Die Einwohnerrätin und ehemalige Grossrätin tritt im Herbst zur Erneuerungswahl an. Weshalb Ruth Jo. Scheier kandidiert, was ihre Stärken sind und wie sie zu einer Steuererhöhung steht.
Die bisherigen Wettinger Gemeinderäte erhalten weitere Konkurrenz. Bei den Gesamterneuerungswahlen am 26. September schickt die GLP die ehemalige Grossrätin Ruth Jo. Scheier ins Rennen. Damit sind bis jetzt neun Gemeinderatskandidaturen bekannt. Neben den sieben Bisherigen kandidiert auch der parteilose Andrea Bova, der sich zugleich als Gemeindeammann zur Wahl stellt. Die Anmeldefrist für die Erneuerungswahl läuft noch bis zum 13. August.
«Die GLP vertritt die Ansicht, dass es für eine richtige Wahl auch eine entsprechende Auswahl braucht», begründet Ruth Jo. Scheier ihre Kandidatur. Die GLP war noch nie im Wettinger Gemeinderat vertreten. Bei den Erneuerungswahlen 2013 trat Scheier als bisher einzige GLP-Kandidatin an, verzichtete dann aber auf den 2. Wahlgang.
Politische Erfahrung bringt die 45-Jährige, die mit vollem Namen Ruth Johanna Scheier heisst, reichlich mit. Von 2009 bis 2019 sass sie für die GLP im Grossen Rat, seit 2008 gehört sie der Partei an, seit 2014 ist sie im Einwohnerrat. Nun verspüre sie Lust, von der Legislative in die Exekutive zu wechseln. «Ich bin eine Macherin, ich will Sachen anpacken und umsetzen – und traue mir das zu», sagt die Mutter einer 22-jährigen Tochter.
Aufgrund ihrer vielfältigen Erfahrung gelte ihre Aufmerksamkeit diversen Gebieten, Interessen und Anspruchsgruppen, sagt Scheier. «Ich nehme gerne alle möglichen unterschiedlichen Anliegen auf und versuche, diese einer möglichst optimalen Lösung zuzuführen.» Oft seien es die kleinen Veränderungen, die über die Zeit eine grosse Wirkung entfalten. «Grosse Veränderungen erzeugen hingegen häufig auch grossen Widerstand», so ihre Erfahrung.
Scheier geht davon aus, dass ihre Kandidatur auch auf Gegenwind stossen wird. «Viele werden das als Angriff auf den bisherigen Gemeinderat werten», sagt sie. Diesem Eindruck will sie entgegenwirken. «Meine Motivation, für den Gemeinderat zu kandidieren, erschliesst sich auch aus meinem Lebenslauf.» Als altruistische, sprich selbstlose Optimistin engagiere sie sich stets mit Herzblut dafür, die Welt – wenn auch nur ein kleines Bisschen – besser zu machen. «So will ich auch Wettingen, gemeinsam mit anderen, weiterbringen.»
Die GLP vertrete zudem die Ansicht, dass es im eher männerlastigen Gemeinderat durchaus noch eine zweite Frau vertragen könnte. «Obwohl ich mich klar nicht als Frauenrechtlerin sehe, hat mir meine Erfahrung gezeigt, dass gemischte Gremien oft zu besseren Ergebnissen kommen, da Frauen im Allgemeinen anders politisieren als Männer», sagt Scheier. Da sie im Bereich Buchhaltung und Controlling den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit wage, wäre sie auch zeitlich flexibel genug für das Amt, ist sie überzeugt.
Die eigenen Wahlchancen einzuschätzen, fällt Scheier schwer. Sie sieht sich nicht als grosse Wahlkämpferin, stattdessen wünscht sie, «dass meine Arbeit für sich spricht». In Wettingen gebe es einiges zu verbessern, sagt sie. Scheier pocht auf transparente Entscheidungen und frühzeitige Planung. «Oft sind die Geschäfte so dringlich, dass dem Einwohnerrat nur noch die Zustimmung zu einem Kredit bleibt», kritisiert sie. Sie möchte die Zusammenarbeit und Kommunikation mit dem Einwohnerrat und der Bevölkerung verbessern, für mehr Mit- statt Gegeneinander einstehen. Zum Wettinger Dauerthema Steuererhöhung sagt Scheier nicht kategorisch Nein, sondern: «Es kommt darauf an, wofür sie eingesetzt wird.» Zu ihren Stärken zählt sie eine systematische Herangehensweise, Verhandlungsgeschick und die Erfahrung aus diversen Gremien.