Die mittlere und obere Landstrasse sollen saniert und deshalb Bauprojekte ausgearbeitet werden. Der Gemeinderat ist wegen vorgesehenen Geldern aus dem Agglomerationsprogramm Aargau Ost unter Druck. In einem Vorstoss forderte die GLP aber einen Baustopp, bis Klarheit über das Tram herrscht.
Vor mehr als drei Jahren hatte der Wettinger Einwohnerrat und danach die Bevölkerung an der Urne einem Kredit von fast 11 Millionen Franken für die Sanierung des unteren Abschnitts der Landstrasse zugestimmt. Beim 500 Meter langen Abschnitt vom sogenannten Rabenkreisel bis zur Grenze Baden soll die Kanalisation saniert und der Strassenraum neu gestaltet werden – die Fassaden miteingeschlossen.
Erst war geplant, 2021 damit zu starten. Bis heute ist aber noch nichts passiert. Bereits vor anderthalb Jahren hatte Yvonne Hiller (GLP) einen Vorstoss eingereicht, in dem sie forderte, nicht dringliche Sanierungen bei der Landstrasse so lange zu sistieren, bis klar sei, wie die Linienführung der Limmattalbahn ab Killwangen aussehen soll. In der Einleitung schreibt sie:
«Ziel ist es, mit der Sanierung wo immer möglich zuzuwarten, damit diese gleichzeitig wie der Limmattalbahnbau geschehen kann.»
Eine zweimalige Öffnung der Strasse innerhalb weniger Jahre sei zu vermeiden, weil dies das Budget und die Schulden Wettingens massiv belasten würde. Dem Kanton sei das ebenso mitzuteilen, weil es sich bei der Landstrasse um eine Kantonsstrasse handelt. Dieser würde 40 Prozent der Kosten übernehmen.
Für den Gemeinderat kommt eine Aufschiebung der Sanierung der unteren Landstrasse aber nicht in Frage, wie er in der nun vorliegenden Antwort zum Vorstoss schreibt. Vor allem die Werkleitungen für Abwasser, Wasser und Elektroanlagen müssen dringend erneuert werden.
Auch bei den zwei anderen Abschnitten der Landstrasse, den mittleren sowie den oberen Teil, wären Sanierungsprojekte geplant. Die stehen jedoch noch ganz am Anfang. Problem: die Finanzierung. Damit die Gemeinde vom Agglomerationsprogramm Aargau Ost profitieren kann, müsste bis spätestens 2027 mit dem Bund eine Finanzierungsvereinbarung vorliegen beziehungsweise ein baureifes Projekt für die gesamte Landstrasse ausgearbeitet sein.
Die Planungen für das Bauprojekt für die untere Landstrasse – inklusive Sicherstellung der Finanzen – habe rund zwei Jahre gedauert, schreibt der Gemeinderat weiter. Für die 500 Meter lange Strecke im mittleren Teil der Landstrasse rechnet er mit der gleichen Dauer, für die obere Landstrasse mit einer Länge von rund 1,3 Kilometern mit voraussichtlich drei Jahren.
Das hiesse, Bauprojekte für die beiden Strassenabschnitte müssten, um Agglo-Gelder beziehen zu können, spätestens ab 2023 erarbeitet werden.
Daher sei ein gewisses Verständnis vorhanden, die Planung der Bauprojekte so weit zu forcieren, damit, sollte der Entscheid der Linienführung für die Limmattalbahn zeitnah vorliegen, «unmittelbar mit der Realisierung der Bauvorhaben begonnen werden kann». Das Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) rechnet mit einem Variantenentscheid voraussichtlich im nächsten Jahr. Mit der Realisierung der Limmattalbahn sei laut vorsichtiger Schätzung aber frühestens ab 2032 bis 2036 zu rechnen.
Die Unsicherheit, vom Bund keine Gelder zu erhalten, wenn bis 2027 keine baureifen Bauprojekte für die mittlere und obere Landstrasse vorliegen, müsse dem Risiko gegenübergestellt werden, wie viel die Planung zur Ausarbeitung für die noch fehlenden 1,8 Kilometer die Gemeinde kosten würde. Das BVU schätzt diese Kosten auf rund 1,1 Millionen, bei einem Gemeindeanteil von 580’000 Franken.
Jedoch: «Die zurzeit unsichere Ausgangslage betreffend Linienführung der Limmattalbahn und deren Akzeptanz in der Bevölkerung stellt die direkte Weiterbearbeitung der Bauprojekte für die noch fehlenden Abschnitte 2 und 3 in Frage.» Daher solle das weitere Vorgehen erst nach den Abklärungen in Sachen Limmattalbahn entschieden werden, schliesst der Gemeinderat seine Antwort.
Yvonne Hiller freut sich darüber, dass ihr Vorstoss endlich entgegengenommen wurde. Das Thema brenne der Bevölkerung schon länger unter den Nägeln. Dennoch ist sie nicht zufrieden: «Das wäre für die Gemeinde eine Gelegenheit gewesen, inhaltlich etwas Transparenz zu schaffen: Wo sind unsere Prioritäten? Wo gehen die Schulkinder durch, wo die Limmattalbahn oder die Busse, wo die Velos? Wird das auch berücksichtigt im dringlichen Bauteil?»
Die GLP lese es als vorgeschobenes «Weiss-auch-nicht». Der grosse Wurf der Limmattalbahn sei erst in ein paar Köpfen. «Uns fehlt ein Plan mit raschen Entlastungen: Wie sollen Bus und Velos fahren im Stau? Oder bleibt unbesprochen das Auto prioritär?», fragt Hiller rhetorisch. Sie fordert ein orchestriertes Konzept, das Limmattalbahn, die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer und auch das räumliche Entwicklungsbild miteinbezieht: «Sonst gehen die Kosten unnötig ins Endlose.»
Der Kanton wie auch der Gemeinderat (siehe REL) will die Limmattalbahn. Glaube kaum, dass hier die betroffene Bevölkerung einbezogen wird. Wenn dies der Fall ist, ist schwer verständlich, dass man dieses Teilstück aufwändig saniert, Kreisel erweitert, neue Zonen plant mit Bäumen und Bänken statt, dass man nur noch das notwendigste ausführt, bis diese überflüssige Bahn gebaut oder im Depot bleibt.
Die Limmattalbahn wird zu mindestens 10'000 zusätzlichen Einwohnern führen, der grösste Teil Personen mit tiefsten Einkommen. Wettingen muss endlich aufhören nur auf Mengenwachstum zu setzen, wir müssen qualitativ wachsen. Die Limmattalbahn ist der faslche Weg, sie kostet uns 10 - 20 zusätzliche Steuerprozente (Defizitdeckung, Zuzug von Sozialfällen aus Neuenhof und Spreitenbach, die neuen einen Direktanschluss zu den Kollegen und Verwandten bekommen). Die Sanierung ist aufzuschieben, bis über die Limmattalbahn entschieden ist, sonst gibt es da eine Bauruine.