Abstimmung in Turgi
Wie ein Bahnhofprojekt Turgis Gemüter erhitzt

Im Vorfeld der Referendumsabstimmung über die Aufwertung der Bahnhofstrasse und des Dorfparks ist Bevölkerung gespaltener denn je. Damit nicht genug: Einigung ist nicht in Sicht.

Roman Huber
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Das 2890-Seelen-Dorf, Mitte des 19. Jahrhunderts ein Ort der industriellen Blüte, ist zurzeit gespalten. Nachdem die Gemeindeversammlung im November 2010 mit einer Stimme Unterschied die geplanten Massnahmen zur Attraktivitätssteigerung der Bahnhofstrasse und des Dorfparks abgelehnt hatte, soll nun am 15. Mai das Stimmvolk an der Urne darüber befinden, ob es dies wünscht.

Gemeinderat steht dahinter

Dass der Massnahmenkatalog nicht so riesig ist, lässt sich leicht an der Kreditsumme von 250000 Franken ableiten. Und trotzdem verspricht sich der Gemeinderat etwas von den Massnahmen. «Mit einer sorgfältigen, breit abgestützten Planung ist ein Projekt erarbeitet worden, das den bescheidenen Möglichkeiten der Gemeinde Rechnung trägt», hält der Gemeinderat in der Abstimmungsvorlage fest.

Vorgesehen sind gestalterische Massnahmen an der Bahnhofstrasse, die von der Tempo-30- zur Begegnungszone (Tempo 20) werden soll. Ebenso will man den Dorfpark mit einigen Massnahmen, unter anderem einer Beleuchtung, zu einem attraktiven Verweilort werden lassen.

Die Aufwertung des öffentlichen Raumes stelle für Turgi eine wichtige Herausforderung dar, erklärt der Gemeinderat. «Damit gestalten wir unser Gesicht, das wir gegen aussen zeigen. Der Gemeinderat will sich aber nicht nur im Zentrum engagieren.

Obschon die Bahnhofstrasse täglich von Dutzenden von fremden Arbeitnehmern passiert wird, kämpfen dort die Läden ums Überleben. Die Arbeitsgruppe, in der auch Gewerbetreibende Einsitz hatten, verspricht sich etwas von der Neugestaltung.

Pro die SP – kontra die BVT

Das Referendum wurde von der SP Turgi lanciert. Das Komitee sieht auch in der Verkehrsberuhigung eine Aufwertung, die zu mehr Sicherheit führe und das Zentrum zur Begegnungszone mache. Es erinnert auch daran, dass der Gemeinde Turgi als Trägerin des Wakker-Preises eine solche Zone gut anstehen würde.

Gegen das Vorhaben hat sich die Bürgerliche Vereinigung Turgi (BVT) ausgesprochen. Angesichts der angespannten Finanzlage und des hohen Steuerfusses könne sich die Gemeinde diese Investition nicht leisten, heisst es bei der BVT auf der Homepage. «Es liegen auch keine Notwendigkeiten wie Sanierung vor. Man würde diesen Massnahmen ausserdem die anderen Quartiere benachteiligen.

Den Gegnern fehlt der Glaube, dass sich die Situation für die Läden verbessern würde. Das gelte ebenso für die Sicherheit der Fussgänger. Beim Dorfpark befürchtet die BVT ein Projekt, das ein Folgeprojekt in ungeahnter Kostenhöhe nach sich ziehen würde. Letztlich «könne die umfangreiche Arbeit von Projekt- und Arbeitsgruppe nicht Grund sein, eine Vorlage zu genehmigen, wenn andere Aspekte nicht berücksichtigt sind.» Laut BVT waren es primär Referendumsführer, die auch in die Planung des Vorhabens involviert gewesen sind.