Mellingen
Zu gefährlich: Mammutbaum am Alterszentrum «im Grüt» wird gefällt

Die Wassertanne beim Alterszentrum Mellingen-Wohlenschwil wird nun umgelegt. Der Weg für den Erweiterungsbau des Zentrums ist damit aber trotzdem noch nicht frei.

Carla Stampfli (Text und Foto)
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Der Mammutbaum beim Alterszentrum Mellingen-Wohlenschwil muss gefällt werden.

Der Mammutbaum beim Alterszentrum Mellingen-Wohlenschwil muss gefällt werden.

Daniela Jeanneret

Noch steht er stramm da, der Urweltmammutbaum beim Alterszentrum «im Grüt» in Mellingen. Doch nicht mehr lange, wie der «Reussbote» schreibt. Auf Anfrage bestätigt die auf Transporte und Forstwirtschaft spezialisierte Firma Patrick Räber AG, dass der Baum heute Mittwoch gefällt wird.

«Vor gut fünf Jahren haben wir ein Baumgutachten in Auftrag gegeben», sagt Trudi Rubi, Vorstandsmitglied des Trägervereins Alterszentrum Mellingen-Wohlenschwil.

Grund: Der Urweltmammutbaum, auch Chinesisches Rotholz oder Wassertanne genannt, verliert nicht nur viel Totholz, sondern liegt auch auf dem Grundstück, auf dem ein Teil des Erweiterungsbaus des Alterszentrums zu stehen kommen soll. «Das Gutachten hat gezeigt, dass der Baum krank ist.» Weil er aber nicht umsturzgefährdet sei, habe man mit dem Fällen zugewartet. Bis jetzt.

«Die Situation wird langsam aber sicher gefährlich», sagt Rubi. Der Urweltmammutbaum, der natürlicherweise in feuchten Lagen wächst, verliere aufgrund vergangener Trockenperioden immer mehr Totholz.

«Dieses gefährdet zum einen die Kinder der Spielgruppe, die sich jeweils beim nahegelegenen Tiergehege aufhalten, zum anderen auch die Bewohner des Alterszentrums sowie Passanten», sagt das Vorstandsmitglied. Hinzu komme, dass der Baum für grosse Mengen Nadelabfälle in den umliegenden Gärten sorge. Wie der «Reussbote» schreibt, dürfte der Urweltmammutbaum ums Jahr 1960 gepflanzt worden sein, als das vormalige Altersheim gebaut wurde.

Baum stelle Sicherheitsrisiko dar

Dem Alterszentrum kommt die Fällaktion gelegen, steht der Baum doch dem geplanten Erweiterungsbau mit 14 Zweizimmerwohnungen und 20 Pflegebetten im Weg. Hat das Gutachten dem Alterszentrum etwa eine Gefälligkeit erwiesen? Trudi Rubi weist den Vorwurf zurück: «Der Baum verlor schon damals Totholz. Deshalb wollten wir wissen, wie es wirklich um ihn steht und ob sofort gehandelt werden muss.»

Da sich herausgestellt hatte, dass eine Fällung nicht dringend war, habe man zugewartet. «Jetzt hat sich die Situation aber deutlich verschlechtert, der Baum stellt ein Sicherheitsrisiko dar», sagt sie. «Der Vorstand hat deshalb entschieden, dass eingeschritten werden muss.» Um die Bevölkerung nicht mit einer Nacht- und Nebelaktion zu überraschen, habe man verschiedene Stellen informiert, darunter den Natur- und Vogelschutzverein Mellingen.

Einsprache liegt vor

Obwohl der Baum gefällt wird, bleibt der Erweiterungsbau des Alterszentrums blockiert: Gegen den «Erschliessungsplan Tägerigerweg», den die Gemeinde im Herbst 2017 öffentlich aufgelegt hat, liegt eine Einsprache vor.

Mit dem Erschliessungsplan kommt die Gemeinde dem Entscheid des Regierungsrats nach, der bereits 2015 die Erschliessung für unzureichend befunden – und damit gleichzeitig eine Beschwerde von Thérèse Bächer-Hirt gutgeheissen hatte, die das Land auf der gegenüberliegenden Südseite des Tägerigerwegs besitzt.

«Es ist eine leidige Sache, dass das Bauprojekt erneut durch eine Beschwerde still steht», sagt Trudi Rubi und spricht von einem «Drama ohne Ende». Blockiert sind auch die drei geplanten Mehrfamilienhäuser mit bis zu 30 Wohnungen, die unweit des Alterszentrums zu stehen kommen sollen.

Weil es sich um ein laufendes Verfahren handle, könne man über den Inhalt der Einsprache gegen den «Erschliessungsplan Tägerigerweg» keine Auskunft geben, sagt Bauverwalter Emanuele Soldati. Er gehe davon aus, dass der Gemeinderat im Laufe des Frühjahrs über die Einsprache befinden werde.