Baden 140 Teilnehmer suchen am Elternbildungstag in der BBB Berufsschule Antworten auf Erziehungsfragen.
In dem Zimmer wird sonst Englisch unterrichtet, das lässt sich an den Postern auf den Schränken erkennen. An diesem Samstag sind in der BBB Berufsfachschule in Baden die Schüler tendenziell allerdings etwas älter und auch der Unterrichtstoff ein anderer.
Rita Wahrenberger leitet hier im Rahmen des Elternbildungstags den Workshop zum Thema «Gefühlsausbrüche». Die Teilnehmer berichten von langen Trotzanfällen. «Es hat keinen Sinn, dann auf das Kind einzureden. Wenn man den Gefühlsausbruch erlaubt, geht er auch keine halbe Stunde», rät die Individualpsychologin den anwesenden Müttern und Vätern. Das Beste sei, zu warten und das Kind zur Ruhe kommen zu lassen.
Wahrenberger kommt seit mehreren Jahren an den Elternbildungstag. Mit der Zeit merkte sie, dass Eltern Tipps bei Gefühlsausbrüchen benötigen. «Das Programm ist ein Ansatzweg, um Eltern das Leben zu erleichtern und Mut zu machen», sagt sie. Viele der Teilnehmer seien wissbegierig und wollen nicht nach Intuition erziehen: «Moderne Eltern machen Elternbildung.»
Statt sich durch haufenweise Erziehungsratgeber zu quälen, nutzen viele Eltern das Angebot des Elternbildungstags – in den Workshops können Fragen schliesslich praxisnaher und spezifischer beantwortet werden als durch das Lesen von Büchern. Bei der 13. Auflage sind rund 140 Teilnehmer, grösstenteils Mütter, erschienen, erklärt Mitorganisatorin Brigitte Häberle: «Das sind Eltern, die sich Fragen stellen und die froh sind, wenn sie Abstand zum Erziehungsalltag nehmen können.» Häberle war vor 13 Jahren Gründungsmitglied des Elternbildungstags in Baden.
Zusätzlich zu den Workshops können sich die Teilnehmer während der Mittagspause in der «Kurzberatung» zu spezifischen Fragen Hilfestellungen geben lassen. Das neue Angebot wurde quasi überrannt, so Häberle. An den 15 Ständen in und vor der Cafeteria der BBB präsentieren sich weitere Elternberatungs-Organisationen.
Das gesamte Programm steht in diesem Jahr unter dem Titel «Fit für’s Leben». Das Motto baut auf dem Einstiegvortrag von Jürg Frick auf. Der Individualpsychologe spricht von Bindung und Beziehung als die wichtigste Voraussetzung für gesunde Entwicklung von Kindern und letztlich auch Erwachsenen. Mittels eines Films macht Frick deutlich, dass Kleinkinder Nähe zu Menschen suchen und beibehalten wollen. Eine sichere Bindung sei dabei ein Schutzfaktor für die Entwicklung psychischer Gesundheit, eine unsichere Bindung im Umkehrschluss ein Risikofaktor für psychische Störungen.
Für eine gute Bindung müssen die Bedürfnisse der Kinder erkannt und korrekt interpretiert werden sowie prompt und angemessen darauf reagiert werden, erklärt der Referent. Wenn die Bedürfnisse «stabil gestillt» würden, entwickle das Kind eine Sicherheit, von dem es im weiteren Verlauf seiner Entwicklung profitiere. Einige der Anwesenden machen wie zu Schulzeiten Notizen, die meisten hören interessiert zu.