Einst gehörte die Weite Gasse in Baden den Autos. Das war im Jahr 1955. Ab Herbst soll die Strasse in Baden eine Flaniermeile sein. Am Montag erfolgt der Baustart.
Erst fuhren nur Kutschen, dann vermehrt Autos durch die Strasse – Mitte des letzten Jahrhunderts war die Weite Gasse gar Badener Hauptverkehrsachse für den Fern- und Nahverkehr.
Wo sich einst Auto an Auto reihte, soll ab Montag ein Begegnungsplatz entstehen, wie Stadtrat Markus Schneider erklärt. «Die Weite Gasse wird nicht bloss saniert, sie erhält einen neuen Charakter.»
Hier soll man einkaufen, frei zirkulieren und verweilen können. Ziel sei die Verkehrsbefreiung der Weiten Gasse, erklärt Schneider. «Wir prüfen, ob auch die Linien 5 und 9 nicht mehr durch die Weite Gasse fahren, sodass eine vollkommene Verkehrsbefreiung erreicht werden kann.»
Die Weite Gasse wird mit der Neugestaltung ebenerdig, weil Randsteine und Trottoirs verschwinden. Zu einem auffälligen Merkmal werden die flachen und grossflächigen Gubersteinplatten (35 mal 62 Zentimeter), welche den bisherigen Asphaltbelag ersetzen.
Die Bauarbeiten haben Auswirkungen auf den Verkehr: Busse und Velofahrer werden während der Bauarbeiten umgeleitet, nur noch Fussgänger werden die Strasse bis im September passieren können.
Die Sanierung der Weiten Gasse sei dringend notwendig, weil alle Werkleitungen erneuert werden müssten, erklärt René Zolliker von der Abteilung Planung und Bau der Stadt Baden.
Man könne damit nicht länger warten, eine Sanierung erst im Anschluss an den Bau des neuen Schulhausplatzes sei nicht möglich. Die Folge: Während des Baus des Schulhausplatzes wird es in der Weiten Gasse zu einer Mehrbelastung durch den Busverkehr kommen, wie die Projekt-Verantwortlichen an einer Pressekonferenz erklärten.
Neben RVBW-Bussen werden auch Postautos verkehren – man könne nicht vollkommen ausschliessen, dass der Natursteinbelag durch die Busfahrten Schaden nehmen könnte. 220 000 Franken sind für diesen Fall bereitgestellt worden.
«Ein Kunsthandwerk»
Stadtrat Schneider spricht von einem sportlichen Zeitplan: Im Oktober soll die Gasse – oder eben der Begegnungsplatz – eingeweiht werden. In einem ersten Arbeitsschritt bis Mitte Mai werden unter anderem Kanalisation, Entwässerung sowie Wasser- und Erdgasleitungen neu erstellt.
Danach werden die Strassenfundation eingebaut sowie die Natursteinplatten verlegt, was eine Herausforderung, ein Kunsthandwerk sei, wie Otmar Burchia von der Granella AG sagt.
Die Neugestaltung basiert auf dem Konzept des Badener Büros Schoop Architekten und von Appert & Zwahlen GmbH Landschaftsarchitekten. Ausgeführt wird das Projekt vom Badener Ingenieurbüro Scheidegger+Partner AG.