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Nach Urs Eggenschwilers Tod übernimmt ein neues Wirtepaar. Man werde die «Rose» jetzt nicht komplett neu erfinden, sagen sie. Angesagt sind einheimische und italienische Gerichte.
Gross war der Schock, als vor knapp einem Monat der «Rose»-Wirt Urs Eggenschwiler im Alter von nur 58 Jahren völlig überraschend verstarb. Eggenschwiler hat das Restaurant in der Weiten Gasse während rund elf Jahren geführt. Besonders tragisch war sein plötzlicher Tod auch deshalb, weil er ohnehin plante, Anfang September kürzerzutreten und den bis Ende 2018 laufenden Pachtvertrag einem Wirtepaar aus der Region als Untermieter zu übertragen.
Nun steht fest: Auf Wunsch der Ehefrau des Verstorbenen wird aus dem Untermiet- ein Pachtvertrag. Am 1. August eröffnet das Wirtepaar Bergan und Erdal Dogan aus Untersiggenthal die «Rose» wieder. Die 27-jährige Bergan hat wie ihr 29-jähriger Ehemann türkische Wurzeln. Während sie aber in Untersiggenthal aufgewachsen ist, ist Erdal erst vor knapp zehn Jahren in die Schweiz gekommen, um hier zu studieren.
Mit der Gastronomie machte Bergan Dogan schon früh Bekanntschaft. Ihr Vater Hasan Ceviz war während 27 Jahren Chefkoch in der «Chämihütte» in Untersiggenthal, ehe er von 2014 bis 2016 die «Sonne» in Niederrohrdorf führte. «Ich selber hatte zwar eine Detailhandelslehre absolviert. Doch nachdem wir geheiratet hatten, kam bei meinem Mann und mir immer mehr der Wunsch auf, selber ein Restaurant zu führen», sagt Bergan Dogan. Beide wissen, wovon sie sprechen. Während sie das Wirtepatent gemacht hat und in der «Sonne» in Niederrohrdorf zusammen mit ihrem Vater gewirtet hat, wurde ihr Mann Erdal an der Seite seines Schwiegervaters in die Geheimnisse der gehobeneren Kochkunst eingeweiht. «In der ‹Chämihütte› habe ich ohne eigentliche Lehre alles gelernt, was es für einen guten Koch braucht», sagt Erdal Dogan, der heute als Küchenchef in der «Sonne» arbeitet.
Wieso ist das Wirtepaar ausgerechnet auf die «Rose» aufmerksam geworden? «Wir waren viel in Baden unterwegs. Eines Tages hat mein Mann das Restaurant gesehen und gesagt, hier müssten wir anklopfen», erinnert sich Bergan Dogan. Schnell sei man mit Urs Eggenschwiler ins Gespräch gekommen, woraus schliesslich die Möglichkeit der Untermiete resultierte. «Der plötzliche Tod von Urs hat natürlich auch uns tief betroffen und traurig gemacht. Wir werden alles daransetzen, den guten Ruf der ‹Rose› zu pflegen und weiterzuführen.»
Man werde die «Rose» jetzt nicht komplett neu erfinden. «Es wird weiter Schweizer Küche im Angebot sein», so Bergan Dogan. Und ihr Mann ergänzt: «Hinzukommen italienische Gerichte, vor allem Pasti. Und ich werde grossen Wert darauf legen, dass auch alle Saucen hausgemacht sind.» Auch das traditionelle Fondue soll es im Winter auf Bestellung weiterhin geben. Und im hinteren Teil der «Rose» soll die bei Stammkunden beliebte Bar weitergeführt werden.
Am Erscheinungsbild der Wirtschaft wolle man vorläufig nicht viel ändern; in einen ersten Schritt höchstens die farbigen Wände neu anstreichen. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass offen ist, wie es mit dem Gebäude an der Weiten Gasse ab 2019 weitergehen wird. «Der Eigentümer prüft zwei Varianten. Entweder Verkauf oder Umbau», sagt Daniel Marti von der Brauerei H. Müller AG, welche die Immobilie bewirtschaftet. Bei einem Umbau wären oben Wohnungen vorgesehen, im Erdgeschoss entweder ein Gewerbe- oder eine Gastroräumlichkeit. Marti bestätigt, dass mit den neuen Pächtern ein Vertrag bis Ende 2018 unterzeichnet worden sei mit Option auf Verlängerung, sollte sich das Projekt verzögern. «Wird in einem möglichen Umbau ein neues Gastrokonzept umgesetzt, ist noch offen, wie genau dieses aussehen wird und ob das Wirte-Ehepaar Dogan weiterhin dort wirten kann», sagt Daniel Marti.
Der befristete Vertrag beziehungsweise die ungewisse Zukunft der «Rose» belastet das Ehepaar nicht. Im Gegenteil: «Wir haben jetzt die Möglichkeit, uns einen Namen zu schaffen und einen guten Ruf zu erarbeiten», sagt Bergan Dogan. Man habe bei den Eigentümern auf alle Fälle bereits Interesse angemeldet, auch nach dem Umbau die «Rose» weiterzubetreiben. «Indem wir uns jetzt beweisen und alles daransetzen, das Restaurant erfolgreich weiterzuführen, hoffen wir von unserer Seite, die besten Argumente für eine allfällige Vertragsverlängerung zu liefern.» Doch erst einmal gilt der Fokus auf die Gegenwart, welche es sich in sich hat. Denn das Wirtepaar, das erst vor zwei Monaten zum zweiten Mal Eltern wurde, eröffnet ihr erstes Restaurant fast zeitgleich mit dem Beginn der Badenfahrt. «Da kommt einiges auf uns zu. Aber was gibt es Schöneres, als bei einem solchen Anlass hautnah dabei zu sein.»