Freienwil
Wirbel um den «Weissen Wind»: Die heikle Rolle des Ammanns sorgt für Kritik

Die Beiz, die aus der TV-Serie «Der Bestatter» bekannt ist, wird umgebaut. SVP-Gemeindeammann Robert Müller hat dabei gleich drei Funktionen inne - aus Protest treten deswegen zwei Baukommissions-Mitglieder zurück.

Pirmin Kramer
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Der «Weisse Wind» in Freienwil.

Der «Weisse Wind» in Freienwil.

Sandra Ardizzone

Eigentlich gäbe es für Freienwil allen Grund, wegen der Beiz Der Weisse Wind die Korken knallen zu lassen: Diese Woche wird das Baugesuch für deren Umbau eingereicht, die durch die TV-Serie «Der Bestatter» weit über die Kantonsgrenze Bekanntheit erlangt hat.

«Ziel ist es, mit dem Umbau im Juni zu starten», sagt Urs Rey, Präsident der Genossenschaft, der das sanierungsbedürftige Gasthaus gehört. Hinzu kommt die erfreuliche Nachricht, dass der Regierungsrat bekannt gegeben hat, den Umbau des «historisch wichtigen Gebäudes» mit 250 000 Franken aus dem Swisslosfonds zu unterstützen.

Doch gleichzeitig haben die neusten Entwicklungen rund um den «Weissen Wind» zu den Rücktritten von Cécile Fonti und Christoph Müller aus der Baukommission geführt, dies nach 20 beziehungsweise 14 Amtsjahren.

Fonti erklärt auf Anfrage, Grund für ihren Rücktritt seien die zahlreichen Verstrickungen des Gemeindeammanns Robert Alan Müller (SVP). «Beim Umbau-Projekt des ‹Weissen Windes› hat er nicht weniger als drei Funktionen inne.»

Erstens sei Müller der verantwortliche Architekt. Zweitens amte er als Präsident der Baukommission, die das Baugesuch auf seine Gültigkeit hin prüfen müsse.

«Und drittens ist Müller Gemeindeammann, in dieser Funktion wiederum muss er über die Bewilligung des Baugesuchs entscheiden, dessen Verfasser er selber ist.» Müller leite also Gremien, die sich selber kontrollieren müssten.

Er hätte den Auftrag für die Planung des Umbaus nie annehmen dürfen, schreibt Fonti in einer Stellungnahme, die sie per Mail an viele Freienwiler Bewohner verschickte.

«Müller amtet wie ein Landvogt»

Zwar leiste Müller die Arbeit als Architekt gratis, und er habe angeboten, im Gemeinderat und in der Baukommission in den Ausstand zu treten, räumt Fonti ein. «Möglich, dass alles rechtens ist. Aber Robert Müller amtet hier in Freienwil wie ein Landvogt mit unbegrenzten Kompetenzen», kritisiert sie. «Diese Verstrickungen haben mich zu meinem Rücktritt aus der Baukommission bewogen.

Es braucht diese Kommission nicht mehr, weil sie nicht angehört wird und ihre Meinung ohne Wirkung ist.» Christoph Müller, der wie Fonti die Kommission verlässt, erklärte im oben erwähnten Mail, er teile ihre Argumentation.

«Amten Sie wie ein Landvogt, Herr Müller?» Der Gemeindeammann muss lachen, als er diesen Vorwurf hört. «Wissen Sie, ich würde sagen, dass ich ein ‹Vielschaffer› bin, der viele Projekte im Dorf vorantreibt.» Manchen Leuten gehe das halt ein bisschen zu schnell, manche seien von seinem Tempo überfordert, stichelt Müller. «In der jetzigen Zeit bestehen Möglichkeiten, die es zu nutzen gilt.»

Dazu würden die Projekte zur Neugestaltung der Dorfmitte und des «Weissen Windes» gehören. «Würden diese Chancen verpasst, müsste ich mir früher oder später Vorwürfe machen. Meine Aufgabe als Gemeindeammann ist es, Projekte im Dorf aufzugleisen und auf die richtige Bahn zu bringen», sagt Müller.

Und die Dreifachrolle als Ammann, Baukommissionspräsident und Architekt, die zum Rücktritt zweier Mitglieder der Baukommission führten – ist diese für ihn selber denn kein Problem? «Ich bin ein Mensch mit äusserst hohen ethischen und moralischen Grundsätzen.»

Darum würde er auch nie im Leben einen Rappen annehmen für seine Arbeit als Architekt für die Genossenschaft Weisser Wind. Bisher habe die Baukommission noch keinen wichtigen Entscheid zum «Weissen Wind» gefällt. «Um einen Interessenkonflikt zu verhindern, werde ich künftig sämtlichen Sitzungen der Baukommission fernbleiben, wenn es um den ‹Weissen Wind› und das Projekt ‹Mitte› geht», erklärt Müller.

Den Rücktritt von Cécile Fonti und Christoph Müller aus der Baukommission bezeichnet der Ammann als ungünstig. «Die Differenzen hätten wir doch auch in einem Gespräch klären können. Ich befürchte, die beiden könnten mit ihrem Rücktritt dem Projekt schaden, weil es nun unnötigen Wirbel gibt.»

Genossenschafts-Präsident Urs Rey reagierte mit einem einseitigen Schreiben auf den Rücktritt der beiden Baukommissions-Mitglieder. Er schickte es an alle Empfänger von Fontis Mail. Der Kostenvoranschlag des ursprünglich beauftragen Architekten habe 2,2 Mio. Franken betragen – zu viel: «Wir mussten neue Wege gehen. Wir beschlossen, eine Zusammenarbeit mit einer Generalunternehmung anzustreben.»

Dies geschehe nun mit Robert Müller im Verbund mit der Firma Lehmann Holzbau. «Es wäre jederzeit auch für andere Interessierte möglich gewesen, sich aktiv an der Projektfindung zu beteiligen. Die Teilersatz-Variante Müller und Lehmann mit viel Eigenleistung und Vorfinanzierung war der einzig gangbare Weg zu einem nachhaltigen Projekt», so Rey.