Für ein Buchprojekt sucht Historiker Patrick Zehnder Personen, die vor rund 40 Jahren in einer Kommune in Birmenstorf gelebt haben. Nur etwa zwei Jahre lang existierte diese freie Wohngemeinschaft - wohl von Auswärtigen gegründet.
«Wie sah das Dorf vor hundert Jahren aus» und «wie hat sich die Gesellschaft verändert»? Diese Fragen stellt sich das Autorenteam der Projektgruppe «Ortsgeschichte Birmenstorf», das von Historiker Patrick Zehnder geleitet wird.
Max Rudolf gab 1983 den ersten Teil der Dorfgeschichte heraus. Dieser konzentrierte sich auf die Zeit vor 1900.
Der zweite Band soll das 20. Jahrhundert abdecken. Persönliche Erinnerungen sowie Bilder, die das Leben in Birmenstorf illustrieren, sollen einen grossen Teil des Buches ausmachen. Die Fertigstellung ist auf 2016 geplant.
Mit Zeitzeugen aus dem Dorf hat Zehnder bereits über die Kommune gesprochen: Zum Beispiel mit dem Gehilfen des Pöstlers. Dieser war zur Zeit der Kommune noch ein Bub und hat dem Autorenteam kürzlich seine Eindrücke geschildert. «Er steht immer noch unter Schock von der lauten, elektrisch verstärkten Musik, die man in diesem Bauernhaus hörte», sagt Zehnder und schmunzelt. In Birmenstorf sei damals Harmoniemusik und Ländler gehört worden, so Zehnder.
«Ich habe bereits von vielen Birmenstorferinnen und Birmenstorfern ihre Sicht auf die Kommune gehört. Wir wissen also nur das, was darüber erzählt und getuschelt wurde», sagt Zehnder. Er will aber Zeitzeugen finden, die in der Kommune lebten. «Wir möchten, dass sie uns von ihrer damaligen Lebensform erzählen.» Zehnder sucht nun in der ganzen Region nach Gesprächspartnern. Es sei auch möglich, anonym zu bleiben, falls das jemand bevorzuge. Viele der ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner müssten heute bereits im Pensionsalter sein, vermutet der Historiker. «Ich denke, dass sie genug Abstand zu ihrer Jugend und ihren eventuellen Eskapaden haben, um mit uns heute darüber zu reden.»
Nur etwa zwei Jahre lang existierte diese freie Wohngemeinschaft. Und nicht etwa am Rand des Dorfes, sondern im heute schmuck renovierten alten Bauernhaus an der Badenerstrasse 165 (damals war es die Hausnummer 33).
Die Bewohnerinnen und Bewohner seien wohl Auswärtige gewesen und nicht Birmenstorfer, sagt Zehnder. «Sie wollten dem Mief der damaligen bürgerlichen Gesellschaft entfliehen. Einige werden nachher dennoch ein bürgerliches Leben eingeschlagen haben.» Zehnder interessiert sich dafür, wo die Leute gelandet sind nach ihrem Aufenthalt in der Gemeinde.
Wer Informationen oder Fotos der Kommune hat, oder selber dort lebte, melde sich bei Patrick Zehnder: pze@bluewin.ch oder 056 210 13 15