Als hätte es noch einen Beweis für den Graben zwischen Mellingen und Wohlenschwil gebraucht: Während die Mellinger die Umfahrung mit 81,51 Prozent guthiessen, schickten die Wohlenschwiler das Projekt mit 81,96 Prozent bachab.
Stellt sich die Frage, ob die beiden Gemeinden, die etwa in den Bereichen Schule, Feuerwehr und Abwasserreinigung zusammenspannen, weiter konstruktiv zusammenarbeiten können.
Offen für Detailanpassungen
Wie viel Geschirr wegen des heftig umstrittenen Abstimmungskampfes zwischen den Gemeinden Mellingen und Wohlenschwil in die Brüche gegangen sei, werde sich zeigen, so der Mellinger Gemeindeammann Bruno Gretener. «Es wird sicher nicht möglich sein, einfach zur Tagesordnung zu schreiten.» Man dürfe nicht vergessen, dass die erneute Planung der Umfahrung schon vor über 10 Jahren begonnen habe. «Die Schwierigkeiten sind also nicht erst in den letzten Monaten aufgetreten», so Gretener.
Zugleich ist Gretener überzeugt: «Die Gemüter – auch in der Bevölkerung – werden sich wieder beruhigen. Das Ziel ist es jetzt, mit allen Beteiligten das Umfahrungsprojekt konstruktiv umzusetzen.» Natürlich sei man offen für Detailanpassungen und für Anregungen bezüglich Lärmschutz oder Überführung.
Doch grundsätzlich gebe es am Projekt nichts zu rütteln. «Dank dem klaren Abstimmungsresultat können wir die Weiterbearbeitung aus einer gestärkten Position gemeinsam mit dem Kanton angehen. Nicht in erster Linie wir, sondern die Umfahrungsgegner müssen von ihrer bisherigen Position abweichen», sagt Gretener.
Die weitere Zusammenarbeit der beiden Gemeinden wird laut Gretener durch den heftigen Abstimmungskampf möglicherweise beeinflusst. «In letzter Zeit mehrten sich in der Bevölkerung die Stimmen, dass die Zusammenarbeit zu überdenken sei. Der Gemeinderat erhofft sich aber, dass dieses Thema vernünftig und sachlich angegangen wird.»
65000 Franken für Anwaltskosten
Erika Schibli, Gemeindeammann von Wohlenschwil, glaubt hingegen nicht, «dass die Zusammenarbeit erschwert wird». Beide Seiten müssten jetzt bereit sein, die Abstimmung ad acta zu legen. Was die Umfahrung betrifft, hat Schibli eine klare Meinung: «Wir haben zwar eine Niederlage einstecken müssen.» Doch die
40 Prozent Nein-Stimmen im Kanton dürfe man nicht ignorieren. «Wenn wir die Umfahrung schon hinnehmen müssen, dann in einer Form, mit der wir so gut als möglich leben können.» Konkret denkt Schibli an die aus ihrer Sicht ungenügenden Lärmschutzmassnahmen. «Ich gehe davon aus, dass wir zusammen mit Mellingen die beste Lösung finden.»
Wenn nicht, will der Gemeinderat vorsorgen. An der Gemeindeversammlung von kommendem Freitag haben die Wohlenschwiler Stimmbürger über einen Kredit von 65000 Franken zu befinden. «Das ist nur eine vorsorgliche Massnahme für den Fall, dass wir juristischen Beistand brauchen», stellt Schibli klar. Die Sache eile, weshalb man mit dem Kreditantrag nicht bis zur Winter-Gmeind habe warten wollen.