Das Rebstock-Open-Air litt trotz idealer Bedingungen unter der TV-Konkurrenz. Statt der erhofften 600 Besucher waren am Freitag- und Samstagabend insgesamt nur 400 Personen gekommen. Dies, obwohl das Wetter mitspielte.
Drei dunkle Gestalten auf der Hochbrücke Baden gucken verwundert nach unten. In der Sommernacht sind nur ihre Silhouetten zu erkennen. Die Musiker auf der Open-Air-Bühne auf dem Grabenplatz haben die Späher längst entdeckt. «Ruft mal, sodass wir euch hören», gibt der Leadsänger von Fusion Square Garden durch. Die Berner Reggae-Band bot am späten Samstagabend die letzte Show des diesjährigen Rebstock-Open-Airs Baden gemeinsam mit dem Zürcher Rapper Dodo und dem Mexikaner Lengualerta.
Wenig Leute trotz Sommerwetter
Doch der Platz unten war halb leer. Statt der erhofften 600 Besucher waren am Freitag- und Samstagabend insgesamt nur 400 Personen gekommen. Dies, obwohl das Wetter mitspielte und obwohl die Altstadt mit der beleuchteten Stadtkirche eine einmalige Konzertkulisse bot. «Wir sind frustriert, dass die EM eine Konkurrenz zum Open Air sein kann», sagt Markus Widmer, der ehemalige «Seerose»- und heutige «Rebstock»-Wirt. Er, auch als «Schnäggli» bekannt, hat das Rebstock Open Air vor einem Jahr ins Leben gerufen. «Wir wollten etwas von der ‹Seerose›-Tradition weiterziehen», sagt Widmer.
So sollen auch weiterhin Sommerkonzerte in Baden stattfinden. Das OK mit Vertretern aus der lokalen Kulturszene möchte Konzerte mit Bezug zur Stadt Baden ermöglichen. «Wir wollen keine importierten Bands mit grossen Sponsoren im Hintergrund aufbieten», sagt «Schnäggli». So spielten am Freitag gleich zwei Bands aus der Region: Rotosphere und Soul’n’Stuff mit Hendrix Ackle. Auch am Samstag standen Musiker auf der Bühne, «die in den Badener Übungsräumen gesessen haben», sagt Widmer. Nach dem Auftakt von Katy & The Escort Orchestra zauberte die Berner Crew Tomazobi am Samstag eine Feierabendstimmung unter die Brücke. Und die Reggae-Band Fusion Square Garden heizte in den späten Abendstunden ein – unter ihnen Gitarrist Matthias Urech, der an der Kanti Baden unterrichtet, und Bassist Marcel Suk, der sonst mit AZton rockt.
«Sie sind eine multikulturelle Gruppe – ein schöner Grundgedanke», sagt Patricia Itel, Mitglied des OKs. Dodo holte die Leute ins Boot und Lengualerta vermochte mit seinem rhythmusstarken spanischen Wortschwall zu beeindrucken. Während die Nacht über der Badener Altstadt eingebrochen war, stellte sich die Frage nach der Zukunft des Open Airs Rebstock. «Ich bin überzeugt, dass es auch im kommenden Jahr stattfinden wird», sagt «Schnäggli». Über die Form müsse man sich Gedanken machen. «Wir brauchen grosse Headliner, die mehr Leute anziehen.» Und wenn die EM zu Ende ist, gibt es wohl wieder mehr Musse für kulturelle Anlässe.