Wettingen
Ein Spitzensport der anderen Art – Nachwuchs-Schreiner treten gegeneinander an

An den regionalen Schreinermeisterschaften wird Millimeterarbeit verlangt und jedes Objekt am Schluss pingelig genau bewertet. Nur die Besten der Besten kommen weiter. Zwei Mitstreiter und der letztjährige Gewinner der SwissSkills erzählen.

Jeanine Kemper
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Zwei der vier Teilnehmer aus dem Aargau: Jonas Suter (links) und Elia Balmer (rechts).

Zwei der vier Teilnehmer aus dem Aargau: Jonas Suter (links) und Elia Balmer (rechts).

Jeanine Kemper

Schon von weitem hört man das Kreischen verschiedener Schleif- und Sägemaschinen über den grossen Platz im Tägi. Beim Betreten des Schreinerzeltes an der Messe Bauen und Wohnen in Wettingen fliegt den Besucherinnen und Besuchern zuerst einmal eine Sägemehlwolke entgegen. Im Zelt selbst sind junge Menschen konzentriert über ihre Holzarbeiten gebeugt.

Bei den Schreinermeisterschaften in Wettingen ist die Aufgabe, einen Tisch zu schreinern.

Tele M1

Diese Woche fand der erste Tag der regionalen Schreinermeisterschaften statt. Dabei treten im Tägi insgesamt 35 Teilnehmer gegeneinander an. Die drei besten Kandidatinnen und Kandidaten qualifizieren sich für die Schreiner-Nationalmannschaft. Der Event zieht sich über vier Tage. An zwei weiteren Orten in der Schweiz passiert genau das Gleiche. Die insgesamt neun Gewinner der drei Austragungen bilden dann die oben genannte Nationalmannschaft.

Die Teilnehmenden müssen verschiedene Ausscheidungsstufen durchlaufen

An den Schreinermeisterschaften müssen die Bewerber vier Stufen durchlaufen, bevor sie an den Berufsweltmeisterschaften, den WorldSkills, die Schweiz vertreten können.

Stufe eins sind die Sektionsmeisterschaften. In diesen qualifizieren sich 100 Jungschreiner für die Stufe zwei: die Regionalmeisterschaften. Stufe drei ist die Schreiner Nationalmannschaft. In dieser können die Teilnehmer Punkte sammeln für Stufe vier: die SwissSkills. Die beiden Sieger, die aus diesem Finale herausgehen, nehmen schliesslich an den WorldSkills teil.

Hier ist ein Teil der Aufgabe der Regionalmeisterschaft stellen müssen. Es stellt die Platte eines Tisches mit speziellen Verbindungen in der Oberfläche dar.

Hier ist ein Teil der Aufgabe der Regionalmeisterschaft stellen müssen. Es stellt die Platte eines Tisches mit speziellen Verbindungen in der Oberfläche dar.

Jeanine Kemper

Insgesamt drei Aargauer und eine Aargauerin sind an den regionalen Schreinermeisterschaften im Tägi vertreten. Am Donnerstag arbeiten zwei davon aufmerksam an ihren Arbeiten und eilen zwischen den Werkbänken hin und her. Innerhalb von zwei Tagen müssen die Teilnehmenden ein komplexes Objekt herstellen, welches mit speziellen Massivholz-Verbindungen konstruiert wird.

In verschiedenen Etappen müssen die Kandidatinnen und Kandidaten ihre Schritte der Jury präsentieren und am Schluss wird das Objekt ganz genau bewertet. Bei der Bewertung wird das Objekt genaustens ausgemessen, und es wird beurteilt, wie gut sich die Teile zusammenfügen und wie sorgfältig geschliffen wurde.

Wettkampfsituation wie bei Leistungssportlern

Jonas Suter.

Jonas Suter.

Jeanine Kemper

«Mein Ziel wäre es schon, in die Nati zu kommen», sagt Jonas Suter. Der 18-jährige Schreinerlehrling ist im dritten Lehrjahr und nimmt das erste Mal an den Schreinermeisterschaften teil. Um sich möglichst gut vorzubereiten, habe er sich extra Ferien genommen. «In der Bude habe ich dann verschiedene Arbeiten durchgespielt», sagt er. Schon von Klein auf habe er gewusst, dass Schreiner sein Traumberuf ist. «Ich habe schon immer gerne zu Hause in der Werkstatt etwas ‹knustet›», sagt er.

Elia Balmer.

Elia Balmer.

Jeanine Kemper

Einer seiner Konkurrenten, Elia Balmer, hat es vor zwei Jahren schon einmal versucht. «Es hat mir Spass gemacht und ich wollte es deshalb nochmals probieren», sagt er. Der 19-Jährige ist im vierten Lehrjahr und erzählt, dass man für den Wettkampf gewappnet sein muss: «Man steht unter Zeitdruck und die Konkurrenz ist gross.»

Zur Vorbereitung habe er sich mit unterschiedlichem Werkzeug ausgestattet und sich auf das Üben mit verschiedenen Holzverbindungen konzentriert. Auch er habe zu Hause schon immer gerne an der Werkbank gearbeitet und somit sein Hobby zum Beruf gemacht.

«Ich bin momentan nur am Trainieren»

Brian Thomi.

Brian Thomi.

Jeanine Kemper

Der Gewinner der vergangenen SwissSkills hat die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Aargau bei ihrer Vorbereitung unterstützt. Brian Thomi wird sein Können im Oktober an den WorldSkills in Schanghai unter Beweis stellen. Der 21-Jährige ist ausgelernter Schreiner und während der vier Tage ebenfalls an der Messe im Schreinerzelt vertreten.

Er hat die Möglichkeit, an einem eigenen Arbeitsplatz diese Zeit zu nutzen, um sich auf die Berufsmeisterschaften vorzubereiten. Derzeit dreht sich bei ihm alles um das Schreinern. «Ich bin momentan nur am Trainieren», sagt er.

Dabei wird Thomi vom Chefexperten im Betrieb unterstützt. Als Vorbereitung auf die WorldSkills hätten die Teilnehmenden drei verschiedene Pläne bekommen, die in abgeänderter Form auch am Wettkampf vorkommen können. Auch er habe schon immer gerne mit den Händen gearbeitet. «So war es das einzig Logische für mich, diesen Beruf zu erlernen», sagt Thomi.