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Obwohl das Magazin die Gemeinde auf Rang 1 im Aargau setzt, löst das bei Pius Graf keine Euphorie aus. Er bemängelt die Intransparenz des Rankings, findet der Ammann.
Baden hat den Wakkerpreis, doch auch das gegenüberliegende Limmatufer hat seine Reize. Im aktuellen «Weltwoche»- Ranking der besten Gemeinden hat Ennetbaden das Steuerparadies Oberwil-Lieli als Spitzenreiter im Kanton Aargau abgelöst. Alle Gemeinden der Schweiz mit mehr als 2000 Einwohnern wurden bewertet. Gewonnen hat Zug, Ennetbaden liegt auf Rang 39. Oberwil-Lieli, im Aargau noch die Nummer 2, ist von Rang 13 auf 42 abgestürzt. Wettingen als drittattraktivste Aargauer Ortschaft liegt gesamtschweizerisch auf dem 85. Platz, Wakkerpreis-Gewinner Baden auf Rang 264.
Die gute Nachricht löst bei Ennetbadens Ammann Pius Graf (SP) nur begrenzt Euphorie aus. «Natürlich freut uns das, aber eigentlich hat dieses Ranking keine grosse Bedeutung.» Es sei völlig intransparent, bemängelt Graf, auch auf Nachfrage habe er von der «Weltwoche» keine Auskunft erhalten, wie die Punkte in den Kategorien vergeben werden.
Gemäss «Weltwoche» sind es 50 Indikatoren, die in sieben Kategorien zusammengefasst werden. Völlig rätselhaft ist es Graf, warum sich Ennetbaden in der Kategorie Arbeitsmarkt von Rang 451 im Vorjahr auf Rang 65 verbessert hat. Offenbar hat auch die Bewältigung der Coronakrise eine Rolle im Ranking gespielt. Die «Weltwoche» zitiert Graf, wonach die Betriebe im Dorf von der Krise kaum betroffen seien und somit auch nur geringe Auswirkungen auf die Finanzen der Gemeinde zu erwarten sind. «Da wir sehr wenige Arbeitsplätze im Dorf haben, kann Corona in diesem Bereich auch keinen grossen Schaden anrichten», sagt Graf, «aber wenn das die Begründung für den Aufstieg in der Kategorie Arbeitsmarkt sein soll, wäre das sehr absurd.»
Nachvollziehbar ist indes der Aufstieg in der Kategorie Wohnen. Hier hat sich die 3500-Einwohner-Gemeinde von Rang 328 auf 104 verbessert. Die Fussgänger- und Flanierzonen seien dank der Neugestaltung des Postplatz-Gebietes und der Badstrasse aufgewertet worden, erklärt Graf. Die BNO mit einer Grünflächen-Ziffer sorgte für nationale Aufmerksamkeit. Die Wohnqualität soll sich mit der Einführung von Tempo 30 auf allen Gemeindestrassen noch zusätzlich erhöhen. «Es kehrt wieder Leben ins Zentrum zurück», sagt Graf. «Unter anderem aufgrund des Ennetraums.» Der Treffpunkt mit vielfältigem Angebot für alle Bevölkerungsschichten ist im August an den Postplatz umgezogen.
In den Kategorien Bevölkerungsstruktur (Rang 60), Steuerbelastung (Rang 265, Steuerfuss 97 Prozent), Erreichbarkeit (228), Versorgung (285) und Sicherheit (359) blieb Ennetbaden in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. «Wir nehmen das gute Ranking gerne entgegen», sagt Graf. Aber Studien wie jene von Politologe Michael Hermann zur politischen Landschaft der Schweiz seien aus seiner Sicht aussagekräftiger und fundierter. Hermann kommt zum Schluss: Ennetbaden ist eine reiche Gemeinde mit attraktiver Sonnenhanglage. Doch habe man in der Vergangenheit statt in tiefe Steuern in Kinderbetreuung investiert. Das hat dann auch gute Doppelverdiener angezogen. So wurde Ennetbaden zunehmend urbaner und links-liberal.