Der erste Fusionsversuch ist am Widerstand der Badener Stimmbürger gescheitert. Nun will sich Neuenhof herausputzen, um für die umliegenden Gemeinden eine attraktive Braut zu werden und so eine städtische Region rund um Baden zu bilden.
«Der Kanton Aargau wird aus unserer Region eine Grossstadt machen», prognostiziert Gemeindeammann Susanne Schläpfer-Voser. Die heutige Ordnung werde nicht bis 2030 Bestand haben. Konsequenterweise heisst es in den Hauptzielen für die räumliche Entwicklung: «Im Zentrum der zukünftigen Entwicklung der Gemeinde Neuenhof steht die Vision eines Zusammenschlusses mit der Stadt Baden und anderen Gemeinden der Region.»
Ein wichtiges Element auf dem mit der «Strategie Vorwärts» eingeschlagenen Weg in die Zukunft ist die Gesamtrevision der Ortsplanung und der dazu gehörenden Bau- und Nutzungsordnung.
Breit abgestützte Planung
Der Gemeinderat hat am 25. Juni 2012 den Zielkatalog für die räumliche Entwicklung und das Zukunftsbild verabschiedet (Ziele siehe unten). Als Folge der abgelehnten Fusion mit Baden unterbreitete der Gemeinderat den Stimmberechtigten einen Planungskredit von 860'000 Franken. «In einem Submissionsverfahren wurde die Metron Raumentwicklung AG, Brugg, als Planungspartner ausgewählt», sagt Bauverwalter Peter Richiger.
Gemeinderat, Verwaltung, extra ernannte Kommissionen und das Planungsbüro machten sich darauf an die Arbeit. «An zwei Diskussionsforen wurde die Bevölkerung in die Planung mit einbezogen», sagt Richiger und zieht gleichzeitig ein Fazit: «Die Ortsplanung ist die wichtigste Herausforderung der nächsten Jahre um Neuenhof vorwärts zu bringen.»
Blick über die Gemeindegrenzen
Bei der Ortsplanung gehe es um die Entwicklung als Stadtquartier. «Dies unabhängig von der politischen Diskussion», sagt Planer Sasa Subak. Die Gesamtsicht orientiert sich an einer grossen Stadt um Baden und Wettingen. Deren Stadtzentrum bildet ungefähr der Bereich der Altstadt, der Badstrasse und des Bahnhofs Baden.
«Planerisch müssen wir das ganze Limmattal berücksichtigen», sagt Vizeammann Hanspeter Benz. Konsequenterweise werden die Nachbarn über die Arbeit informiert. «Die Region wird in den nächsten 20 Jahren um etwa 20'000 Einwohner wachsen», sagt Schläpfer. Rund 1500 davon sollen in Neuenhof wohnen. Mit der Ortsplanung soll die Voraussetzung dafür geschaffen werden. In rund 2 Jahren sollte die Bauordnung so weit sein.
«Dann könnten die ersten Baukrane aufgestellt werden», sagt Sasak. «Wir wollen qualitativ wachsen», betont Schläpfer. Deshalb steht die Gemeinde in Kontakt mit Grundeigentümern und Investoren, von denen erwartet wird, dass sie hochwertigen Wohnraum zur Verfügung stellen.
Höherwertiger Wohnraum wird die soziale Struktur der Bevölkerung ändern und damit die Steuerkraft der Gemeinde verbessern. Sie und damit das finanzielle Überleben Neuenhofs, ob als eigenständige Gemeinde oder Quartier, sind das oberste Ziel der «Strategie Vorwärts».
Hauptziele
Im Zentrum der zukünftigen Entwicklung steht die Vision eines Zusammenschlusses mit der Stadt Baden und anderen Gemeinden der Region.
Ziele bei der Siedlungsentwicklung
Die zukünftige Siedlungsentwicklung spielt sich grösstenteils im bestehenden Gebiet ab.
Die Siedlungsgebiete werden qualitätsvoll erneuert.
Neuenhof entwickelt sich Richtung Limmat weiter. Bisher nicht oder anderweitig genutzte Areale werden zu qualitativ hochstehenden Wohn- und Arbeitsplatz-standorten transformiert.
Die Gebiete entlang der Hauptverkehrsachsen werden städtebaulich aufgewertet und verdichtet.
Die Besonderheiten des Ortsbildes sind erhalten und gepflegt. Dazu gehören die durchgrünten Wohnquartiere am Hang und der gut erhaltene historische Dorfkern.
Die ortsbildprägende Zürcherstrasse ist als öffentlicher Raum attraktiv gestaltet. Im Erdgeschoss dominieren publikumsorientierte Nutzungen.
Die Gemeinde verfügt über eine hohe Baukultur. Die dafür notwendigen Instrumente sind sichergestellt.
Ziele bei Freiraum und Landschaft
Die Gemeinde verfügt über gut erreichbare, öffentliche und multifunktionale Freiräume mit einer hohen Nutzungs- und Gestaltungsqualität.
Neuenhof verfügt über unterschiedliche Freizeit- und Erholungsaktivitäten für alle Bevölkerungsgruppen.
Die Sportinfrastruktur ist auf die bestehende Nutzung ausgerichtet, die Anlagen sind in den Quartieren und am Siedlungsrand schonend in das Umfeld eingebettet.
Der Flussraum der Limmat ist als vielfältig nutzbarer, durchgrünter, ökologisch wertvoller Erlebnis- und Naturraum ausgebildet (Blaues Band). Er ist eine wichtige Vernetzungsachse mit dem offenen Natur- und Landschaftsraum. Die Landschaftsspange Sulperg-Rüsler ist als überkommunaler Grünkorridor gesichert.
Der Aussichtspunkt Rüsler über dem Limmattal ist gewahrt und aufgewertet.
Der Hügelzug des Heitersberges ist in seiner Eigenart gesichert.
Zukunftsbild
Abgeschlossen wird der Zielkatalog (Auszug siehe Artikel links) der räumlichen Entwicklung mit folgender Aussage:
«Das Zukunftsbild lokalisiert die zuvor aufgeführten Ziele. Es stellt ein Bild der angestrebten räumlichen Entwicklung dar und dient als Vorgabe für die weiteren Planungsschritte wie räumliches Gesamtkonzept und Revision der Nutzungsplanung.»
Ziele Verkehr
Der Fuss- und Radverkehr bildet die hauptsächliche Fortbewegungsart innerhalb der Gemeinde.
Neuenhof verfügt über sichere und attraktive Fuss- und Radwegverbindungen, die die öffentlichen Bauten und Anlagen, die Wohn- und Arbeitsplatzgebiete, die Naherholungsgebiete sowie die Nachbargemeinden miteinander verbinden.
Der Bahnhof Neuenhof ist an das überkommunale Busnetz angeschlossen.
Die Limmattalbahn führt durch Neuenhof, das entsprechende Trassee auf der Zürcherstrasse ist gesichert.
Die Gemeinde Neuenhof beteiligt sich aktiv an überkommunalen öV-Planungen und arbeitet eng mit den zuständigen regionalen und kantonalen Instanzen zusammen.
Eine klar erkennbare Strassen- hierarchie und entsprechende Strassenräume strukturieren das Siedlungsgebiet und erleichtern die Orientierung.