Wettingen
Der 12,5-Millionen-Neubau für die Bezirksschule wird ein Jahr später als geplant fertig

Die Bez Wettingen hat ein Platzproblem: Im neuen Schuljahr sind acht Klassenzimmer in einem Provisorium untergebracht. Am Montag hat der Gemeinderat seine Pläne für einen Erweiterungsbau vorgestellt. Das Gebäude ist modulartig aufgebaut – und kostet rund 5 Millionen weniger als der ursprünglich geplante Massivbau.

Rahel Künzler
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Der dreistöckige Neubau ist auf dem Rasenspielfeld vorgesehen. Die Rennbahn und ein Teil der Grünfläche bleiben bestehen.

Der dreistöckige Neubau ist auf dem Rasenspielfeld vorgesehen. Die Rennbahn und ein Teil der Grünfläche bleiben bestehen.

zvg

555 Jugendliche, darunter 216 aus Neuenhof und Würenlos, besuchen seit Montag die Bezirksschule Wettingen. Das sind rund 80 mehr als noch letztes Schuljahr. Damit ist eingetroffen, was das Schulraum-Monitoring 2021 prognostiziert hat: Die Bez hat nun zu wenig Platz.

Derzeit sind acht Klassenzimmer, drei Gruppenräume sowie ein Vorbereitungszimmer für Lehrpersonen in einem doppelstöckigen Container-Provisorium auf dem Basketballplatz untergebracht. Die Fächer Textiles und Technisches Gestalten (TTG) werden im Schulhaus Zehntenhof und im Margeläcker unterrichtet.

Neubau soll im Sommer 2023 bezugsbereit sein

Eines ist klar: Ein Erweiterungsbau muss her – und zwar rasch. Aus Zeitdruck und wegen der hohen Kosten entschied sich der Gemeinderat im Juni 2020 gegen einen Massivbau. Stattdessen fiel der Entscheid zu Gunsten eines Neubaus in modularer Hybridbauweise, sprich einem Gebäude, das aus vorgefertigten Holz-Beton-Elementen erstellt wird.

Die öffentliche Ausschreibung im Submissionsverfahren erfolgte im November 2020. Der Gemeinderat bewertete die vier eingereichten Bauprojekte anhand der Kriterien Kosten (50%), architektonisches Konzept (40%) und Bauzeit (10%) – und ist nun zu einer Entscheidung gekommen. Am Montag präsentierte er den geplanten Neubau an einer Medienkonferenz.

Dieser soll auf dem Rasenspielfeld südlich der bestehenden Schulgebäude zu liegen kommen. Der Baukredit beläuft sich auf 12,5 Millionen Franken – rund fünf Millionen weniger als der Kostenvoranschlag für einen Massivbau. Statt im Sommer 2022 ist das neue Schulgebäude voraussichtlich erst im Sommer 2023 bezugsbereit. Gemeinderat und Bauvorsteher Martin Egloff (FDP) sagt:

«Der ursprüngliche Zeitplan hat sich als zu sportlich herausgestellt.»

Über den Baukredit wird an der Einwohnerratssitzung vom 2. September 2021 abgestimmt. Am 28. November hat das Stimmvolk an der Urne das letzte Wort.

Raumaufteilung unterstützt selbstständiges Lernen

Weil an der Bezirksschule im Fachlehrpersonensystem unterrichtet wird, die Jugendlichen deshalb nach jeder Lektion die Zimmer wechseln, kam als Standort für den Neubau einzig die Rasenspielfläche in Frage. Bei dessen Realisierung würden eine 30 mal 60 Meter grosse Grünfläche und die Laufbahn erhalten bleiben. Auf drei Stöcken sind rund 1610 Quadratmeter Schulraum vorgesehen – damit würde der zusätzliche Bedarf an Klassenzimmern als auch die vom Lehrplan 21 geforderte Zahl an Werkräumen abgedeckt.

Mit dem Neubau biete die Bezirksschule Wettingen neu Kapazität für rund 580 Schülerinnen und Schüler – 100 mehr als bisher, sagte Bildungsvorsteher Sandro Sozzi (Die Mitte). Zudem schaffe der neue Schulraum Strukturen für einen modernen Unterricht, in dem Schülerinnen und Schüler vermehrt selbstständig arbeiten.

Statt der üblichen Klassenzimmer sind die Stockwerke in kleinere Inputzimmern und klassenübergreifende, grössere Räume mit Einzelarbeitsplätzen – sogenannte Lernlandschaften – gegliedert. «Die Lernlandschaften waren ein ausdrücklicher Wunsch der Schule», so Sozzi. Moderne Räumlichkeiten seien auch bei der Stellensuche ein wichtiger Faktor.

Modulbau ist nicht nur günstiger, sondern auch ökologischer

Es sei das erste Mal, dass die Gemeinde ein Gebäude als Hybridbau realisiere, so Egloff. Die moderne Bauweise habe sich entscheidend auf die Kosten ausgewirkt. Dies, weil der Bau voraussichtlich nur ein Jahr statt deren zwei Jahren für einen Massivbau daure – bei gleicher Lebensdauer. Gleichzeitig würden damit die Ausgaben für den Betrieb des Provisoriums reduziert.

Einen weiteren entscheidenden Vorteil des Hybridbaus sieht der Gemeinderat betreffend Nachhaltigkeit. So würde bei der Fabrikation Beton nur dort verwendet, wo dies wirklich nötig ist. Wenn immer möglich, werde Holz als nachhaltiger Baustoff eingesetzt, so Egloff. Das Gebäude wird nach Minergie-P-Standard erbaut. Der Erweiterungsbau soll über einen Fernwärmeanschluss mit der Holzschnitzelheizung im Altbau verbunden werden. Auf dem Flachdach ist in Zusammenarbeit mit den Elektrizitätswerken Wettingen der Betrieb einer Fotovoltaikanlage vorgesehen.

Im Provisorium auf dem Basketballplatz sind acht Klassenzimmer, drei Gruppenräume sowie ein Vorbereitungszimmer untergebracht.

Im Provisorium auf dem Basketballplatz sind acht Klassenzimmer, drei Gruppenräume sowie ein Vorbereitungszimmer untergebracht.

Rahel Künzler