Bezirk Baden
Weitere Badener Kita weist ungeimpfte Kinder ab

Die Zahl der Masern-Fälle steigt. Tagesstätten in der Region gehen unterschiedlich damit um.

Pirmin Kramer
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Impfpflicht für Kinder und Angestellte? Die Vorschriften in Kitas in der Region unterscheiden sich zum Teil stark.iStockphoto.

Impfpflicht für Kinder und Angestellte? Die Vorschriften in Kitas in der Region unterscheiden sich zum Teil stark.iStockphoto.

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Die Zahl der Masern-Fälle in der Schweiz steigt: 2019 registrierte das Bundesamt für Gesundheit 200 neue Fälle – viermal so viele wie im gesamten Vorjahr. Die Organisation «Bubble Bees», die unter anderem eine Kindertagesstätte in Baden führt, hat entschieden, nur noch Kinder aufzunehmen, die gegen Masern und Keuchhusten geimpft sind (AZ von gestern). Zudem müssen auch Angestellte geimpft sein. Die Begründung: Man nehme bereits Kinder ab drei Monaten auf, diese seien aber noch zu jung, um sich impfen lassen zu können, und deswegen schutzlos, wenn ein infiziertes Kind in die Kita komme. Eltern, die sich auch nach einem Gespräch weigern, ihre Kinder zu impfen, erhalten von «Bubble Bees» eine Absage, berichtete die «SonntagsZeitung.» Eine Umfrage bei Kindertagessstätten in der Region Baden zeigt: Den Umgang mit Impfungen handhabt fast jede Organisation unterschiedlich.

Strenges Regime: Barbara Bochsler, Inhaberin der Kinderkrippe «Ise Bähnli», ist eine klare Befürworterin von Impfungen. «Aufgrund der steigenden Zahl von Masernfällen reagieren nun auch wir.» Man werde nicht ganz so weit gehen wie die «Bubble Bees»-Krippen und nicht per se jedes ungeimpfte Kind abweisen. «Aber wir werden unsere Eltern in einem Brief dringend bitten, ihre Kinder gegen Masern und Keuchhusten impfen zu lassen. Und wir werden uns vorbehalten, ungeimpfte Kinder abzuweisen.»

Barbara Bochsler, Inhaberin Kinderkrippe Ise Bähnli: «Aufgrund der steigenden Zahl von Masernfällen werden wir uns vorbehalten, ungeimpfte Kinder abzuweisen.»

Barbara Bochsler, Inhaberin Kinderkrippe Ise Bähnli: «Aufgrund der steigenden Zahl von Masernfällen werden wir uns vorbehalten, ungeimpfte Kinder abzuweisen.»

Ab sofort – wie das früher schon einmal der Fall war – werden die Impfkarten der Kinder wieder genau geprüft, bevor sie in der «Ise Bähnli»-Krippe betreut werden. Barbara Bochsler sagt: «Meiner Meinung nach sollte jeder und jede seine Verantwortung wahrnehmen und sich impfen lassen, für den Schutz jener, die sich selber nicht schützen können. Selbstverständlich ist unser ganzes Team geimpft, und es werden nur Betreuerinnen und Betreuer eingestellt, die geimpft sind.»

Keine Vorschriften betreffend Impfungen, weder für Kinder noch für Angestellte, gibt es in der Kinderkrippe Kolibri in Baden. Und das, obwohl diese sich unter demselben Dach befindet wie das Regionale Pflegezentrum Baden (RPB). Wie viele Buben und Mädchen, die aktuell betreut werden, gegen Masern und Keuchhusten geschützt sind, ist unklar. «Wir verlangen keine Kopien von Impfkarten, weil diese ständig angepasst werden müssten», sagt Kita-Leiterin Nathalie Freiermuth. «Vorschriften zu Impfungen machen aus unserer Sicht keinen Sinn. Denn Kinder könnten sich auch überall sonst anstecken, sobald sie im öffentlichen Raum unterwegs sind.» Ausserdem müssten konsequenterweise alle Besucher, egal ob in der Kita oder im Alters- und Pflegeheim, kontrolliert werden. «Das ist unmöglich.» Sollten Fälle von Masern oder Keuchhusten auftreten, käme aber ein genau definierter Prozess ins Rollen, sagt Freiermuth. Diese Prozesse seien mit Fachpersonen vom RPB abgesprochen, damit ein möglichst grosser Schutz für gesunde Kinder und Bewohner gewährleistet sei.

Keine Impfpflicht, aber Daten liegen vor: Tanja Küpfer, Inhaberin der Kita Erdmännli in Wettingen, liess ihr eigenes Kind impfen. Doch sie hält nichts davon, ungeimpfte Buben und Mädchen in der Kita abzuweisen. «Wir betreuen alle Kinder, egal ob sie gegen Masern, Keuchhusten oder wilde Blattern geimpft sind oder nicht. Es gehört nicht zu unseren Aufgaben als Dienstleister, den Eltern vorzuschreiben, wie sie in dieser Frage zu entscheiden haben.» Auch die Angestellten der Kita müssen nicht geimpft sein. Jedoch müssen Eltern beim Eintrittsgespräch in die Kita eine Kopie des Impfausweises des Kindes vorweisen. «So haben wir stets den Überblick, und wir wüssten, welche Eltern wir informieren müssten, falls ein Kind erkrankt, das nicht geimpft ist», erklärt Küpfer. Aktuell werden in der Kita Erdmännli Kinder von rund 70 Familien betreut; rund fünf Familien lassen ihren Nachwuchs nicht impfen, sagt Küpfer. Ab August wird bei der Kita eine App zum Einsatz kommen, in der Eltern die Daten zu ihren Kindern aktualisieren, beispielsweise auch neuste Impfungen eintragen lassen können. «Via App werden wir zudem die Eltern informieren, sobald mehr als drei Kinder an derselben Krankheit leiden. Auch wenn ein Kind in unserer Krippe an Masern oder Keuchhusten erkranken würde, könnten wir dies den Eltern künftig sofort via App mitteilen, statt wie bis heute telefonisch oder vor Ort.»

Ähnlich wie die Kita «Erdmännli» geht die Spreitenbacher Kinderkrippe «Elements4Kids» vor. Derzeit gibt es keine Vorschriften. Die Impfkarten der Kinder werden jedoch kopiert. Aktuell sind alle Kinder, die in der Kita betreut werden, gegen Masern und Keuchhusten geimpft. Die Leitung der Kita überprüft laufend, ob Anpassungen beim Thema Impfungen gemacht werden sollen.