Baden
Wie an der ABB Technikerschule in Zukunft unterrichtet wird

Die ABB Technikerschule feiert ihr 25-Jahr-Jubiläum und muss sich ständig neu behaupten.

Ursula Burgherr
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Kurt Rubeli, seit 2012 Rektor der ABB Technikerschule, vor einem der beiden Kunstobjekte anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums.zvg

Kurt Rubeli, seit 2012 Rektor der ABB Technikerschule, vor einem der beiden Kunstobjekte anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums.zvg

Wer in Kurt Rubelis Büro steht, sieht zuerst einmal doppelt. Das Konterfei des Rektors der ABB Technikerschule steht in Kunststoff neben dem Schreibtisch und ist bis ins letzte Detail identisch mit dem lebendigen Original. «Eine Semesterarbeit aus dem Maschinen- und Konstruktionsbau», erklärt Rubeli, «meine Daten wurden eingescannt und mit einem 3D-Plot verarbeitet.» Fast schon zärtlich streicht er dann über einen Turbinenflügel, der früher bei der Alstom im Einsatz war. Jetzt steht er bei ihm zur Zierde da. «Die schöne Form gepaart mit ihrer Funktionalität ist für mich Kunst», schwärmt er. So richtig in Fahrt kommt er, wenn er als Dozent für Elektrotechnik, Qualitätsmanagement und Statistik vor seinen Studentinnen und Studenten steht.

Die ABB Technikerschule ist eine Höhere Fachschule HF. 560 Studierende, die alle im Berufsleben stehen, bilden sich zurzeit in den Fachrichtungen Betriebs-, Energie-, Konstruktions- und Systemtechnik, Logistik, Informatik, Gebäudeautomatik sowie Energie und Umwelt weiter. Sie werden von 149 Dozierenden unterrichtet. «Wir setzen auf eine möglichst prozessorientierte Wissensvermittlung. Von der Praxis – für die Praxis ist unsere Devise», so Rubeli.

Projektarbeit für Kunden

Die Ausbildungsstätte ging aus der 1957 gegründeten Konstrukteurenschule der BBC hervor. Weil sich in den 90er-Jahren grosse Firmen nur noch auf ihr Kerngeschäft konzentrieren wollten, wurde das Bildungswesen ausgelagert. Um es weiterführen zu können, trat 1993 der Trägerverein ABB Technikerschule in Funktion. Als Standort diente über lange Zeit eine umgebaute ABB-Fabrikhalle. Seit 2014 findet der Schulbetrieb im markanten Erweiterungsbau an der Wiesenstrasse 26 statt. Die beiden Schulgebäude wurden architektonisch raffiniert durch eine Passerelle verbunden. Das Zentrum bildet ein atriumähnlicher, mit Bäumen bepflanzter Innenhof. «Keine andere höhere Fachschule in der Schweiz hat so modern ausgestattete Labors wie wir», meint Rubeli und zeigt der Besucherin stolz den Windkanal, an dem die Widerstandskraft von Objekten gemessen werden kann, die Hochspannungszelle von 250 000 Volt und natürlich den ABB-Zweiarmroboter YuMi, der für die Kleinmontage zum Einsatz kommt.

Nach sechs Semestern wird das erworbene Wissen in die Praxis umgesetzt. Grundlage für die Diplomprüfung ist eine Projektarbeit. Dabei werden hauptsächlich Kundenaufträge der heute 70 zum Verein gehörenden Trägerschaftsfirmen und rund 340 Unternehmen realisiert. So hat ein Team beispielsweise ein Messsystem für die Cobra-Trams der Verkehrsbetriebe Zürich entwickelt, dank dem die Lebensdauer der Räder erhöht und der Trambetrieb leiser wird. Für die ausserordentliche Engineering-Arbeit wurde es mit dem Prix consenec award 2017 ausgezeichnet.

Wo sieht Rubeli die ABB Technikerschule in 10 Jahren? «Ich hoffe, dass unsere Schule voll ist. Wir sind noch nicht zu 100 Prozent ausgelastet und wünschen uns bis 2020 rund 700 Studierende.» Er findet dieses Ziel realistisch. Neben den HF Bildungsgängen werden vier Nachdiplomstudien HF angeboten: Executive in Business Engineering, IT Management, Software Engineering und Vernetzte Systeme. Die Digitalisierung stellt den Schulbetrieb laufend vor neue Herausforderungen. «Wir bleiben auf Kurs und sind in einem Pilotversuch mit dem FlexHF Studium gestartet», erzählt der Rektor. Dank modernsten Kommunikationsplattformen ist künftig einer Art Fernstudium möglich. «Orts- und zeitunabhängig organisieren die Studierenden sich selber, werden aber von uns umfassend gecoacht und kommen zwei Tage pro Monat in die Schule.» Rubeli ist überzeugt: «Das ist die Ausbildungsform der Zukunft.»

Zur Feier des 25-Jahr-Jubiläums säumen zwei neue Kunstobjekte den Eingangsbereich der Schule. Es sind überdimensionierte Gesichter – weiblich und männlich – mit geschlossenen Augen. Rubeli erklärt dazu: «Die ABB Technikerschule öffnet unseren Studierenden die Augen und lässt ihre beruflichen Träume wahr werden».