Untersiggenthal
Wird es bald ein «House of Volleyball» im Aargau geben?

Der Schweizer Verband prüft, die Geschäftsstelle und Leistungszentren von Bern nach Untersiggenthal zu verlegen.

Pirmin Kramer
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Modernes Sportzentrum: Das GoEasy in Untersiggenthal.

Modernes Sportzentrum: Das GoEasy in Untersiggenthal.

CH Media

Nur Fussball ist die noch beliebtere Teamsportart: Rund 35000 Menschen spielen in der Schweiz wettkampfmässig Volleyball, eine Vielzahl davon sind Juniorinnen und Junioren. In Zukunft sollen die grössten Nachwuchstalente des Landes an einem Ort wohnen, trainieren und zur Schule gehen – der Schweizerische Volleyballverband Swiss Volley sucht aktuell einen geeigneten Standort für sein geplantes Leistungszentrum («House of Volleyball»).

Die «Aargauer Zeitung» weiss: Die GoEasy-Arena in Siggenthal Station ist einer von zwei Standorten, die von Swiss Volley näher geprüft werden. Auch die Geschäftsstelle des Verbandes könnte seinen Sitz künftig in der Ostaargauer Gemeinde haben; momentan befindet sich dieser noch in der Stadt Bern.

Frühestens im Jahr 2022

Entsprechende Gerüchte machten bereits im Sommer die Runde, als in Baden die Nachwuchs-Schweizer-Meisterschaften im Beachvolleyball durchgeführt wurden; Verantwortliche des Aargauer Verbandes hielten sich auf Anfrage aber bedeckt.

Werner Augsburger, Geschäftsführer von Swiss Volley und Chef de Mission der Schweizer Delegation der Olympischen Spiele in Athen, Turin und Peking zwischen 2004 und 2008, macht nun kein Geheimnis aus der «Vision» des Zentralvorstandes: «Wir möchten an einem Standort ein House of Volleyball, also eine Geschäftsstelle, und dazu ein Leistungszentrum für Hallen- und eines für Beachvolleyball errichten.»

Die Machbarkeitsstudie liegt vor; über zehn Standorte figurieren auf einer provisorischen Liste. Zwei davon werden in einem ersten Schritt näher überprüft: das Zentrum OYM in Cham – und das GoEasy in Untersiggenthal.

Gutes Schulangebot ist entscheidend

Ziel sei es, dem Zentralvorstand von Swiss Volley kommendes Jahr Entscheidungsgrundlagen zu präsentieren, ob das Projekt weiterverfolgt werden soll oder nicht. Ob das House of Volleyball dann in einem einzigen Schritt quasi im Vollausbau realisiert werden könne, sei nicht prioritär, sagt Augsburger. Vor 2022 sei nicht mit einem Start zu rechnen.

Cham und Untersiggenthal lägen derzeit gleichauf, sagt Augsburger. «Für das GoEasy spricht die Infrastruktur, die schon zu grossen Teilen besteht, zumindest für das Hallenvolleyball. Es gibt zwei Hallen, ein Hotel mit Zimmern, einen Kraftraum, ein Restaurant und Seminarräume», so Augsburger. «Was noch gebaut werden müsste: Sechs bis acht Beachvolleyballfelder, mindestens drei davon überdacht, damit auch im Winter trainiert werden kann.»

Weil Jugendliche der Sekundarstufe II trainiert und ausgebildet werden sollen, sei auch entscheidend, dass das Schulangebot gut sei, sagt der Direktor von Swiss Volley, der einst selber Profispieler war. Auch in Cham müsste die Infrastruktur für Beachvolleyball noch errichtet werden, «allerdings scheinen dort die Ausbildungsvoraussetzungen schulischer Natur sowie die athletische Grundausbildung ideal zu werden», so Augsburger.

Enge Zusammenarbeit prüfen

Dass die Region Baden auf der Landkarte des Volleyballs derzeit nur eine unbedeutende Rolle spielt – die Damen von Kanti Baden, vertreten in der Nationalliga B, sind die Ausnahme –, spiele in den Überlegungen keine Rolle, sagt Augsburger.

«Es geht uns darum, einen Standort zu finden, an dem sich die Talente in jeder Hinsicht bestmöglich entwickeln können, an dem sie schlafen, essen, trainieren und lernen können und somit möglichst kurze Wege zwischen Trainingsort und Schulort haben.» Die Schule müsse sich dem Sport anpassen und nicht umgekehrt.

«Sollte dann die Integration eines House-of-Volleyball-Teams in den regulären Spielbetrieb von Swiss Volley ein Thema sein, würden wir sicherlich die enge Zusammenarbeit mit einem Club in der Region vertieft prüfen.»

«Wir entwickeln uns zu einer Sportgemeinde»

Untersiggenthals Gemeindeammann Marlène Koller (SVP): «Wir haben von der Idee gehört, der Volleyballverband hat uns bisher aber nicht kontaktiert. Grundsätzlich würde das House of Volleyball gut nach Untersiggenthal passen, denn wir entwickeln uns immer mehr zu einer Sportgemeinde.»

Dieses Jahr fand der Spatenstich für die neuen Fussballplätze in der Oberau statt, und an der Gemeindeversammlung vor wenigen Wochen gaben die Stimmberechtigten grünes Licht für den Bau einer neuen Dreifachhalle sowie einer Mehrzweckhalle.