Am Badener Winterzauber treffen sich verschiedenste Sprachen und Nationen.
Schulter an Schulter sitzen sie nebeneinander, Kinder, Erwachsene und Greise. Es ist ungewöhnlich mild für die Jahreszeit, doch kühl genug für einen Glühwein. So stimmten sich am 23. Dezember viele auf dem unteren Bahnhofplatz am Badener Winterzauber auf die Festtage ein. Neben der gut besetzten Feuerstelle stand, ganz verlassen, das Holzhäuschen für die Gassenleute. Diese stiessen versteckt hinter dem Fonduehäuschen neben der Feuerstelle miteinander an. «Es ist doch viel zu warm da drin», sagte einer der Männer. Es sei ja gar nicht richtig Winter. Auch plante keiner der Anwesenden, Heiligabend auf dem Bahnhofsplatz zu verbringen. So machte die Feuerstelle am 24. Dezember um 18 Uhr zu. «Zwei oder drei Leute werden vielleicht wirklich in der Hütte zusammen anstossen», sagt eine junge Frau. Die meisten aber würden mit Familie und Freunden zu Hause feiern. Schliesslich ist keiner der Anwesenden obdachlos. Viele der Gassenleute sind Sozial- oder IV-Bezüger, während einige direkt von der Arbeit auf den Bahnhofsplatz kamen.
Friedliches Miteinander
An der Feuerstelle fanden sich zahlreiche Familien ein: Ein Kinderwagen wurde neben dem Feuer abgestellt. Andere schleppten vollgepackte Taschen mit den Weihnachtseinkäufen mit sich. An besonderer Beliebtheit erfreuten sich die Cervelats, die man gegenüber am Glühweinstand kaufen und über dem Feuer braten konnte. «Der Badener Winterzauber ist ein Ort der Entschleunigung», sagt Nicole Lüthy, Gesamtleiterin des Winterzaubers. Die Leute sollen hier zur Ruhe kommen während des Weihnachtsstresses. Auch einige Asylsuchende fanden den Weg an den Winterzauber auf dem Bahnhofsplatz. Allerlei Sprachen waren zu hören und verschiedenste Nationen zu sehen – alle friedlich nebeneinander an der Feuerstelle. Passend dazu trug die Bühnenpoetin Patti Basler dann noch eine kritische Weihnachtsgeschichte vor. Diese erzählte von einer jungen, schwangeren Frau auf der Flucht, in einem reichen Land, wo niemand ihr helfen will. So muss sie ihr Kind am Weihnachtsabend in einer verlassenen Hütte zur Welt bringen. Erst eine alte Frau, die sie findet, nimmt sie mit zu sich nach Hause.
Während der Erzählung nahm die Wortakrobatin geschickt die politischen Missstände auf den Arm. Dabei bekamen Andreas Glarner, Christoph Mörgeli aber auch die Bilag und Oberwil-Lieli reichlich ihr Fett weg. Schliesslich sei Weihnachten eine besinnliche Zeit, da könne man sich auch etwas hintersinnen. Bis spät abends konnten die Leute an der Feuerstelle noch Würste braten und Glühwein oder Bier geniessen. Dabei diskutierten die einen, während die anderen auf dem Handy Musik hörten oder einfach nur ihre Zigarette am Feuer genossen. Allgemein sei bislang alles sehr friedlich verlaufen, bestätigte Lüthy. Es liege wohl daran, dass alles etwas offener angeordnet sei und sich die Leute aus dem Weg gehen könnten.