Baden
Wortwitz und Wortgewalt zum Apéro

«Bern ist überall» lautete das Motto des Sprachkonzerts im Keller des Kornhaus' in Baden. Drei Männer standen auf der Bühne: Christian Brantschen, Pedro Lenz und Michael Stauffer.

Rosmarie Mehlin
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Pedro Lenz, Michael Stauffer und Christian Brantschen.Simon Egli

Pedro Lenz, Michael Stauffer und Christian Brantschen.Simon Egli

Vor dem Sonntags-Zmittag ins Theater – wow, so lässig. Manches Maiteli hatte dafür seine langen Haare zu einem besonders schönen Zopf geflochten. Oder extra ein Kitty-Spängeli hineingesteckt. Der eine oder andere Bub hatte eine Extraportion Gel verwendet. Und dann waren sie mit Mami, Papi, Götti die Badener Halde hinunter, in den Keller vom Kornhaus marschiert. Sie hatten gespannt gewartet, bis um 11 Uhr das Licht im Zuschauerraum erloschen war und sie plötzlich irgendwie nicht mehr in Baden waren: Denn «Bern ist überall», so hiess das, was es zu sehen und zu hören gab. Keine Ahnung, warum es so hiess – aber megacool wars.

Ein hörenswertes «Sprachkonzert»

Drei Männer standen auf der Bühne: Der eine, Christian Brantschen, unter anderem Mitglied von Patent Ochsner, spielte nicht einfach so Akkordeon. Nein, er entlockte dem Instrument spannende, wunderbare Töne, welche die Worte und Sätze der beiden anderen – den Autoren Pedro Lenz und Michael Stauffer – untermalten, begleiteten und verbanden. Als «Sprachkonzert» war das Ganze angekündigt. Die Beschreibung trifft den Nagel präzis auf den Kopf.

Dem 46-jährigen Berner Pedro Lenz und dem sechs Jahre jüngeren Thurgauer Michael Stauffer ist ein schier unerschöpflicher Vorrat an Fantasie ebenso gemeinsam wie Wortwitz und Wortgewalt. Während Lenz mit Worten jongliert, als wären sie glitzernde Bälle, dreht Stauffer waghalsige Salti mit Sätzen und Pointen. Mal komisch, mal irrwitzig, geprägt von Ideenreichtum und Ironie wird Alltägliches zielstrebig und raffiniert überhöht, werden an und für sich banale Gedankengänge mitreissend ad absurdum geführt. Bei Lenz oft reimend, bei Stauffer nicht selten schräg abdriftend – immer aber enorm geistreich.

Durch die Vielschichtigkeit der Geschichten – der vordergründige Witz und dem hintergründigen Geist – sowie durch direkt unbeholfen-einfache, sympathische Art, wie Lenz und Stauffer sie vorlesen, war «Bern ist überall» ebenso für Kinder wie für Erwachsene ein spannendes Erlebnis und ein Hochgenuss – ein feiner prickelnder Apéro vor dem Sonntags-Zmittag.