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1994 wurde er Gemeindeammann: Mit Dieter Gerber (1932–2020) ist eine prägende Persönlichkeit gegangen.
Es war trotz Sommerferien und Corona eine stattliche Trauergemeinde, die vor kurzem in der reformierten Kirche in Baden von Dieter Gerber Abschied genommen hat. Mit ihm ist eine prägende Persönlichkeit gegangen, die sich in verschiedensten Bereichen mit ansteckender Motivation, Beharrlichkeit, Ehrlichkeit und Bescheidenheit, mit Herz und – wenn’s passte – mit Humor engagierte. Diesen brachte er manche Jahre im Brödlirat der Spanischbrödlizunft ein. Zudem gehörte er als aktives Mitglied dem Kreis der Rotarier an.
Geboren wurde Dieter Gerber in Thun. Er lernte das Fundament und die Stärken unseres Landes in einer Unternehmerfamilie kennen und schätzen. So wie er diese Werte mit Überzeugung vertrat, liess er sie dann auch zur Tradition der eigenen Familie werden. Der junge ETH- Elektroingenieur trat 1962 nach seinen Aufenthalten in Frankreich und in den USA ins Unternehmen seines Vaters ein. Zuerst verdiente er mit dem Bau von Hochspannungsleitungen quer durch die Schweiz seine Sporen ab. 1968 übernahm er die Leitung der Baumann Koelliker AG und trimmte die Firma vom Gemischtwarenladen zum Elektroinstallationsunternehmen.
Erst mit 83 Jahren zog er sich aus der aktiven Geschäftstätigkeit zurück und übergab das Verwaltungsratspräsidium seinem Sohn Frank. Seinen glücklichsten Moment erlebte er sodann vor zwei Jahren am Jubiläum der Baumann-Koelliker-Gruppe, als sich 1000 Mitarbeitende bei ihm mit einer Standing Ovation bedankten.
Dieter Gerber glaubte an die Basisdemokratie und lebte sie als Freisinniger mit seiner Selbstverantwortung vor, auch durch seinen Dienst in der Armee bis zum Oberstleutnant. 1986 wurde er in den Ennetbadener Gemeinderat gewählt, dem er während 20 Jahren angehörte. 1994 wurde er Gemeindeammann. Massgebend wirkte er mit Geschick auf die Realisierung der beschlossenen Kern- und Bäderumfahrung hin, deren Spatenstich 2004 der politische Höhepunkt bedeutete. Gerber sah darin eine Chance für Ennetbaden, das Zentrum zu beleben und damit die Lebensqualität in der Kommune zu erhöhen.
Wo Dieter Gerber tätig war, liess er auch seine soziale, feinfühlige und hilfsbereite Seite spüren, vielfach zusammen mit seiner Frau Florence, die er 1961 heiratete. Drei Söhnen schenkte sie das Leben. Nebst vielen Freuden erlebten Dieter und Florence Gerber mit ihrer Familie auch schwere Momente, so die Krankheit und den frühen Tod von Sohn Manuel. Womöglich geprägt von diesem Schicksal, begleitete Dieter Gerber mit zunehmendem Alter immer wieder Menschen in seiner nächsten Nähe durch schwierige Zeiten und schenkte ihnen Aufmerksamkeit und Mitgefühl, manchmal bis zuletzt, so unter anderem seiner Schwester.
Die Welt ist um einen besonderen Menschen ärmer. Wer ihn kannte, wird ihn gerne in Erinnerung behalten: stets gut gekleidet, mit Fliege, und in kälteren Zeiten mit Hut, den er bei jeder Begegnung stets hob, um sogleich freundlich zu grüssen. Ein echter Patron eben.