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Nina Suma, Geschäftsführerin des neuen Badener Thermalbads, spricht im Interview über den umstrittenen Namen «Fortyseven», Eintrittspreise und Gästezahlen. Letztere liegen unter einer halben Million jährlich, von denen lange die Rede war.
Frau Suma, das neue Thermalbad heisst Fortyseven. Der Name sorgt in der Region für viel Kritik. Haben Sie damit gerechnet?
Nina Suma: Dass es derart viele Diskussionen gibt, damit haben wir nicht gerechnet. Aber wir wussten, dass der Name polarisiert. Die Badener Bevölkerung fühlt sich aufgrund der langen Tradition stark verbunden mit dem Bad. Aber Tatsache ist: Die Stiftung Gesundheitsförderung Baden und Bad Zurzach gibt sehr viel Geld aus und trägt damit auch ein unternehmerisches Risiko und die Verantwortung.
Sie wussten also, dass der Name polarisiert. Ein bewusster Marketing-Coup?
Nein, es ging sicher nicht darum, Schlagzeilen zu generieren. In erster Linie möchten wir ergänzend zur lokalen Bevölkerung Menschen ins Bad bringen, die bisher den Zugang nicht hatten. Es gibt viele Menschen, die noch nie in einem Thermalbad waren, die sich darunter nichts vorstellen können oder den Begriff nur von ihren Grosseltern kennen. Wir möchten auch ein etwas jüngeres Publikum anlocken, rechnen stark mit Gästen aus dem Raum Zürich. Und mit Touristen, die sich in Baden oder Zürich aufhalten. Ein moderner, frischer Name hat sich darum eher aufgedrängt, als wenn wir es Thermalbad Baden genannt hätten.
Warum hat gerade «Fortyseven» das Potenzial, all diese Menschen anzulocken?
«Fortyseven» ist ja nur ein Teil des neuen Namens. Der Zusatz ist uns ebenso wichtig, das kam vielleicht nicht so gut zum Ausdruck: Wellness-Therme Baden. Damit schaffen wir den Bezug zur Stadt und zur Tradition und drücken damit auch aus, was der Gast bei uns erwarten darf.
Warum denn ein Name in Englisch?
Es gibt Leute, die sich am Anglizismus stören, anderen wiederum gefällt gerade dies. Tatsache ist: Anglizismen sind aus unserer Alltagssprache nicht mehr wegzudenken. Man geht an den After-Work-Apéro. Oder denken Sie nur an das Homeschooling und Homeoffice während Corona. Ich bin überzeugt: Die lokale Bevölkerung wird sich an den Namen gewöhnen. Vielleicht werden die Badenerinnen und Badener auch weiterhin Thermalbad sagen. Damit habe ich kein Problem. Hauptsache, sie kommen gerne zu uns.
Für Schmunzeln sorgte Ihre Aussage bei der Präsentation des Namens, es handle sich um «die erste Wellness-Therme der Schweiz». Würden Sie das noch immer so sagen?
Ich würde es ergänzend formulieren. Wir sind die Ersten, die sich bewusst und ausschliesslich als Wellness-Therme positionieren. Wir besetzen eine Nische. Im Vordergrund stehen in Baden Ruhe und Wohlergehen.
Wie viel wird ein Eintritt im «Fortyseven» kosten?
Wir werden nicht weit weg sein von der Preisstruktur unserer Mitbewerber. Wobei es schwierig ist, die Eintrittspreise eins zu eins zu vergleichen. Zum Teil bezahlt man für jede zusätzliche halbe Stunde zusätzlich, bei anderen gibt es noch ein Badetuch. Unter dem Strich wird es bei uns kein böses Erwachen geben, wenn man mit dem Preis konfrontiert wird. Finale Entscheide haben wir aber nicht gefällt.
Sie haben die Geschäftsführung von ThermalBaden vor rund neun Monaten übernommen. Haben Sie einen Bezug zur Stadt?
Ja, ich habe vor einiger Zeit rund vier Jahre in Baden gewohnt und gearbeitet. Danach habe ich bei RailAway, einer Tochter der SBB, diverse Geschäftsbereiche aufgebaut, unter anderem das Marketing, und ich war zuletzt stellvertretende Geschäftsführerin. Nun schliesst sich der Kreis. Ich bin ursprünglich Aarauerin, wohne nun in Buchs.
Welches sind Ihre wichtigsten Aufgaben bis zur Eröffnung?
Es gibt auf der Baustelle jeden Tag Entscheide, die wir fällen müssen. Im Moment zum Beispiel geht es um die Signalisation der Wege, um die Frage, wie sich die Gäste am einfachsten zurechtfinden können. Und wir müssen bald entscheiden, mit welcher Marke wir im Bereich der Körper- und Gesichtsbehandlungen zusammenarbeiten. In ungefähr einem halben Jahr werden wir die ersten Stellen ausschreiben. Wir rechnen mit rund 50 Stellen, inklusive Gastronomie, wobei viele davon auch Teilzeitstellen sein werden.
Sind die halbe Million Besucher pro Jahr, von der lange die Rede war, eine realistische Zahl?
Zwischen 330'000 und 350'000 Eintritte sind unser Ziel. Unsere Qualitätsansprüche könnten wir mit einer halben Million Besucher jährlich nicht erreichen. Die Saunas und Becken sollen nicht so überfüllt sein, dass man sich nicht mehr wohlfühlt.
Machen Sie sich Sorgen wegen Corona in Bezug auf die Gästezahlen?
Eher nein, wir beobachten aber natürlich die Entwicklung. In Bad Zurzach ist das Thermalbad, das ja auch der Stiftung gehört, wieder geöffnet, der Betrieb funktioniert gut. Ich glaube, wer in einer Therme badet, hat einen Bezug zur Gesundheit, ist achtsam und wachsam, hält sich vielleicht stärker an die Hygiene-Vorgaben. Sorgen gemacht habe ich mir zu Beginn, als wir befürchten mussten, die Baustelle schliessen zu müssen. Das wäre verheerend gewesen. Nun rechnen wir mit einer Eröffnung im Spätherbst 2021.
So sieht «Fortyseven» innen und aussen aus:
Wie sollen die vielen Besucher ins Bad gelangen? Die lokale Bevölkerung kritisiert zum Teil die Erschliessung.
Ich glaube nicht, dass es Probleme geben wird. Ich hoffe, dass die auswärtigen Besucher vor allem mit dem öffentlichen Verkehr anreisen. Das Bad liegt ja nur einen Spaziergang vom Bahnhof entfernt. Auch rechne ich damit, dass die lokale Bevölkerung mit dem ÖV, Velo oder zu Fuss ins Bad geht. Es liegt dann auch an uns, Kooperationen einzugehen. Zum Beispiel, dass Gäste weniger bezahlen oder einen Mehrwert haben, wenn sie mit dem ÖV anreisen.
Was halten Sie von der Idee einer Seilbahn vom Bahnhof ins Bäderquartier?
Eine schöne, verlockende Idee. Ich glaube aber nicht, dass sie sich betriebswirtschaftlich rentabel betreiben lässt. Marketingtechnisch wäre es aber für die Stadt Baden und auch für uns einmalig.