Baden
«Wolfgang Amadeus Mozart nimmt uns an den Ort der Liebe mit»

Mozart zählt zu den grössten Komponisten. Kein Wunder strömt das Publikum herbei, wenn Werke von ihm gespielt werden.Im Gartensaal der Villa Boveri lauschten die Zuhörer gebannt der Pianistin Gala Gurinovich, die nur Werke von Mozart spielte.

Tabea Baumgartner
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Liebt Mozart: Die Pianistin Gala Gurinovich lebt seit einem Jahr in Baden. Tabea Baumgartner

Liebt Mozart: Die Pianistin Gala Gurinovich lebt seit einem Jahr in Baden. Tabea Baumgartner

Tabea Baumgartner

Der Steinway-Flügel stand in seiner edlen Pracht im Gartensaal der Villa Boveri, die Pianistin Gala Gurinovich trat ein. Die Spannung war gross, der Saal übervoll.

«Mozart nimmt uns an einen ganz besonderen Ort mit – den Ort der Liebe», sagte Gurinovich. Im Publikum sassen ältere Menschen und Kinder; Zuhörer aus Baden und aus der ganzen Schweiz. Gurinovich blickte ins Publikum: «Jeder von euch stellt sich seine eigenen Fragen, was Liebe ist.»

Die Pianistin setzte sich, griff sachte in die Klaviertasten. Das Dolce zu Beginn des ersten Satzes wurde bald durchbrochen: Drängende Unruhe und Zärtlichkeit reichten sich im Allegro die Hand.

Gewitzt spielte Gurinovich mit den beiden Stimmungen. Ihre starke Mimik schien ihre Geschichte der Liebe zu erzählen – oder war es Mozarts Geschichte, welche die Pianistin über 200 Jahre nach der Niederschrift wieder zum Leben erweckte? Im Adagio kehrte Ruhe ein, eine verzeihende Liebe kam zu Wort.

Welche Energie und Virtuosität in der russischen Pianistin steckt, die seit einem Jahr in Baden lebt, offenbarte sich spätestens im dritten Satz: Hüpfend und springend klang der Steinway-Flügel, eilend die Läufe – ein wahrer Fingertanz, der vor Lebensfreude sprühte.

Dieser Abend war einzig und alleine Mozart gewidmet: Er, der musikalische Vielseitige, komponierte nicht nur bekannte Opern, Sinfonien und Sonaten: Zu seinen beachtenswerten Werken gehört auch eine Reihe von Kammermusikstücken und Liedern.

Die Sopran-Sängerin Eveline Gautschi aus Nussbaumen überraschte gleich mit dem ersten Lied «Oiseaux, si tous les ans», das untypischerweise auf Französisch verfasst wurde.

Es stammt aus Mozarts Zeit in Paris. Seine Lieder berichten von der bedingungslosen, enttäuschten und brennenden Liebe. Der dritte im Bunde, der Baritonsänger Marcel Sigrist, entführte das Publikum dank engagierter Inszenierung mit Arien und Rezitativen in Mozarts Opernwelt.

«Mozart spricht zu jedem», sagte Gala Gurinovich im Anschluss ans Konzert, «denn seine musikalische Sprache ist äusserst zugänglich».

Nicht zufällig also, dass Mozart im Zentrum des Programms stand: «Ich sehe es als eine meiner Aufgaben, die klassische Musik an ein junges Publikum heranzutragen. Gerne würde ich vermehrt in Schulen spielen und jungen Menschen etwas über die Musik erzählen.»