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Christa Scherer feiert das 25-jährige Bestehen ihres Teeladens und blickt zurück auf prägende Erlebnisse.
«Wenn ich so zurückdenke, ist das alles schon ziemlich schnell passiert», schwelgt Christa Scherer in ihren Erinnerungen. Heute staunt sie darüber, wie mutig und risikofreudig sie vor 25 Jahren war. Damals eröffnete sie gemeinsam mit ihrem Mann Hans-Peter einen «Tee-, Kafi- und Gwürzegge». Auf Fotos von der Eröffnung ihres Teeladens zeigt sie stolz ihren jüngsten Sohn Matthias: «Nach der Schule kamen er und seine Freunde immer in das Geschäft. Sie schraubten an den Velos rum und verkauften hinter der Theke Tee.»
Die Idee, neben einem Fahrradgeschäft einen Teeladen zu eröffnen, entstand vor einem Vierteljahrhundert mehr aus Not als aus Leidenschaft. Ihr Mann Hans-Peter wurde arbeitslos und fand mit dem Reparieren und Verkaufen von Fahrrädern eine neue Einnahmequelle. «Wie soll man denn im Winter mit dem Velogeschäft sein Geld verdienen», fragte sich Christa Scherer. Schnell war klar, wie die Wintermonate überbrückt werden sollten. Das Geschäft mit dem Tee läuft besonders in der kalten Jahreszeit auf Hochtouren und ergänzt somit das Fahrradgeschäft ideal. So machten sich die Scherers 1993 in einem Geschäft an der Landstrasse selbstständig – mit dem Velogeschäft in der einen und dem «Tee-, Kafi- und Gwürzegge» in der anderen Hälfte.
Scherers Begeisterung für Tee kommt nicht von ungefähr. Angefangen hat die Leidenschaft, als sie als kleines Mädchen ihrem Vater über die Schultern blickte, wie er Kräuter- und Heiltee mit dem Mörser bearbeitete und aufgoss.
Wie man erfolgreich ein Geschäft führt, lernte sie ebenfalls im jungen Alter durch das Möbelgeschäft ihrer Eltern in Neuenhof. Nachdem sie die Handelsschule besuchte, folgten Anstellungen bei der Post, in einem Ingenieurbüro, bei einer Physiotherapeutin und an einer Privatschule. Das Geschäft mit dem Tee wandelte sich stets: während sie anfangs noch Tee herkömmlicher Lieferanten im Sortiment hatte, legt sie nun seit langem Wert auf qualitativ hochstehenden Tee. «Man muss sich von anderen Anbietern differenzieren, wenn man etwas erreichen will», sagt die Geschäftsfrau. Seit dem Jahr 2000 ist sie Kundin der deutschen Teemarke Ronnefeldt – und somit die einzige Vertreiberin in der Schweiz.
Scherer nahm an Schulungen von Ronnefeldt teil, mit der sie eine prägende Reise erlebte. 2011 flog sie nach Sri Lanka und lernte, wie der Tee gepflückt wird, welches Wetter es braucht und welche Bedingungen herrschen. Besonders angetan war sie von den Arbeiterinnen: «Ihre Haut war so fleckig und runzelig, man konnte nicht sagen, ob die Frauen 30 oder 70 Jahre alt waren. Und doch waren sie zufrieden, mit dem, was sie haben», sagt sie. Zwei Elefantenskulpturen auf dem Regal im Teeladen erinnern sie täglich an die lehrreiche Reise.
Aber auch negative Ereignisse gehören zur Erfolgsgeschichte: 2005 wurde die Landstrasse in Wettingen saniert, wodurch ein Wasserschaden verursacht wurde: «Der ganze Laden stand unter Wasser. Zum Glück hatte ich eine gute Versicherung», erklärt Scherer. 2010 folgte der Umzug in das heutige Lokal an der Alberich Zwyssigstrasse in Wettingen, weil die Räumlichkeiten zu knapp wurden. Damit trennte sie sich geschäftlich vom Velogeschäft ihres Mannes.
Seit diesem Umzug hat sie ihren Teeladen stets aufgerüstet. Insgesamt bietet Scherer über 300 Teesorten an. Bis heute laufe das Geschäft gut, was laut Scherer auch auf die gute Lage in Wettingen mit Autobahnanschluss zurückzuführen sei. So bedient sie Kundschaft aus der ganzen Schweiz. Viele sind Stammkunden, aber auch kleine Gastrogewerbe betreut sie individuell. «Die Nachfrage nach Tee ist in diesen 25 Jahren extrem gewachsen. Besonders Kräutertee ist momentan gut im Rennen», sagt sie.
Und welche Teesorte trinkt Christa Scherer am liebsten? Im Laden umgeben von Tee trinkt sie lieber Kaffee aus ihrem Sortiment: «Wer Tee geniessen möchte, muss sich Zeit dafür nehmen», und die fehle ihr im stressigen Alltag schlichtweg. Wenn sie ihren Lieblingstee, ein indischer Schwarztee, trinkt, setzt sie sich gerne mit einer schönen Tasse hin und nippt vom blumigen Darjeeling.
Nach dem langjährigen Geschäft mit Tee und Teezubehör möchte die Mutter zweier Söhne und vierfache Grossmutter nun langsam kürzertreten. Sie möchte in Zukunft gerne mehr Zeit für sich haben. Deswegen ziehen Scherers privat aus Wettingen in eine altersgerechte Wohnung auf dem Land. Christa Scherer arbeitet so lange im Laden weiter, bis ein Nachfolger gefunden ist. Zwei Jahre werden es wohl noch sein. So lange brauche es mindestens, um einen Nachfolger sattelfest einzuarbeiten.
Nach dem Wohnungswechsel im Sommer wird die Besitzerin das 25-Jahr-Jubiläum des Teeladens am 1. September feiern. Von 9 bis 16 Uhr wird Tee ausgeschenkt, es gibt einen Essensstand und ein Gewinnspiel. Am Abend zuvor ist ein Teeplausch unter Freunden geplant, wie er jedes Jahr im Teeladen stattfindet.