Baden
Wer Bier trinken will, muss Pfefferspray, Sackmesser und Joint abgeben

Sicherheitsleute kontrollieren am Eingang des Badener Biergartens die Taschen und Rucksäcke der Gäste. Nicht nur Pfeffersprays und Joints werden eingezogen, sondern auch Schweizer Sackmesser. Warum?

David Egger
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Wer im Badener Biergarten ein Bier trinken will, muss Pfefferspray, Sackmesser und Joint abgeben (Symbolbild)

Wer im Badener Biergarten ein Bier trinken will, muss Pfefferspray, Sackmesser und Joint abgeben (Symbolbild)

Keystone

Die meisten Gäste des Biergartens halten sich an die Regeln. Nur vier Hausverbote mussten die Betreiber bisher pro Saison aussprechen. Früher sah es anders aus: Gegen Ende der Woche verkamen die Abende gelegentlich zu Besäufnissen, manchmal bis zum Erbrechen. Schlägereien gab es selten. «Wir haben es geschafft, ein gemischtes Publikum anzusprechen. Damit hat sich auch die Sicherheit verbessert», sagt Philipp Penelas auf Anfrage. Der Zürcher ist seit vier Jahren Geschäftsführer des Biergartens.

Seine Aussage sieht bestätigt, wer den Biergarten über Mittag besucht. Auch die wenigen Gäste zur Mittagszeit sind bunt durchmischt: Ein Herr mit Sonnenbrille sitzt im Schatten der Bäume, geniesst sein grosses Bier, isst Ghackets mit Hörnli und liest eine deutsche Tageszeitung. Unter einem der Sonnenschirme in der Mitte, an einem der Tische, deren Gedeck rot-weiss kariert ist, sitzen zwei Mädchen mit ihren Grosseltern. In der Nähe liest ein weiterer Mann eine Zeitung. Manchmal will der Wind sie umblättern. Zwei junge Frauen plaudern miteinander.

Wer kifft, erhält ein Hausverbot

Nicht nur wer ein klassisches Lager, ein Alkoholfreies oder doch lieber ein Urweizen geniessen will, ist also im Biergarten am richtigen Ort. Wer kiffen will, sollte aber draussen bleiben: Im Bierparadies sind Joints tabu. Denn die Hausordnung besagt, dass die Gäste keine Getränke und Rauschmittel mitnehmen sollen. «Hausverbote sprechen wir in erster Linie aus, wenn jemand auf unserem Areal Drogen konsumiert», sagt denn auch Philipp Penelas. Einmal erwischten die Mitarbeiter jemanden, der auf der Toilette Kokain konsumierte.

Damit solche Vorkommnisse die Ausnahme bleiben, beschäftigt der Biergarten auch eine Sicherheitsfirma, die jeweils am Abend Sicherheitskontrollen durchführt. Die Mitarbeiter der Schweizerischen Sicherheits-Agentur (SSA) stehen beim Eingang. Sie filzen die Gäste zwar nicht, werfen aber einen Blick in Handtaschen und Rucksäcke. Ihre Augen richten sie in erster Linie auf Drogen und Waffen. Zum Teil tragen Frauen einen Pfefferspray auf sich — im Biergarten ist das nicht erlaubt. «Solche Dinge bewahren wir dann hinter der Bar auf. Beim Rausgehen erhält man die Sachen selbstverständlich zurück», erklärt Philipp Penelas die Methode der Security.

Security strenger als die Polizei?

Nicht schlecht gestaunt hat letzte Woche ein Leser der Aargauer Zeitung, als er sich auf sein Feierabendbier freute und am Eingang des Biergartens kontrolliert wurde. In seiner Tasche hatte er nicht nur ein Tablet, sondern auch ein Sackmesser — er musste die Tasche abgeben. Speziell: Sogar in Flugzeugen sind Sackmesser erlaubt, da ihre Klinge nicht länger als sechs Zentimeter ist.

In der Hausordnung des Biergartens steht nirgends, dass Sackmesser verboten sind. «Für mich persönlich sind Sackmesser auch keine Waffen. Aber die Mitarbeiter der SSA entscheiden selber, was gefährlich ist und was nicht. Sie tragen schliesslich die Verantwortung. Dafür bezahlen wir sie ja», erklärt Penelas. Lächelnd fügt er an: «Im Biergarten stellen wir Messer und Gabel zur Verfügung, ein Sackmesser braucht man also nicht.»

Die Saison läuft noch bis Mitte September

Das grösste Problem im Biergarten war lange, dass Gäste die speziell für die Gartenwirtschaft hergestellten Bierkrüge von Müller Bräu mitgehen liessen. Es gab Saisons, wo diese Diebstähle die Betreiber tausend Franken kosteten. Auch das hat sich gebessert. Noch bis Mitte September bleibt der Biergarten geöffnet. Bis jetzt ist Penelas mit der Saison zufrieden.