Ende Januar jährt sich die Tragödie, bei der fünf Mitglieder des SAC Lägern während einer Skitour am Vilan GR ums Leben kamen. Was hat das Unglück in der Sektion ausgelöst?
Mit dem Schneefall der vergangenen Tage hat sich das Lawinenrisiko verschärft. Jüngstes Beispiel ist Valfréjus in den französischen Südalpen, wo am Montag fünf Soldaten bei einem Schneebrett ums Leben kamen. Eine vergleichbare Tragödie ereignete sich am 31. Januar 2015: Damals befand sich eine neunköpfige Gruppe der Sektion Lägern des Schweizer Alpenclubs (SAC) auf einer Skitour zum Vilan. Auf einer Höhe von rund 2200 Metern über Meer löste sich bei der Abfahrt Richtung Seewis GR eine Lawine und riss acht Personen mit sich. Drei Mitglieder konnten nur noch tot geborgen werden, zwei erlagen im Spital ihren Verletzungen.
Roni Brunner war geschockt, als er an jenem Abend aus den lokalen Medien vom tragischen Unglück erfuhr. Der Remetschwiler kannte zwei der Opfer persönlich. Ebenso den Skitourenleiter, der beim Lawinenniedergang unversehrt blieb. Die Staatsanwaltschaft Graubünden eröffnete ein Strafverfahren. Die Ermittlungen sind noch am Laufen.
Roni Brunner, den die Generalversammlung des SAC Lägern letzte Woche zum neuen Präsidenten wählte, lobt die Reaktion des Vorstandes auf die Tragödie. Unverzüglich wurde eine Task-Force einberufen. Sie habe, von aussen gesehen, sehr achtsam alle Angehörigen, die Überlebenden und den Tourenleiter betreut, sagt Brunner. Aus Respekt wurden in den folgenden zwei Wochen keine Touren mehr durchgeführt. Er nahm an der Abschiedsfeier in der reformierten Kirche in Baden teil, ebenso am Gedenkmarsch im Juni: Damals stiegen Angehörige der Verstorbenen, Überlebende sowie Mitglieder der Sektion zusammen auf den Vilan und errichteten eine Gedenktafel.
In Hinblick auf den Jahrestag von Ende nächster Woche hat der SAC Lägern beschlossen, das Unglück aus Respekt gegenüber den Angehörigen nicht noch einmal aufzurollen. Auf der Homepage werde eine Würdigung ausgesprochen, die den Toten gerecht werde, sagt Roni Brunner. Welche Lehren hat der SAC Lägern aus dem Unglück gezogen? «Wir sind laufend daran, die Lehrgänge zu verbessern», sagt der 55-Jährige. Innerhalb der Sektion, aber auch schweizweit. «Es hat noch einmal eine starke Sensibilisierung stattgefunden.» Roni Brunner merkt an, dass bei einer Bergtour eine Tragödie nie zu 100 Prozent ausgeschlossen werden kann. Denn es sei eine Verkettung von mehreren Faktoren, die zu einem Unglück führt. «Das Schlüsselwort heisst Ausbildung», sagt der neue Präsident. Egal ob als Ski-, Bergtourer oder Tourenleiter, eine seriöse Schulung sei fundamental. Roni Brunner geht mit gutem Beispiel voran: Er absolviert zurzeit noch bis Freitag einen SAC-Tourenleiterkurs in den Bündner Alpen.
Genau wie sein Vorgänger Lukas Zehnder, der 13 Jahre im Amt war, zieht es auch den neuen Präsidenten in die Berge. «Je öfter man hinaufsteigt, desto mehr eröffnet sich einem die Bergwelt», sagt Roni Brunner. Das sei faszinierend und schön. Begeistert ist er auch vom Präsidentenamt: «Ich habe den nötigen Respekt davor, freue mich aber sehr auf die Aufgabe.»