Die Mühle präsentiert sich in der neuen Saison experimentell. «Wir machen kein Mainstream-Programm», sagt ein Mitglied der Mühle. Die 13. Saison wird am 24. Oktober beginnen – mit einer Lesung vom Oltner Schriftsteller Pedro Lenz.
Im ersten Moment klingt es paradox: Patrice Gilly, Präsident der Kulturkommission der Mühle Otelfingen, kann sich über mangelnde Nachfrage von Musikern nicht beklagen: «Wir müssen oft Künstlern absagen oder sie auf eine spätere Saison vertrösten.
Gerade bei Jazz-Bands ist die Mühle Otelfingen sehr bekannt.» Doch schwanken die Zuschauerzahlen zwischen 10 und 100 Personen. «Das liegt daran, dass wir im Gegensatz zu grossen Bühnen kein Mainstreamprogramm haben. Wir wollen und können nicht mit grossen Konzerthäusern konkurrenzieren», so Patrice Gilly.
Und so werden aus dem ehemaligen Mahlraum wieder experimentelle Klänge zu hören sein, die man auf den grossen Bühnen vergeblich sucht. So etwa das Trio Pflanzplätz, das Schweizer Volksmusik mit ausländischem Folk verbindet.
Oder die norwegische Sängerin Guro von Germeten, die musikalisch irgendwo zwischen Edith Piaf und Tom Waits einzuordnen ist. Die 13. Saison beginnt am 24. Oktober mit einer Lesung von Pedro Lenz.
Die Derniere im Juni wird vom Molotow Brass Orkestar bestritten. Mit Blasinstrumenten kombinieren die Berner Musiker Schweizer Volkslieder mit osteuropäischen Rhythmen.
«Bei den klassischen Konzerten stellen wir leider fest, dass wir zwar ein sehr treues Publikum haben, dieses aber immer älter wird», erklärt Gilly. Das Team der Mühle Otelfingen ist aber gewillt, diesem Generationenproblem entgegenzutreten.
Barbara Schlatter hat in dieser Saison erstmals eine Kinderkonzertreihe initiiert: «Der Mahlraum der Mühle ist dafür aber nicht geeignet. Der Boden ist für die Kinder zu kalt und die Bühne, der ehemalige Mahltisch, hat eine Höhe von zwei Metern.»
Schlatter hat die vier Kinderkonzerte deshalb in den Kirchgemeindesaal von Otelfingen verlegt. Die Konzertreihe findet unter dem Patronat der Mühle Otelfingen statt und soll damit auch ein neues Publikum erschliessen.
«Wir hoffen, dass die Eltern auch mal an eine Veranstaltung in die Mühle kommen werden», so Schlatter. Eine Verjüngung hat bei bereits in der Kulturkommission stattgefunden.
Neu für den klassischen Bereich sind die 31-jährige Muriel Gabathuler und der 24-jährige Jonas Gassmann zuständig. Die Violinisten Gabathuler und der Flötist Gassmann hoffen zudem, dass sie über ihren Bekanntenkreis mehr junge Besucher in die Mühle bringen können.
Die denkmalgeschützte Mühle Otelfingen wurde erstmals 1405 urkundlich erwähnt und befand sich fast 200 Jahre im Besitz des Klosters Wettingen. 1961 wurde der Mühlebetrieb eingestellt.
Nach gescheiterten Verkaufsverhandlungen mit dem Kanton Zürich kaufte der Anwalt Jürg Gilly die Mühle 1968. Er investierte viel Geld, Liebe und Zeit in die baufällige Mühle. Seit 2001 ist diese im Besitz einer Stiftung, laut deren Zweck sie in der historischen Form erhalten bleiben und einen Ort für kulturelle Veranstaltungen bieten soll.