Seit fünf Generationen führt die Familie Meier das Traditionshaus im Dorfzentrum. Peter und Lucia Meier haben sich nun zum Verkauf entschieden. Bis zur Übernahme werden sie aber noch weiter wirten und wollen das Restaurant bald wieder öffnen.
Seit 1863 ist der Gasthof Rössli im Besitz der Familie Meier – nun kündigt sich das Ende dieser Wirte-Dynastie an: Peter und Lucia wollen die Liegenschaft im Dorfzentrum verkaufen. Lucia Meier bestätigt den geplanten Verkauf, sagt aber: «Der Verkauf ist noch nicht definitiv über die Bühne.» Zum Käufer könne sie sich nicht äussern. Was ihrem Mann und ihr aber sehr wichtig sei:
«Der Landgasthof existiert weiter. Wir haben jemanden gefunden, der ihn im Sinn der Familie Meier weiterführen wird.»
Peter und Lucia Meier wirten bereits seit 35 Jahren im 1640 in der heutigen Form erbauten Landgasthof – und in der fünften Generation der Familie. Peter Meier hatte das «Rössli» 1986 von seinem Vater übernommen. Mit ihrer Tochter Stephanie stieg vor Jahren jemand aus der sechsten Meier-Generation in den Betrieb ein. Sie entschied sich aber dagegen, den Landgasthof zu übernehmen. Ihre Eltern, beide längst im Pensionsalter, haben sich deshalb zum Verkauf entschieden.
Das «Rössli» bleibt nun jedoch keineswegs geschlossen. «Wir wirten sicher noch bis Ende Jahr», verrät Lucia Meier, «vielleicht sogar noch länger.» Sie und ihr Mann würden schon sehr darauf «plangen», endlich wieder Gäste bedienen zu dürfen. «Wir haben die besten der Welt», schwärmt sie. «Wir freuen uns sehr auf das Wiedersehen.»
Auf deren Feedback zählt sie übrigens mehr als jenes der «Gault Millau»-Tester, welche das «Rössli» bis 2013 viele Jahre lang auszeichneten. Das «Rössli» ist bekannt für traditionelle Gerichte, die auch mit moderner Küche kombiniert werden. Sobald es die Temperaturen zulassen, werden die Meiers die Gartenwirtschaft eröffnen.
Zur Sprache kam der «Rössli»-Verkauf kürzlich am Infoabend des Gemeinderats. Gemeindeammann Anton Möckel äusserte sich zur Erschliessung des geplanten Alterszentrums Margerite auf der benachbarten Zentrumswiese. Im Raum steht eine gemeinsame Hauptzufahrt für Alterszentrum, «Rössli»- und Post-Liegenschaft. Letztere gehört der Gemeinde.
Seit jeher nahm das «Rössli» im Dorf eine Sonderstellung ein, schrieb der inzwischen verstorbene Hans Ehrsam 1990 in den Würenloser Blättern. Der Gasthof Rössli soll 1293 als «hospite de Wirkollos» mit einem Wirt namens Konrad erstmals in einer Urkunde erwähnt worden sein. Um 1360 erscheint in einem habsburgischen Lehensverzeichnis eine «Tavern von Wurchenlos». Laut dem damaligen Tavernenrecht hatte der Wirt jederzeit Schlafstellen, Speis und Trank sowie eine Pferdeunterkunft bereitzuhalten. Dafür erhielt er das Recht, Brot und Fleisch zu verkaufen. Von 1559 bis 1774 blieben die Tavernenrechte im Besitz eines Zweiges der katholischen Familie Ernst. Die heutige Aussenansicht des «Rösslis» geht weitgehend darauf zurück.
Ab Ende des 16. Jahrhunderts wurden die Gemeindeversammlungen im «Rössli» abgehalten. Nach zahlreichen Besitzerwechseln ging die Liegenschaft im Jahr 1857 bei einer Versteigerung für 13461 Franken an die Gemeinde über. Wenig später erstand Balthasar Weber von Spreitenbach die Taverne. 1863 erwarb Rudolf Meier, alt Gemeindeammann aus Regensdorf, die Liegenschaft für 38500 Franken von Heinrich Markwalder. Er begründete damit die Meier-Dynastie auf dem «Rössli». (az)