Baden
Wohnungsnot: Ist die Stadt Baden bald zu teuer für Familien?

Die Bevölkerungsdichte in der Stadt Baden ist hoch. Auch stehen nur wenige Wohnungen leer und die Mietpreise steigen: Jetzt wird die städtische Wohnbaupolitik hinterfragt.

Pirmin Kramer
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In Baden leben viele Menschen auf wenig Raum und wenig Baulandreserven sind vorhanden.

In Baden leben viele Menschen auf wenig Raum und wenig Baulandreserven sind vorhanden.

Die hohe Bevölkerungsdichte in Baden habe einen Einfluss auf den Wohnungsmarkt, sagt Michael Unold von der Immobilienfirma Remax: Die Mietpreise steigen. «Weil in Baden bereits viele Menschen auf wenig Raum leben und gleichzeitig wenige Baulandreserven vorhanden sind, sind die Preise für Mietwohnungen und Eigentum in den letzten Jahren stark angestiegen», sagt Unold.

Insbesondere für Familien sei es sehr schwierig, Wohnraum zu finden. «Eine Familie, die derzeit in Baden eine 4-Zimmer-Wohnung mieten will, hat es nicht leicht: Die wenigen freien Wohnungen sind oft kaum erschwinglich für Normalverdiener», sagt Unold.

Die Suchabfrage bei einem Immobilienportal im Internet zeigt denn auch: Nur gerade 15 Wohnungen in dieser Grösse stehen leer – und nur wenige sind so günstig wie jene am Stadtrand in einer Liegenschaft aus dem Jahr 1920, die monatlich 1590 Franken kostet. Die meisten freien Wohnungen kosten ein Mehrfaches: Für eine «luxuriöse Attikawohnung im Herzen von Baden» mit 51⁄2 Zimmern und 175 Quadratmetern Fläche muss man monatlich gar 4950 Franken bezahlen.

«Immer mehr Familien müssen aus Baden wegziehen, weil sie sich die Miete schlicht nicht leisten können», sagt SP-Einwohnerrätin Andrea Arezina. Sie hat einen parlamentarischen Vorstoss eingereicht und fordert, der Stadtrat müsse sich stärker für bezahlbaren Wohnraum einsetzen.

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Heute: Wie nah wir beieinander wohnen: Im Grossraum Baden hocken sie am nächsten Aufeinander.

Bei Badener Eltern ist die Wohnbaupolitik der Stadt derzeit ein Gesprächsthema, das zum Teil für Missmut sorgt. So macht das Gerücht die Runde, in einer städtischen 51⁄2-Zimmer-Wohnung in einem denkmalgeschützten Haus lebe eine einzige Person – obschon im Wohnungsbeschrieb explizit von einem Kinderzimmer die Rede sei.

Arezina will in ihrer Anfrage wissen, was die Stadt unternimmt, wenn die Personenzahl der Wohnungsgrösse nicht mehr entspreche. «Wird dieses Kriterium in einem sinnvollen Abstand überprüft?», fragt sie. Der Stadtrat habe sich in der Wohnbaustrategie dazu verpflichtet, diesen Aspekt zu berücksichtigen.

Alle Stadtwohnungen vermietet

Fakt ist: Derzeit sind alle rund 300 Stadtwohnungen vermietet. «Die Wartelisten sind umfangreich», sagt Manfred Schätti, Leiter Liegenschaften der Stadt Baden. Die durchschnittliche Nettomiete der stadteigenen 4- und 41⁄2-ZimmerWohnungen liege bei rund 1100 Franken. Es gebe einige Kriterien, die bei der Vergabe zur Anwendung gelangten: «Familien werden bevorzugt, sofern sich die Wohnung für eine Familie auch eignet», sagt Schätti.

Das Verhältnis zwischen Einkommen und Miete soll angemessen sein und mindestens 25 Prozent des Bruttoeinkommens betragen. Angestrebt wird auch ein angemessenes Verhältnis hinsichtlich Ausländeranteil und Alter.

Grosse Unterschiede bei Einwohnern pro bebaute Fläche (Statistik)

Von den gut 140 000 Hektaren des Kantons Aargau sind knapp 24 000 überbaut. Wenn man die gestern veröffentlichten Bevölkerungszahlen per Ende 2013 – der Aargau wuchs letztes Jahr um 1,3 Prozent – auf die bebaute Fläche umrechnet, erhält man einen Indikator dafür, wie nah wir beieinander wohnen. Die Unterschiede sind gross: Die Gemeinden des Bezirks Baden sind mit durchschnittlich 37 Einwohnern pro bebaute Hektare mehr als doppelt so dicht bevölkert wie die Gemeinden im Bezirk Zurzach mit 18 Einwohnern. (az)

Grundsätzlich müsse die Personenanzahl der Wohnung entsprechen – so können mehr Personen als Zimmer ein Ausschlusskriterium sein. «Es kann aber durchaus auch sein, dass eine ursprünglich von einer Familie bewohnte Wohnung nun durch weniger Personen belegt ist, etwa infolge geänderter Familienverhältnisse. Eine Überwachung der Mieter ist aber nicht in unserem Sinne», sagt Schätti.

Die Wohnbaupolitik der Stadt habe sich übergeordnet an das Mietrecht zu halten. Auch sei eine grosse Wohnung nicht in jedem Fall für eine Vermietung an eine Familie geeignet: «So können etwa ein geeigneter Mietermix oder eine besonders schützenswerte Bausubstanz zusätzliche massgebende Beurteilungspunkte sein.»