mit seinen Brüdern Martin und Michael sowie der Ortsbürgergemeinde Baden jährlich die Trottentage veranstaltet. «Unsere Gäste wollen mehr als einfach nur ein Getränk in der Flasche», erklärt der Winzer, «sie wollen sich mit uns austauschen und auch unsere Geschichte hören.» So erfährt der geneigte Zuhörer beispielsweise, dass der 2015er im Vergleich zu anderen Jahrgängen einen hohen Oechslegrad aufweist – und sich somit alkoholstark präsentiert. Mit genug Erfahrung lasse es sich mit solchen Extremen umgehen: «Unsere Arbeit ist es, im Keller die verschiedenen Komponenten des Weines in Harmonie zu bringen», so Wetzel.
Während die Erwachsenen über Wein fachsimpeln, vergnügen sich die Kinder weiter hinten mit Legos und basteln mit Korken. Und all jene, die vor dem ersten Glas Wein noch «Bödele» wollen, können sich in der Festwirtschaft im ersten Stock mit Wildlachs-Tartar auf Toast, einem Crevettenspiess oder einer Bratwurst verwöhnen lassen. Wer es denn lieber süss mag, findet beim Stand der Bäckerei Frei verschiedene Varianten edler Schokolade.
Es sind Anlässe wie die Trottentage, die Generationen zusammenbringen. Schaut man sich in der Spitaltrotte um, so sieht man unter den Gästen denn auch überraschend viele Leute in ihren 20ern – eine Entwicklung, die Jürg Wetzel sichtlich freut: «Junge Menschen sind unvoreingenommen», sagt der Gastgeber, «sie schätzen unsere Arbeit sehr.» Grundsätzlich habe sich das Konsumverhalten der jungen Generation in den letzten Jahren verändert: «Der persönliche Bezug zum Produkt wird immer wichtiger», so der Winzer. Ein spürbarer Wandel – der Weinkonsum wird fortlaufend individueller. So hat auch Wetzel das Sortiment ständig erweitert. Dabei steht aber die Qualität des Weines im Vordergrund, wie er erklärt: «Wenn wir etwas Neues machen, dann richtig.» Denn wie bereits Goethe richtig bemerkte: «Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken.»