Wirtschaft
Zahl der Jobs in Baden hat sich seit dem BBC-Ende verdoppelt – und bald kommen neue dazu

Trotz Hiobsbotschaften steigt die Beschäftigtenzahl. Baden ist für Unternehmen ein attraktives Pflaster. Vergangenes Jahr stieg die Zahl der Unternehmen um 50.

Pirmin Kramer
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Zur ihrer Blütezeit arbeiteten zwar deutlich mehr Menschen für die BBC/ABB als heute. Die Zahl der Arbeitskräfte in der Stadt Baden jedoch lag insgesamt tiefer.

Zur ihrer Blütezeit arbeiteten zwar deutlich mehr Menschen für die BBC/ABB als heute. Die Zahl der Arbeitskräfte in der Stadt Baden jedoch lag insgesamt tiefer.

Schlechte Nachrichten gab es vom Wirtschaftsstandort Baden in den vergangenen Jahren einige, in erster Linie die Bekanntgabe des Abbaus von 1100 Stellen bei General Electric vor eineinhalb Jahren war ein Schock. «Auf einen Schlag gingen rund drei Prozent der Arbeitsplätze in der Stadt verloren», fasst es Thomas Lütolf, Leiter der Standortförderung Baden, in Worte. Die Zahl der Beschäftigten in Baden beträgt derzeit rund 29'000 (bei einer Einwohnerzahl von 19'170).

Erstaunlich und auch für Lütolf in diesem Ausmass überraschend sind die langjährigen Vergleichszahlen, die er auf Anfrage mitteilt. Trotz Hiobsbotschaften wie zuletzt von General Electric entwickelt sich die Zahl der Beschäftigten in der Stadt über die Jahre hinweg prächtig. «Seit dem Jahr 1990 hat sich die Zahl der Beschäftigten in Baden verdoppelt.» Damals gab es in der Stadt rund 14'000 Arbeitsplätze (Einwohnerzahl: 15'700). Knapp 20'000 Beschäftigte wurden im Jahr 2005 gezählt.

Die Standortförderung trägt zur Übersicht derzeit auch die Zahlen früherer Jahrzehnte und insbesondere der Blütezeit der BBC (heute ABB) zusammen «Eines steht fest: Es waren nicht so viele Beschäftigte wie heute», sagt Lütolf. «Zwar arbeiteten sehr viel mehr Menschen für die BBC, daneben gab es aber wenige grosse oder mittelgrosse Firmen.»

29'000 Arbeitsplätze

gibt es in Baden aktuell. 2005 betrug die Beschäftigtenzahl 20'000, im Jahr 1990 rund 14'000. In den kommenden 20 Jahren dürften laut kantonalen Prognosen rund 9000 weitere Arbeitsplätze geschaffen werden.

Baden ist für Unternehmen ein attraktives Pflaster – das belegt eine weitere Statistik. Vergangenes Jahr siedelten 190 neue Firmen an, 67 zogen weg und 73 wurden gelöscht. Unter dem Strich stieg die Zahl der Unternehmen in Baden also um 50. In den vergangenen zwölf Jahren kamen in Baden pro Jahr durchschnittlich 43 Firmen dazu. Meist handle es sich um kleinere Geschäfte, deren Eröffnung oder Ansiedelung von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen würden, so Lütolf.

Tatsache ist, dass Baden den Verlust von Arbeitsplätzen auf lange Sicht jeweils auffangen kann.

(Quelle: Thomas Lütolf, Leiter Standortförderung Baden)

Dank organischen Wachstums seien daraus aber schon mehrfach für Baden wichtige Firmen entstanden. Ein Beispiel hierfür ist das Hightech-Unternehmen Dectris, das in Dättwil digitale Röntgendetektoren und Detektoren für Elektronen-Mikroskopie entwickelt und produziert: Vor elf Jahren zählte die Firma noch 11 Angestellte, 2017 bereits 100. Lütolf: «Tatsache ist, dass Baden den Verlust von Arbeitsplätzen auf lange Sicht jeweils auffangen kann, so auch Ende der 80er-Jahre, als bei der BBC in Baden 1700 Stellen verloren gingen.» 1988 fusionierte die Firma mit Asea zur heutigen ABB.

Jede Medaille hat ihre Kehrseite – so auch der Stellenabbau bei General Electric 2017. Dadurch wurden ungefähr 20'000 Quadratmeter Bürofläche frei. In eines der Gebäude, den Quadro, zieht nun der indische IT-Konzern «Infosys».

Der IT-Konzern «Infosys» startet in Baden mit vorerst rund 50 Mitarbeitern.

Der IT-Konzern «Infosys» startet in Baden mit vorerst rund 50 Mitarbeitern.

Alex Spichale

Das Unternehmen beschäftigt weltweit 230'000 Angestellte; in Baden wird ein Kompetenzzentrum im Energiebereich aufgebaut. Gemäss «Regionaljournal» nimmt «Infosys» seinen Betrieb in Baden mit 50 neuen Stellen auf. Zwar hat das Unternehmen in der Schweiz bereits Zweigniederlassungen, so etwa in Kloten; laut Thomas Lütolf wird in Baden jedoch eine eigenständige Firma aufgebaut, die auch hier Unternehmenssteuern bezahlen wird. Aus Sicht der Stadt sei auch positiv, dass die wirtschaftliche Diversifikation voranschreite, weil zunehmend Firmen aus verschiedenen Branchen ansässig werden. Dadurch sinkt auch beim Unternehmenssteuerertrag die Abhängigkeit von den drei Grossen ABB, Axpo und General Electric.

Zudem sind die Prognosen für die nächsten Jahre positiv. «Die kantonalen Prognosen gehen davon aus, dass im Jahr 2040 rund 38'000 Menschen in Baden arbeiten werden», sagt Lütolf.