Wettingen
2700 statt 10 Dollar: Chipkrise trifft auch Aargauer Firmen

Der aktuelle Mangel an Computerchips trifft einige Schweizer Firmen hart. Es gibt zum Teil massive Preissteigerungen. Die Wettinger Firma Iftest bezahlt für einen Chip, der vor einem Jahr noch 10 Dollar kostete, nun 2700 Dollar.

Drucken
Besuch bei der Firma Iftest in Wettingen. Das Unternehmen stellt unter anderen Elektronik für Smartwatches der Festina-Gruppe

Besuch bei der Firma Iftest in Wettingen. Das Unternehmen stellt unter anderen Elektronik für Smartwatches der Festina-Gruppe

Sandra Ardizzone

Ohne Computerchips wäre unser modernes Leben gar nicht möglich. Im Moment gibt es aber zu wenig davon. Das spüren auch Firmen in der Schweiz, sowie auch im Kanton Aargau. SRF hat die betroffene Firma Iftest in Wettingen besucht.

Die Firma Iftest ist eine der grössten Arbeitgeberinnen der Gemeinde. 250 Leute arbeiten hier. In den Produktionsräumen fügen Maschinen elektronische Bauteile zu Leiterplatten zusammen. Da die zentralen Bauteile - die Mikrochips aus Asien - ständig fehlen, sei die Firma nicht mehr in der Lage, alle Produkte für die Kunden herzustellen, sagt Verkaufsleiter und Geschäftsleitungsmitglied Peter Himsolt gegenüber SRF.

Computerchips und andere elektronische Bauteile sind schon länger global knapp. Doch die Coronapandemie hat das Problem stark verschärft. So Peter Himsolt:

«Wir bezahlen für einen Chip, der vor einem Jahr 10 Dollar gekostet hat, heute 2700 Dollar.»

Neben Lieferverzögerungen sind vor allem die höheren Beschaffungskosten eine Folge des Mangels.

Broker verdienen sich eine goldene Nase

Die Wettinger Firma Iftest ist nicht die einzige, die von der Mangellage bei Mikrochips betroffen ist. Industriegiganten wie ABB und die Automobilindustrie spüren die Auswirkungen ebenfalls.

Wenn Firmen heute elektronische Komponenten für die Weiterverarbeitung bestellen möchten, kommen sie kaum um sogenannte Broker herum. Diese kaufen Bauteile direkt bei Produzenten, zu nach wie vor vergleichsweise günstigen Preisen. Dann verkaufen sie die Teile mit teils erheblichen Preisaufschlägen weiter. Dabei könnten die Broker sich eine goldene Nase verdienen, sagen verschiedene von SRF angefragte Firmen aus der Elektronikbranche.

Das Geschäftsmodell funktioniere, weil die Nachfrage immer vorhanden sei, erklärt Peter Himsolt:

«In einem Fall hat uns ein Broker übers Wochenende 48 Stunden Zeit gegeben für eine Bestellung und den Preis danach gleich nochmal um 5 Prozent erhöht.»

Diese Situation führe zu Planungsproblemen. Wenn Broker Teile kurzfristig an eine andere Firma verkaufen, die einen höheren Preis bezahlt, dann fehlt bei Iftest ein eigentlich eingeplantes Teil für die Weiterverarbeitung. So müsse man die Produktion fast von Tag zu Tag neu planen.

Sorgen bereitet Peter Himsolt, dass die Knappheit sich allenfalls noch weiter verschärfen könnte. Der Höhepunkt der Krise sei wohl noch nicht erreicht, vermutet er. Dies sei umso bedauerlicher, weil die Auftragslage eigentlich sehr gut wäre. (nic)