Baden
Will sich Baden solche Kunst noch leisten?

600000 Franken für Kunst am Bau bei Schulhaus Burghalde: Nicht nur Bürgerliche fänden kleinere Beiträge sinnvoll.

Carla Stampfli und Pirmin Kramer
Drucken
Kunst am Bau in Baden
3 Bilder
Kunst am Bau beim Werkhof Baden.
«Spaghetti» beim Historischen Museum.

Kunst am Bau in Baden

ZVG

Sie prägt das Ortsbild der Stadt Baden: die Kunst am Bau. Ob der «Spaghetti» beim Historischen Museum oder die Installation mit tausend kleinen Pailletten «Funken Flunkern» auf dem Dach des Jugendlokals Werkk – die Kunstwerke verleihen den Gebäuden einen einmaligen Charakter. Mit dem Bau des neuen Sekundarstufenzentrums Burghalde für 105 Millionen Franken kommt ein weiteres Kunst-und-Bau-Projekt hinzu. Diese Woche sind die beiden Sieger bekannt gegeben worden: Während der Obwaldner Christian Kathriners konkave Figurenreliefs – als ob sich Körper in weichen Beton gedrückt hätten – vorsieht, will der Zürcher Markus Weiss im Aussenraum einen siloähnlichen Pavillon realisieren.

«Eine happige Summe»

Die Kunstförderung ist in der Stadt Baden seit den 1960er-Jahren verankert. Heute leitet sich die Beitragshöhe von den geschätzten Erstellungskosten der Bauprojekte ab: Ab 1 bis 5 Mio. Franken sind es 2 Prozent, bis 20 Mio. 1 Prozent, für die darüberliegende Summe 0,5 Prozent. Den beiden Siegern stehen damit 600 000 Franken zur Verfügung. Dass die Stadt angesichts der finanziell schwierigen Lage solch hohe Beträge spricht, stösst nicht überall auf Verständnis. «600 000 Franken sind schon eine happige Summe. Ich fände es angebracht, wenn der Einwohnerrat beschliessen würde, den Prozentsatz für einen Zeitraum von zehn Jahren beispielsweise zu halbieren», sagt Finanzkommissionspräsident Mark Füllemann (FDP). Sobald es die Finanzen zulassen, könnte wieder zur heutigen Regelung zurückgekehrt werden.

Füllemann irritiert auch der Zeitpunkt, an dem die Sieger vermeldet worden sind: «Es steht noch nicht einmal fest, ob das Sekundarstufenzentrum Burghalde gebaut wird. Dennoch wurde schon entschieden, wie das Kunstprojekt aussehen wird.» Geschehen sei dies, weil das Bauprojekt bereits vorliege und die Kosten mehr oder weniger feststehen würden, sagt Erich Obrist, Stadtrat und Ressortvorsteher Kultur. «Auch ist es wichtig, dass die Künstler früh in Kontakt mit den Architekten treten können.» Denn die Kunst werde nicht irgendwo platziert, sondern nehme Bezug zur Architektur.

Nicht nur bürgerliche Politiker stellen die Höhe der Beiträge infrage. SP-Fraktionspräsident Martin Groves, der kürzlich eine Steuererhöhung forderte, sagt: «Mir ist wichtiger, dass bei öffentlichen Bauten gute Bausubstanz verwendet wird. Wenn aus Spargründen abgespeckt werden muss, dann lieber am dazugehörigen Kunstprojekt. Baden macht sehr viel für Kunst und Künstler, was ich begrüsse.» Die Stadt würde sich aber sicher nicht ins Abseits stellen mit kleineren Beiträgen. «Das ist eine Frage der Haltung, wie wir zu Kunst und Kultur stehen, was sie uns bedeuten», sagt Obrist. «Die Stadt hat bewiesen und zeigt immer wieder, dass Kunst und Kultur einen hohen Stellenwert haben.» Auch in Zeiten, in denen es um die Finanzen nicht gut stehe. Das sei gut und soll auch so bleiben, sagt er.