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In Untersiggenthal wurden an rund 20 Stauden jeweils Dutzende Weinblätter entwendet. Nicht zum ersten Mal schlugen bei Jörg Engel unbekannte Blätterdiebe zu. Für den Winzer und seine Reben ist dieser Diebstahl verheerend.
Es ist ein Bild, das nicht nur Winzer erschrecken dürfte: An gerade erblühenden und in sattem Grün strahlenden Stauden fehlen jeweils dutzende Blätter. Knapp zwanzig Weinreben dieser Art traf der Winzer Jörg Engel beim Gang durch seinen Untersiggenthaler Betrieb an. Kümmerliche Überbleibsel in Form von gezackten Blattresten zeugen davon, dass hier unbekannte Diebe am Werk waren.
Der entstandene Schaden an seinem Rebberg sorgt bei Engel für Unmut. «Ein fehlendes Blatt geht ja noch in Ordnung, aber wenn man mehrere Stauden hat, an denen acht oder neun Blätter fehlen, dann ist das wirklich ärgerlich», so Engel gegenüber TeleM1.
Nicht zum ersten Mal schlugen Diebe bei Engel zu. Bereits im letzten Jahr hat der Winzer mehrere Blätter-Diebe auf frischer Tat ertappt. Diese waren damals mit zwei BMWs mit Zürcher-Kennzeichen vor Ort. «Ich habe das Gespräch mit ihnen gesucht. Die Kommunikation gestaltete sich aber eher schwierig, da wir uns schlichtweg nicht verstanden haben. Nach ein paar Minuten sind sie allerdings abmarschiert», sagt Engel. Auch Winzer im Kanton Basel-Land wurden schon von Dieben heimgesucht. Laut mehreren Medienberichten haben die Diebe dort Blätter von insgesamt 600 Rebstöcken entwendet.
Das Fehlen der Blätter ist nicht nur ärgerlich. Zusätzlich hat es direkte Auswirkungen auf die Qualität der Trauben. So benötigen die Weinreben im Frühling für die Photosynthese jedes einzelne Blatt. «Die Trauben sind auf die Zucker produzierenden Blätter angewiesen. Durch sie wird der Zucker mitsamt allen anderen aromatischen Stoffen in die Trauben eingelagert. Wenn wenig Blattmasse vorhanden ist, dann gibt es weniger Zucker. Das ist eine sehr einfache Rechnung», sagt Urs Podzorski, Fachspezialist für Weinbau des Landwirtschaftlichen Zentrums Wildegg.
Warum die Blätter entwendet wurden, ist nicht bekannt. Vor allem im osteuropäischen Raum gelten Weinblätter allerdings als Delikatesse. In Griechenland beispielsweise stehen oft eingelegte und mit Reis gefüllte Weinblätter auf dem Speiseplan. Dass die saftigen Blätter bereits zu Balkanspezialitäten verarbeitet wurden, scheint nicht unwahrscheinlich zu sein. Auf Anfrage wäre Engel gar dazu bereit, Weinblätter zu diesem Zweck herauszugeben. Trotzdem bringt er für die Diebe kein Verständnis auf. (lga)