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Das Wasserkraftwerk Oederlin in Rieden dürfe nicht vom Netz genommen werden, fordert ein CVP-Grossrat. Dieser stellt dem Regierungsrat in seiner Interpellation darum mehrere Fragen.
Ende Jahr ist Schluss: Das Wasserkraftwerk Oederlin an der Limmat zwischen Obersiggenthal und Ennetbaden muss nach 162 Jahren den Betrieb einstellen. Die aktuell gültige Konzession läuft aus, und eine Neukonzessionierung wäre wegen der vielen Auflagen nicht zu stemmen. «Die Massnahmen, die durchgeführt werden müssten, um dieses Kraftwerk weiterzubetreiben, übersteigen unsere finanziellen Möglichkeiten», teilte die Oederlin AG kürzlich mit. «Sehr bedauerlich, dass die Hürden für den Betrieb eines Kraftwerks, das sauberen Strom liefert, so hoch sind», so Thomas Schmid, Verwaltungsratspräsident und Geschäftsführer.
Dieser Meinung ist auch Michael Wetzel, CVP-Grossrat aus Ennetbaden. Er kennt das Kraftwerk und hat eine Interpellation an den Regierungsrat eingereicht. «Wünschenswert ist doch ganz klar, dass diese ökologische Energiequelle möglichst weiterbetrieben werden kann», sagt er. «Für viel Geld werden Solaranlagen gebaut. Hier haben wir ein funktionierendes, bestehendes Kraftwerk, das grünen Strom produziert. Es kann doch nicht sein, dass es mit grossem finanziellem Aufwand stillgelegt wird.»
Das Kraftwerk konnte sich seit dem 19. Jahrhundert auf ein ewiges, sogenanntes ehehaftes Wassernutzungsrecht berufen. «Nun wurde uns diese Konzession von der Regierung auf Ende Jahr entzogen. Wer aber glaubt, man könne das Kraftwerk einfach abstellen, irrt gewaltig», so Oederlin-VR-Präsident Schmid.
Eine Stilllegung mit Rückbau, führt dazu Michael Wetzel aus, wäre ebenfalls mit grossen Auflagen und hohen Kosten verbunden. «Das Kraftwerk müsste so gesichert sein, dass keine Schadstoffe in die Limmat gelangen, die Wasserstände im Ober- und Unterwasserkanal etwa gleich bleiben und die Fischgängigkeit optimiert wird.»
Wetzel stellt dem Regierungsrat in seiner Interpellation darum mehrere Fragen. Die wichtigste: «Teilt der Regierungsrat die Meinung, dass ein Verbleib des Wasserkraftwerks am Netz, zur lokalen und nachhaltigen Stromproduktion, wünschenswert ist?» Der Regierungsrat soll im Rahmen seiner Möglichkeiten als Bewilligungsbehörde und Konzessionsgeberin den Erhalt des Werkes für die Nachwelt im Sinne alternativer Stromproduktion aktiv unterstützen.
Das Kraftwerk und die schützenswerten Industriebauten hätten als Zeitzeugen der Industriegeschichte in der Region Baden einen hohen Stellenwert, so Wetzel. Erst als Wasserrad und später als Kraftwerk versorgte das Oederlin die Produktionsstätten der Armaturenfabrik und Giesserei sowie zeitweise auch das Grand Hôtel Baden. 1974 wurde das Kraftwerk stillgelegt, ehe 1995 die Wiederinbetriebnahme erfolgte. Aktuell hat die Oederlin AG das Kraftwerk an die Betreiberin Axpo verpachtet. Auch grosse Stromkonzerne seien für den Weiterbetrieb angefragt worden, so Thomas Schmid, «aber auch diese sahen leider keine Möglichkeit, das Kraftwerk unter diesen Umständen weiter wirtschaftlich zu betreiben».