Zum Gedenken
Kontiki-Gründer Walter Hugentobler: Ein Leben lang mit Herz und präzisem Verstand

Walter Hugentobler (1948–2021), wohnhaft in Ennetbaden und zuvor in Wettingen, engagierte sich in vielfacher Hinsicht: Der Gründer des Reiseunternehmens Kontiki, Fachhochschuldozent und Buschauffeur sowie langjähriger Verwaltungsrat bei den RVBW.

Roman Huber
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Walter Hugentobler

Walter Hugentobler

Bild: Alex Spichale

Es sind beeindruckende Spuren, die er hinterlässt. Und er war ein besonderer Mensch, geschätzt bei seinen Studenten, den Mitarbeitenden im Unternehmen sowie in seinem Freundeskreis. Wo Walti Hugentobler anpackte, war er beliebt, auch als Gemeindepolitiker in Wettingen. Es waren zum einen seine Zugänglichkeit, die offene, verständnis- und liebevolle Art sowie die Korrektheit im Umgang mit Menschen, zum anderen waren es sein Scharfsinn, seine Kompetenz, seine Leidenschaft als Dozent und pionierhafter Unternehmer.

Dass er sich ein Leben lang sehr gerne und immer wieder selber ans Steuer eines Busses setzte, war nahezu sinnbildlich für den Verstorbenen. Verantwortung zu übernehmen kam bei ihm aus dem Herzen und machte ihm Spass. In erster Linie erinnert man sich da an die Sonderfahrten mit dem legendären Saurer, Baujahr 1938, den er zur Premiere des Hybrid-Busses (2013) auf der Baldegg-Linie der Regionalen Verkehrsbetriebe Baden-Wettingen ebenfalls hinauffuhr, wie dieser es vor 60 Jahren getan hatte. Es war derjenige Saurer, mit dem Walti Hugentobler mit Pfader-Kollegen vor über 50 Jahren Geschichte geschrieben hatte, die später zur Gründung des Reiseunternehmens Kontiki führte.

Mit der Pfadi auf ersten Reisen

Walti Hugentobler wurde 1948 in eine Wettinger Unternehmerfamilie hineingeboren, die in Baden jahrzehntelang das gleichnamige Schuhhaus führte. Die Schulen absolvierte er in Wettingen, dann in der neuen Kanti Baden, von wo er an die Uni Zürich für ein Betriebswirtschaftsstudium ging. Während andere als 68er gegen das Establishment revoltierten, ging Walti Hugentobler mit den Pfadern auf abenteuerliche Kanufahrten nach Südfrankreich. 1970 kauften sie sich den erwähnten Saurer für 800 Franken und bauten ihn zum Wohnmobil um. Er machte die Buschauffeur-Prüfung. Danach ging es nach Schweden und während des Kalten Krieges in die damalige Tschechoslowakei, nach Polen und nach Russland bis ans Nordkap. 1976 folgte eine Amerikareise.

Seine Reiselust, ja Reisesucht und der unternehmerische Geist führten 1979 zur Gründung des Reisebüros Kontiki, dabei hätten ihn seine Eltern gerne in ihrem Geschäft gesehen. Die Leidenschaft als Buschauffeur durfte er bei den Skandinavien-Reisen wiederholt ausleben. 1992 trennte sich das Unternehmen von den Cars und setzte auf Tour-Operating. 2006 wurde Kontiki eine Kuoni-Tochter. Walti Hugentobler war während vieler Jahre Unternehmer und unterrichtete als Doktor der Betriebswirtschaft zuerst am Wirtschaftsgymnasium in Baden, wechselte dann als Dozent an die Fachhochschule. «Die ideale Kombination von Praxis und Theorie», bezeichnete er sein Berufsleben.

Die Regionalen Verkehrsbetriebe Baden-Wettingen holten ihn im Jahr 2000 in den Verwaltungsrat der frischgegründeten Aktiengesellschaft. Er übernahm später das Präsidium des Verwaltungsrates und leitete wichtige strategische Entscheide der RVBW ein. Dazu gehörten unter anderem der 15-Minuten-Takt, die Kooperation mit Indermühle und Twerenbold sowie Ergänzungen auf dem Liniennetz.

Walter Hugentobler, als er den ehemaligen Saurer (Jahrgang 1938) der Regionalen Verkehrsbetriebe Baden-Wettingen steuert. (2.5.2013)

Walter Hugentobler, als er den ehemaligen Saurer (Jahrgang 1938) der Regionalen Verkehrsbetriebe Baden-Wettingen steuert. (2.5.2013)

Dominik Golob

Hugentobler bewies beim Kanton auch sein Verhandlungsgeschick. Den Chauffeuren war Walti Hugentobler stets sehr nahe. Die Einrichtung einer Leitstelle sowie die Weiterentwicklung bis zum Bordcomputer nahm den Chauffeuren einiges an Stress in den Hauptverkehrszeiten.

Von Wettingen nach Ennetbaden

Rund 25 Jahre engagierte er sich in der Kommunalpolitik. Als «Team»-Mitglied wurde er per 1974 in den Einwohnerrat Wettingen gewählt, ab 1978 als Mitglied der FDP. Er war in mehreren Kommissionen aktiv und übernahm 1994/95 das Präsidium des Einwohnerrates. 1999 beendete er die Ratstätigkeit. Walti Hugentobler überliess auch im persönlichen Bereich nichts dem Zufall. Im Jahr 2012 zog er vom Wettinger Lägernhang nach Ennetbaden an die Limmat. Er sprach von einem «Vernunftentscheid», so sei er als viel beschäftigter Pensionär besser an den öffentlichen Verkehr angebunden. Ein interessantes Buch in der Hand, eine Partie Schach oder die Arbeit für seine Studenten liessen es ihm kaum langweilig werden.

Walti Hugentobler freute sich nochmals auf weitere Aktivitäten, als nach einer Krebsdiagnose Anfang 2021 die Therapie bei ihm sehr gut angeschlagen hatte. Doch im November kehrte die heimtückische Krankheit in voller Härte zurück. Er organisierte noch die Prüfungsaufgaben für seine Studenten. Korrigieren wird er sie nicht mehr können. Am 2. Dezember wurde Walter Hugentobler von dieser Welt abberufen.