Baden/Mauritius
Zuerst der Hai am Haken – und nun die Politkarriere im Eimer?

Der CVP-Grossratskandidat Reto Schmid entschuldigt sich öffentlich – doch der Shitstorm auf Facebook legt sich nur sehr langsam.

Roman Huber
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Reto Schmid Haifisch
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Weiter schreibt er auf dem Sozialen Medium: «Dieser Fisch darf gefangen werden und gilt als Delikatesse. Wir freuen uns auf Carpaccio und Steaks von fangfrischem Hai.»
Später kommentiert er das Essen noch mit «Läck isch das fein....»

Reto Schmid Haifisch

Facebook/Reto Schmid

Wieder sorgt ein Politiker aus Baden schweizweit für Schlagzeilen. Diesmal ist es nicht der Stadtammann, sondern einer, der ihm im Herbst 2017 vielleicht seinen Sitz streitig machen will: Reto Schmid, ehemaliger Stadtrat und CVP-Grossratskandidat, der zurzeit auf Mauritius in den Ferien weilt, hatte am Dienstag auf dem sozialen Netzwerk Facebook mit einem «Petri Heil» angekündigt, zum Hochseefischfang auszufahren. Ziel ist ein Thunfisch am Angelhaken. Stunden später können alle – nicht nur die 1297 Freunde – auf Facebook sehen, wie Schmid am Strand mit einem 71 Kilo schweren toten Haifisch in den Armen für das Trophäenbild
posiert. Was er noch nicht weiss: Es handelt sich um einen Weissspitzen-Hochseehai, der seit 2008 auf der Roten Liste bedrohter Tierarten steht.

Nach ersten Gratulationen bricht ein Shitstorm über Schmid herein, der ihm in Dutzenden von Kommentaren harsche Kritik, Beschimpfungen und üble Vorwürfe beschert. Schmid, durch diese Tirade offensichtlich konsterniert, entschuldigt sich am Mittwoch auf seinem Profil. Doch selbst sein Versprechen, sich nun für den Schutz der Haifische zu engagieren, lässt die Welle der Entrüstung noch nicht abebben. Vielmehr wirft man ihm Scheinheiligkeit und politisches Kalkül vor.

Schmid: «Das war dumm»

«Es tut mir leid», erklärt Reto Schmid per Telefon aus Mauritius. Er sei sich der Tragweite des Falls nicht bewusst gewesen. Aus der jetzigen Perspektive bereue er alles. «Das war dumm», gesteht Schmid, denn er hätte wissen müssen, dass das je nach Fisch problematisch sei. Schmid schildert, wie es ihm quasi den Ärmel hineingenommen habe: «Da ist man erstmals auf Hochseefischfang und hat plötzlich einen solchen Fisch an der Angel», beginnt er zu erzählen. Angefeuert vom Fischer im Boot steige da eine Euphorie hoch. «Ja, im Moment war ich sogar stolz auf meinen Fang, der von allen bestaunt wurde», gesteht Reto Schmid. Was er gemacht habe, sei auch nichts Verbotenes gewesen. Das stimmt für Mauritius, andernorts – wie zum Beispiel in Ägypten – wäre er bestraft worden.

Auf Facebook gibt Schmid bekannt, dass er mit Alex Smolinsky, Vizepräsident von Sharkproject International, telefoniert und mit ihm vereinbart habe, dass er sich für das Projekt einsetzen werde. «Ich bin überzeugt, dass mit der Empörung über den Tod dieses Haifisches möglicherweise das Leben anderer gerettet werden kann», so Schmid reuig: «Die Leute, die mich kennen, wissen, dass ich für meine Fehler einstehe. Hochseefischen war ich jedenfalls zum ersten und letzten Mal.»

Auch leise Kritik bei der Partei

Ob dieser Fauxpas Auswirkungen auf seine politische Karriere haben werde, das müssten die Wählerinnen und Wähler entscheiden, sagt Schmid. Jedenfalls habe er sich mit dem Facebook-Post nicht etwa profilieren wollen.

Marianne Binder, Grossrätin und Präsidentin der CVP-Kantonalpartei sagt, sie habe mit Reto Schmid telefoniert und ihm den Kontakt von Smolinsky vermittelt. Eine gute Seite habe das Ganze immerhin insofern, als dass sich Schmid nun für bedrohte Fischarten engagieren wolle. Binder ist selber auf Facebook sehr aktiv. «Für Politiker ist es eine ideale Plattform, doch auch eine gefährliche. Denn die Geister, die man ausschickt mit heiklen Veröffentlichungen, wird man eben nicht mehr los. Deshalb sollte man sie sehr gut prüfen und das Private meiden.»

Auch die CVP-Stadtpartei hat sich mit dem Fall befasst. Co-Präsident Carlo Possenti lässt zwar durchblicken, dass er die Pose auf dem Foto heikel findet. «Doch es wäre falsch und nicht fair, wenn man nun Rückschlüsse auf den Menschen Reto Schmid ziehen würde», fügt an. Ob dies für Schmids politische Ambitionen Folgen haben könnte, müsse das Stimmvolk entscheiden.