Seit Mai ist der Wohlenschwiler Handwerker in der Schweiz unterwegs – so erlebt er die modernen Wanderjahre.
Klopfende Hämmer, Dröhnen einer Säge, Späne, die durch die Luft fliegen und den Duft von Holz verbreiten: Für André Friedli ist dies gewohnter Arbeitsalltag. Vor einem Jahr hat der Wohlenschwiler die Lehre als Zimmermann abgeschlossen und übt seinen Beruf momentan auf einer Tour und nicht wie üblich in seinem ehemaligen Lehrbetrieb in Dottikon aus. Friedli ist der diesjährige «Zimmermann on Tour».
Holzbau Schweiz hat das gleichnamige Förderprojekt 2013 ins Leben gerufen. Alle zwei Jahre wird ein junger Zimmermann mittels Bewerbungsverfahren ausgewählt und auf Tour geschickt. Während eines halben Jahres durchlebt der Erkorene eine moderne Variante der Wanderjahre. Unterwegs in einem Wohnmobil, fährt der Zimmermann zu ausgewählten Betrieben, bei denen er jeweils eine Woche mitanpackt.
André Friedli wurde auf das Projekt aufmerksam, als vor zwei Jahren der unverkennbare Camper bei seinem Lehrbetrieb Halt machte. «Ich fand es eine tolle Möglichkeit, viele verschiedene Betriebe kennen zu lernen und dabei Kontakte zu knüpfen», sagt der aktuelle «Zimmermann on Tour». Inzwischen ist der Wohlenschwiler seit Mai auf Trab und konnte bereits bei unterschiedlichsten Projekten mitwirken.
Unter anderem war er beim Bau des schweizweit ersten Hochregallagers aus Holz in Wallisellen mit dabei, was ihn besonders beeindruckte. Nach dem gleichen Prinzip der Wanderjahre lernt der Zimmermann andere Arbeitsweisen und neue Techniken, die sein Repertoire bereichern. Auf der Walz, wie sie früher noch vermehrt praktiziert wurde, ist der Geselle drei Jahre und einen Tag zu Fuss unterwegs. Er darf sich seinem Heimatort nicht näher als 50 Kilometer nähern und trägt zu Beginn sowie bei der Rückkehr nicht mehr als fünf Franken auf sich.
Würde sich André Friedli auf diese traditionelle Wanderschaft begeben? «Das wäre mir etwas zu anstrengend. Ich bin froh, dass ich das Wohnmobil habe und damit schnell quer durch die ganze Schweiz reisen kann», meint der 21-Jährige. Er freue sich auch immer, das Wochenende zu Hause mit der Familie und Freunden verbringen zu können.
Weitere Stopps, die bei seiner Tour anstehen, sind Besuche von Schulen und Berufsmessen. Friedli stellt den Jugendlichen seine Tätigkeit als Zimmermann vor, erzählt von seinem Arbeitsalltag, spannenden Projekten und Weiterbildungsmöglichkeiten. Was braucht es denn, um eine Zimmerin oder ein Zimmermann werden zu können? «Spass an handwerklichem Arbeiten, Geschick, Genauigkeit und natürlich Freude am Rohstoff selbst», sagt Friedli.
Eine Schattenseite könne sein, dass man sich bei jedem Wetter draussen aufhält. Doch das mache ihm nichts aus. Für ihn war schon immer klar, dass er einen handwerklichen Beruf ausüben möchte. «Es ist ein schönes Gefühl am Ende des Tages zu sehen, welche Arbeit man geleistet hat.»
Nun ist die Hälfte der Zeit als Zimmermann on Tour bereits um. Unter den noch bevorstehenden Projekten ist der Wohlenschwiler besonders gespannt auf das Erstellen einer V-geführten Seilbahn in Grindelwald. Friedli: «Es macht mich stolz, einmal meinen Kindern sagen zu können, dass ich beim Bau mit dabei war.»