Würenlos
Abschuss: Zwei Mäusebussarde werden im selben Aargauer Dorf «vom Leiden erlöst» – so kam es dazu

Die Gemeinde Würenlos warnt zurzeit Jogger vor Mäusebussard-Angriffen. Im selben Dorf kam es im letzten Jahr zu gleich zwei sogenannten Hegeschüssen der Raubvögel – ein Zusammenhang besteht allerdings nicht.

Philipp Zimmermann
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Im Kanton Aargau mussten 2022 sechs Mäusebussarde von ihrem Leiden erlöst werden.

Im Kanton Aargau mussten 2022 sechs Mäusebussarde von ihrem Leiden erlöst werden.

Bild: Piotr Krzeslak/iStockphoto

Ein Mäusebussard greift in Würenlos im Gebiet Lugibach Jogger an: Diese Warnung hat die Gemeinde vor Kurzem publiziert. Zu solchen Angriffen im Kanton Aargau kam es in den vergangenen Jahren immer wieder. Sie erfolgen für Menschen von hinten und somit unerwartet; meistens von Mai bis Juli, wenn die Vögel Junge haben und diese ihre ersten Flugversuche machen.

«Kommt ein Jogger zufälligerweise in der Nähe des Horstes oder nahe bei einem frisch ausgeflogenen Jungvogel vorbei, sehen die Altvögel in ihm eine Gefahr», schreibt die Gemeinde. Um unliebsame Begegnungen und Verletzungen zu vermeiden, empfiehlt die Gemeinde, in diesem Gebiet langsam zu gehen oder es zu meiden. Spaziergänger und Velofahrer werden im Gegensatz zu den Joggern kaum Opfer der Attacken.

Ein aussergewöhnlicher Fall geschah 2017: Eine Joggerin hatte sechs Tage nach einer Mäusebussard-Attacke auf dem Heitersberg mit hohem Fieber, starken Gliederschmerzen und mit einem Schmerz links am Hals im Bereich der Lymphknoten zu kämpfen. Erst einen Monat später stellte sich heraus, dass der Greifvogel sie mit der Hasenpest infiziert hatte. Experten raten, auch bei kleinen Verletzungen unbedingt den Hausarzt aufzusuchen und sich gegen Tetanus impfen zu lassen.

«Es werden nur kranke Tiere erlöst»

In Würenlos kam es im letzten Jahr gleich zu zwei Abschüssen von Mäusebussarden, wie die Gemeinde in ihrem Rechenschaftsbericht 2022 schreibt. Mit den Attacken hat dies allerdings nichts zu tun, wie Reto Fischer, Fachspezialist Jagd beim kantonalen Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) bestätigt.

Konkret handelte es sich um sogenannte Hegeabschüsse. «Die Art ist geschützt und es werden nur kranke Tiere erlöst», erklärt Fischer. Zu den Abschüssen in Würenlos führt er aus: «Ein Mäusebussard im Januar war lethargisch und flugunfähig. Möglicherweise war er vom Winter zu geschwächt. Der andere, im November, war nach einer Autokollision stark verletzt.»

Im Jahr 2022 sechs Abschüsse im Kanton Aargau

Laut kantonaler Jagdstatistik für 2022 mussten im Aargau sechs Hegeabschüsse von Mäusebussarden vorgenommen werden. Zu den vier weiteren kam es in Rottenschwil (Jagdrevier: Besenbüren), Fischbach-Göslikon (Bremgarten), Schmidrued (Gontenschwil) und Lenzburg (Lenzburg-Birch-Lind). «Die Tiere hatten entweder gebrochene Flügel oder reagierten apathisch», sagt Fischer. «Auf jeden Fall waren alle nicht mehr flugfähig und stark verletzt. In der Hälfte der Fälle höchstwahrscheinlich durch Kollisionen mit Fahrzeugen.»

Wer nimmt die Abschüsse jeweils vor? «In der Regel einer der örtlichen Jagdaufseher», antwortet Fischer. «Die Person wird uns aber nicht gemeldet. Es könnte auch einer der Jagdrevierpächter sein.» Hegeabschüsse sind ohne Bewilligung möglich und im Bundesjagdgesetz geregelt.