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Baden
Bis zu 1,3 Millionen Besucher kamen dieses Jahr nach Baden. Das Fest, das die Stadt zehn Tage lang in Atem hielt, verlief weitgehend friedlich und war auch finanziell ein Erfolg.
Baden baut ab. Die Badenfahrt 2017 ist Geschichte. Es folgt die Zeit der Wehmut und der schönen Erinnerungen. In der ganzen Stadt schrauben und schwitzen jetzt wieder die Helfer, die die Beizen auseinanderbauen und abtragen. Das Fest blieb weitgehend friedlich und war ein voller Erfolg. Auch finanziell schloss die Badenfahrt gut ab, wie das OK mitteilt. Es gab keine grösseren Zwischenfälle und selbst das Wetter war perfekt – abgesehen von zwei kurzen, heftigen Gewitterstürmen.
Besucher: Rund 1,2 bis 1,3 Millionen Menschen zählte das OK während der Badenfahrt. Mindestens 10'000 Helfer seien im Einsatz gewesen – ohne die Helfer der Sanität, der Polizei und der Sicherheitsdienste. Ohne sie wäre das zehntägige Fest nicht möglich gewesen.
Sicherheit: Fast immer blieb das Fest friedlich bis Mitternacht. Danach kippte die Stimmung zeitweise. Tägliche Streitigkeiten und die gereizte Stimmung nach Mitternacht hätten die Sicherheitskräfte stark belastet, teilt das OK mit. Es kam zu Schlägereien, kleineren Diebstählen und Pöbeleien. Wiederholt kam es auch zu Schlägereien unter Asylsuchenden.
Die Zusammenarbeit mit der Stadtpolizei, der Regionalpolizei Wettingen-Limmattal, der Kantonspolizei, dem Zivilschutz, der Sanität, der Feuerwehr und den privaten Sicherheitsdiensten hat sich laut dem OK bestens bewährt. Ohne diese Partner, besonders die Repol Wettingen, wäre die Belastung für die Polizei nicht haltbar gewesen. Laut Max Romann, stellvertretender Kommandant der Stadtpolizei, seien besonders die körperlich aggressiven Schlägereien an die Substanz gegangen. Teilweise wurden die Beamten direkt angegriffen und mussten von ihren Kollegen mit Pfefferspray geschützt werden. Über das Ganze gesehen sei das Fest aber sehr friedlich verlaufen, so Romann.
Sanität: 141 Sanitäter aus 30 Organisationen standen während des Festes im Einsatz – koordiniert vom Samariterverein Baden. Dessen Präsident Andres Greter sagt, zeitweise seien auch die Sanitäter am Anschlag gewesen. An vier Posten im Schulhaus Tannegg, in der Aue, auf dem Theaterplatz und im reformierten Kirchgemeindehaus versorgten sie 816 Patienten mit grösseren oder kleineren Verletzungen. 77 Personen mussten hospitalisiert werden. Bedenklich sei, dass die Sanitätsposten zeitweise von stark Betrunkenen schier überrannt wurden, sagt Greter. Viele von ihnen seien zudem sehr jung gewesen. Aber es sei erfreulich, dass es während der zehn Tage keine schwerwiegenden oder lebensbedrohlichen Verletzungen gegeben habe.
Ärgernisse: Ärgerlich war laut dem OK, dass mehrere Beizen die Lärmgrenze wiederholt überschritten und die Festzeiten nicht einhielten. Die Polizei führte jede Nacht Lärmmessungen durch und schaltete bei drei Beizen die Musik ab. Ebenfalls ärgerlich sei das wilde Urinieren vieler Festbesucher gewesen.
Abfall: An der Badenfahrt waren rund eine Million Mehrwegbecher im Umlauf. Dadurch konnte der Abfall deutlich reduziert werden. Wie viel Abfall insgesamt entsorgt wurde, kann das OK noch nicht sagen. Das Team vom Werkhof hatte aber alle Hände voll zu tun und leistete zehn Tage lang eine schier unglaubliche Arbeit. Unter der Woche war die Stadt frühmorgens jeweils blitzblank geputzt.
Verkehr: Über eine Million Besucher reiste mit dem öffentlichen Verkehr an. Das benötigte über 4300 zusätzliche Busfahrten, 50 Nacht-Extrazüge und hunderte von regulären Zügen, die für die Badenfahrt verlängert wurden. Wegen des hohen Verkehrsaufkommens kam es regelmässig zu Verspätungen. Zur Sicherheit der Festbesucher und um Verspätungen zu vermeiden, wurde die Hochbrücke ab Montag auch für Busse gesperrt und ganz für die Fussgänger freigegeben. Unfälle oder grössere Schäden gab es im öffentlichen Verkehr keine.
Fundsachen: Während der zehn Tage wurden beim Info-Stand der Stadt Baden (nur) 130 Fundgegenstände abgegeben. Sie können im Stadtbüro an der Rathausgasse 1 abgeholt werden.
Das Buch zum Fest: Der Fotograf Lukas Wassmann war während der Badenfahrt unterwegs in Badens Gassen. Autorinnen und Autoren wie Nora Gomringer, Heinz Helle, Matto Kämpf und Michelle Steinbeck haben Texte über das Fest geschrieben. Das Buch «Versus» erscheint im November beim Badener Verlag «Hier und Jetzt» und soll laut dem OK «im Nachhinein beglücken und etwas Futter für die nächsten 10 Jahre» bieten.
Was von der Badenfahrt bleibt: Von Goethe, der auf seinen Reisen gerne in Baden zur Kur weilte, stammt der Satz: «Alles Edle ist an sich stiller Natur und scheint zu schlafen, bis es durch Widerspruch geweckt und herausgefordert wird.» Besser hätte die Badenfahrt 2017 mit dem Motto «Versus» dem kaum nachleben können. Die Stadt Baden wurde in den zehn Tagen mit voller Wucht aufgeweckt und immer wieder aufs Neue herausgefordert. Bleibt zu hoffen, dass sie nicht wieder einschläft. Etwas Stille nach dem Trubel tut jetzt aber sicher ganz gut.